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Alt 08.05.2005, 12:53
Gast
 
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Standard Nicht nichts ohne dich, aber nicht dasselbe.......

Liebe Alina,

heute ist für Dich der erste Muttertag ohne Deine Mama und alle diese erstmals "ohne sie" durchlebten Tage fordern einen.
In letzter Zeit habe ich einige Beiträge von Dir gelesen, Du hast eine so liebe, achtsame, behutsame Art, daß mir ganz warm im Herzen wird. Ich habe auch wieder etwas über Deine Mama erfahren, ihren Umgang mit Krankheit und dem Tod. Ich glaube, ich wäre gerne still bei Euch in einer Ecke gesessen.

Welches Bild hast Du vor Dir, wenn Du ganz schnell an Deine Mama denkst?
Ich sehe meine Mama immer im vollen Leben und muß mir die Krankenbilder erst geistig heranholen.

Wie ist es Dir in den ersten Monaten beim Erwachen ergangen, hattest Du manchmal die Illusion sie sei noch da? Davor hatte ich immer ein wenig Angst, aber selbst wenn ich von ihr träumend erwache, weiß ich gleich, daß sie tot ist.

Als mein Papa - viele Jahre vor seinem Tod - einen Schlaganfall hatte, war ich erstaunt, wie viele Menschen mittelbar und unmittelbar davon betroffen waren. Nach einiger Zeit habe ich verstanden, daß es so ist, weil es auch MEIN Thema geworden ist. Was allerdings Krebs betrifft, da glaube ich wirklich, daß es nichts mehr mit meinem zunehmenden Alter zu tun hat, oder gesteigerter Sensibilität dem Thema gegenüber. Mich erschreckt, daß so viele junge Menschen daran erkranken, wenn allein in Deiner Nähe gleich zwei Fälle sind....In diesem Zusammenhang fällt mir aber auch ein kleines positives Beispiel ein: seit ich Tante von zwei kleinen Neffen bin, sehe ich plötzlich überall Kinder! Mit Sicherheit waren die vorher auch da!

Ich wünsche Deinem Papa alles Gute, natürlich auch Deiner Stiefschwester. Übrigens ist in einem der letzten threads beim Prostatakrebsforum eine Adresse unter der man viele Informationen findet. Ich kann sie jetzt nicht hier hinschreiben weil ich nicht weiß wie ich aus meinem Text rauskomme und wieder rein ohne das alles weg ist!

Heute werde ich noch eine Bellinioper hören, für und mit Mama. Denk Dir, ich stehe heute noch oft vor Schaufenstern und in Geschäften und sehe mir ganz ernsthaft Textilien für sie an! Nach wie vor kaufe ich Bücher die mehr ihre Interessen abdecken als meine, lese sie sogar.

Am 12. Mai ist dann Werners Termin beim Onkologen. Es geht uns recht gut. Es erkranken und sterben viele Menschen. Es ist wie es ist, aber ich bin bei allem froh und dankbar, daß wir einander haben, in dieser Ecke der Welt leben und unter keinen existenziellen Sorgen leiden. Dazu und das will ich auch nicht vergessen,sind wir nicht mehr jung. Das hat nicht immer etwas mit dem subjektiven Empfinden zu tun, ist aber schlicht und ergreifend eine Tatsache.
Hie und da sag ich das meinem Werner und er sieht es auch so.

Alles Liebe und gute Wünsche
Briele