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Alt 02.06.2004, 11:16
Gast
 
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Standard Wechsel vom Angehörigen zum Hinterbliebenen

Liebe Petra
Versuch nicht, gewaltsam schlafen zu wollen. Wenn ich auch zu den unmöglichsten Zeiten erwache, lese ich in einem ziemlich langweiligen Buch, bis mir die Augen wieder zufallen. Ich kann zur Zeit noch nicht an all das Schöne denken, das wir zusammen erlebt haben, eben weil dann nur die Bilder kommen, die meinen Schatz während der Krankheits- und Sterbephase zeigen. Manchmal steh ich auch auf und trinke ein Glas warme Milch mit Honig.
Ich weiss nicht, wie es euch geht. Bis heute hab ich es nicht fertig gebracht, für mich allein zu kochen. Wir waren beide berufstätig und haben jeweils zu Abend "richtig" gegessen, ich hab mit viel Liebe gern gekocht, und wir beiden sassen gemütlich zusammen und haben es uns gut gehen lassen (ich bin über jede Flasche guten Wein, die wir zusammen getrunken haben froh). Ich mag bis heute nicht daran denken, irgendwohin zu reisen, wo wir zusammen gewesen sind. Vor allem auch deshalb, weil wir vier Wochen vor seinem Tod genau wussten, dass er nie mehr an seine Lieblingsorte kommen würde.
Mich überfallen die Trauerattaken zu völlig verschiedenen, unvorsehbaren Zeiten. Ich weiss im Voraus überhaupt nicht mehr, wie ich auf bestimmte Situationen reagiere. In einem Monat werde ich 50 Jahre alt, mir graut davor, wir wollten eigentlich ein rauschendes Fest machen, zumal mein Schatz eine Woche später ebenfalls Geburtstag gehabt hätte.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich je wieder unbeschwert fröhlich sein kann. Obwohl ich mir Mühe geben will, nach Vorne zu schauen, hab ich eigentlich gar keine Lust, in mein Leben die Normalität einkehren zu lassen!!
Es tut gut, hier die wirren Gefühle und Gedanken aufschreiben zu können. Ich umarme euch Barbara
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