Thema: Myriam
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Alt 18.03.2008, 15:18
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Myriam

An anderer Stelle habe ich etwas geschrieben, was ich hier wiederholen möchte:

Ich hatte das grosse Glück bei meiner Frau sein zu dürfen. Ich war bei ihr bis zur letzten Sekunde, habe ihre Hand gehalten, ihren letzten Atemzug gespürt, ihre letzten Herzschläge gesehen. Genau das hat sie gewollt. Auch genau in diesem Moment. Sie hat damit den Stein von meinem Herzen genommen.

Alles war Friede.

Die Welt mit all ihrer Hektik, Streit, Schmerz, Angst und Not hielt für einen winzigen, langen Moment den Atem an. Es war unglaublich still. Keine Kälte, keine Wärme. Nur hell und klar.

Sie ist frei. Grenzenlos. Nicht mehr gefangen in diesem kleinen, gequälten Körper. Nichts kann ihr mehr etwas anhaben. Nichts konnte uns Beiden in diesem Moment etwas anhaben. Alles Andere war unwichtig.

Nie in unserem Leben waren wir so Eins wie in dem Moment ihres irdischen Todes.

Ich bin Gott dankbar, dass ich das miterleben durfte. Diesen winzigen Augenblick des Ausblicks in die Ewigkeit. Ich küsste zum letztenmal ihre Stirn, schloss ihre Augen.

Ihre Seele hat den Körper verlassen. Zurück bleibt nur die sterbliche Hülle. Ich hatte das Gefühl: das ist nicht mehr meine Frau, die da liegt. Nur wie ein Kleid, das man ablegt um ein neues anzuziehen. Ich ziehe nur die Falten glatt, dass es nicht noch mehr zerknittert.

Ich kann es nicht anders beschreiben. So war es und so ist es. Das ist es, was mich aus diversen schwarzen Löchern der Trauer wieder nach oben holt. Und noch etwas: ist das Loch so schwarz und tief, dass das alleine nicht reicht, so habe ich mir zur Sicherheit 4 Nothaken in die Wand geschlagen an denen ich mich hochziehen kann. Die haben alle einen Namen: Debora, Vanessa, Paulina und Finnja.


Helmut
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