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Alt 07.08.2002, 17:41
Gast
 
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Standard die letzten Stunden

Liebe birgit,
tja, für meine ma ist es ungleich schwerer, sie leidet unter einer Depression seit mein Vater gestorben ist. Sie äußert sich nicht in Traurigkeit, sie hat bisher noch nicht weinen können. Es äußert sich körperlich mit massiven durchfällen.
Es ist hart für sie und sie steht wohl noch immer unter Schock. Aber sie sucht sich Hilfe, war in einer selbsthilfegruppe und beim Psychologen. Heute morgen habe ich sie in eine psychosomatische Klinik gebracht. Ich hoffe, hier kann man ihr helfen. sie möchte Hilfe und hat Lebensmut, der Punkt ist, sie kann nicht richtig trauern. Ich hoffe, der Knoten löst sich bald bei ihr.
Liebe birgit, es ist alles sehr schwer, gerade am anfang. Es braucht Zeit, viel Zeit, bis der Schmerz erträgliche Maße annimmt.
Mein Pa war auch der Lebensinhalt meiner ma.
Versuch ihr beizustehen, soweit deine eigene Kraft es zuläßt. Ich wünsche dir und deiner ma von herzen alles alles Liebe und viel Kraft.
du hast schon recht, der Körper schützt die Seele und läßt nur soviel zu, wie man ertragen kann. Versuche, darauf zu vertrauen, daß es bei deiner ma auch so sein wird.
Liebe Lisa,
auch dir wünsche ich die nötige Kraft, das alles durchzustehen. Es ist so schwer und die bürokratie ist ein Albtraum in so einer situation. Mein Dad war ein Leben langf in der Kirche, hat immer seine Kirchensteuer bezahlt. Zur Beerdigung sollten wir 600,-- für die Kapellenbenutzung bezahlen Nutzungsdauer 15 Minuten, weitere 15 Minuten sollten weitere 600,-- kosten. Der Pastor wollte sich 86,-- für ein Taxi bezahlen lassen. Ich hätte platzen mögen vor Wut, es war so unwürdig. Ich habe getobt und die arme Frau vom Beerdigungsinstitut angebrüllt, es ginge hier nicht um eine massenbeerdigungsabfertigung, sondern um meinen Vater, der geliebt wurde. die arme Frau konnte garnichts dafür, das Geld hat sie ja nicht bekommen, sondern die Kirche.
Liebe Lisa, wenn deine Kraft reicht, wehre dich, laß es dir nicht gefallen. Ich wünsche dir und deiner Familie, daß ihr deine schwester in Würde begraben könnt. Zu deiner Angst vor der Trauerfeier kann ich sagen, daß ich auch große Angst hatte. Es war dann aber ganz anders als ich glaubte. Es sind sehr viele leute gekommen und ich fühlte mich total getröstet, das soviele Menschen meinen Dad mochten und fand es schön anschließend noch mit ihnen zusammenzusitzen. Es war nicht schrecklich, wie ich glaubte, sondern wirklich tröstlich, den Schmerz teilen zu können und zu sehen, wievielen Menschen er etwas bedeutet hat. Ich wünsche dir, daß du es ähnlich erleben darfst und nicht als Horrorszenario.

Alles Liebe

Marlies
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