Einzelnen Beitrag anzeigen
  #10  
Alt 31.05.2005, 09:33
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Soll ich zu meiner Mutter ziehen?

Hallo Karleen,

einiges was Du über deine Mutter erzählst, kenne ich auch von meiner, es kommt mir jedenfalls ziemlich bekannt vor. Ich bin jetzt 42 und gerade dabei mich davon freizumachen IMMER ein schlechtes Gewissen wegen meiner Mutter zu haben. Ich will es einfach nicht mehr.... das hat zu einer deutlichen Abkühlung unseres ohnehin nicht sehr herzlichen Verhäötnisses geführt... meine Mutter ist da eisern: in dem Masse wie ich mich nicht mehr ihrem Willen beuge, zieht sie sich immer mehr zurück. In einem Streit im letzten Jahr hat sie mir auch gesagt dass sie erwartet dass ICH komme (auch wenn es z.B. darum geht wann + wie oft sie meine Kinder sieht)....

Ich hatte zu meinem Vater auch kein enges Verhältnis, er hat immer nur für seinen Job gelebt und nicht gerade regen Anteil an seinen 5 Enkeln (ich 2, mein Bruder 3)genommen. Das habe ich ihm oftmals vorgeworfen, und erst jetzt begriffen dass meine Mutter vor allem deshalb scheinbar näher an allem dran war, weil sie uns damit auch im Griff hatte. Mein Vater konnt mit kleinen Kindern nun mal nicht so viel anfangen, dafür hat meine Mutter immer dann Probleme auch mit den Enkeln bekommen je grösser und unabhängiger sie wurden, meine sind noch klein aber die von meinem Bruder sind z.T. schon erwachsen. Meine Mutter hat Schwierigkeiten andere Meinungen zu akzeptieren, und ich habe auch das Gefühl dass sie mich als eigene Persönlichkeit eigentlich nie akzeptiert hat (das mit dem Spott oder unverständnis nach Trennungen, eben für MEINEN Kummer, kenne ich auch gut, ihr reichte es z.B. mir zu sagen "habe ich doch gleich gesagt"...weil sie den Typ ohnehin immer sch... fand, anstatt einfach nur hinter mir zu stehen, was ich mir gewünscht hätte). Mein Vater hat mich nur selten kritisiert, und wenn dann hatte ich echt Mist gebaut. Er konnte sich auch einfach für mich freuen, war zwar "oberflächlicher" aber eben auch nicht so streng in seinem Urteil. Über andere konnte er gut lästern aber mich hat er nie mit Geringschätzung behandelt, so wie ich es bei meiner Mutter eigentlich oft empfunden habe bzw. empfinde.

Mein Vater hatte sich vor 15 Jahren endgültig von meiner Mutter getrennt, nachdem die Ehe aber schon viele Jahre sehr schlecht war, die konnten kaum noch an einem Tisch sitzen. Einige Jahre wussetn wir nicht mal wo er wohnte (oder mit wem), im nachhinein hat sich herausgestellt dass er da dann schon mit seiner späteren zweiten Frau zusammen war. Er traute sich nicht es uns zu sagen, aus Angst vor Ablehnung aber auch um uns nicht in den (dann tatsächlich vorhandenen) Gewissenskonflikt gegenüber meiner Mutter zu bringen. In den letzten Jahren war er dann mit der Frau wieder hier in die Gegend gezogen, ich lernte sie auch kennen, aber es blieben immer zwei getrennte Leben für ihn, das alte und das neue.... ich habe mich auch tatsächlich wegen meiner Mutter nie getraut die neue Frau einzuladen usw. Erst als mein Vater im KH lag kamen wir usn näher, zumal mein Bruder sich ausklinkte weil er damit nicht klarkam meinen Vater zu besuchen.... am Ende stand ich mit ihr allein da und wir haben nachher auch die Beerdigung und alles zusammen gemacht, und seitdem gelte ich bei meinem Bruder + meiner Mutter als so eine Art Verräter, es gab viel Streit, auch um das Erbe usw. Aber ich hatte nun (spät..) entschieden die Wahl meines Vaters zu akzeptieren und dazu zu stehen, ausserdem war ich mir sicher dass er gewollt hätte dass ich mich kümmere, so wie er sich immer um sie gekümmert hat, um alles, Finanzen usw., naja und daraus ist dann auch eine Verbundenheit entstanden die ich nicht mehr zur Diskussion stelle, und meine Mutter kann das einfach nicht akzeptieren... so reden wir seit über 1 Jahr nur das nötigste. Es tut mir weh dass es so ist, und ich denke viel darüber nach dass sie ja auch schon älter ist und man nicht weiss wieviel Zeit wir noch haben.... aber trotzdem habe ich das gefühl ich kann mich nicht mehr unterorden, und dass wir uns auf Augenhöhe begegnen kann SIE anscheinend nicht akzeptieren....

Warum schreibe ich das alles hier...? Ich finde es toll dass Du es schaffst, deinen eigenen Weg zu gehen und Dich abzugrenzen, und trotzdem für Deine Mutter da zu sein. Das schaffe ich im Moment leider noch nicht......

Es wäre schön, wenn Du dafür von ihr auch ein bisschen Anerkennung bekommen würdest. Ich finde, Du machst unheimlich viel für sie. Das muss reichen, und ich finde sie müsste es wirklich anerkennen.

Viele Grüsse
Kerstin
Mit Zitat antworten