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Alt 02.11.2009, 12:02
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: Wie weiter leben ?

Hallo Teodora,

Zitat:
Zitat von Teodora Beitrag anzeigen
Habe mir damals auch Gedanken gemacht, wie meine eigene Beerdigung aussehen könnte: hab meinem Mann den Auftrag gegeben ein "rauschendes" Fest daraus zu machen, denn es wird das letzte sein, auf dem das eine oder andere Gläschen auf mich gehoben wird. Er fand das gar nicht lustig!
Kannst dich da mit meiner Frau zusammentun... Sie wollte auch so eine Feier, und sie hat sie bekommen. Nicht zur Beerdigung, weil ihre Urne in ihrer "alten Heimat" (750 km weit weg von unserem Zuhause) im Friedwald beigesetzt wurde, ganz formell und spiessig, mit einem Pfarrer, der sie nie gesehen hatte, schwarzgekleideten, heulenden Verwandten usw. Das war ihre Konzession der Familie zuliebe an das, "was sich eben so gehört". Ihr war's egal, sie hat's ja nicht mehr mitbekommen. Aber bei uns Zuhause hat sie sich eine Abschiedsfeier mit Freunden gewünscht, und das Motto hatte sie auch schon bestimmt (ist aus einem Lied von Klaus Hoffmann aus den 70ern):

Ich will Gesang will Spiel und Tanz
will daß man sich wie toll vergnügt
Ich will Gesang will Spiel und Tanz
wenn man mich unter´n Rasen pflügt.

Ich hatte meiner Frau versprochen, dass es diese Feier gibt, und knapp 6 Monate nach ihrem Tod haben wir das auch gemacht. Ich fand's sehr schwer, hätte am liebsten gekniffen, aber das ging ja nicht. Versprochen ist versprochen. So richtig nach Gesang und Tanz war wohl niemandem zumute, aber die Atmosphäre war doch insgesamt so, wie meine Frau sich das gewünscht hätte: fast wie auf einem Geburstagsfest o.ä. Doch, sie hätte sich gefreut. Auch darüber, dass ganz viele Leute gekommen sind, um ihr auf diese Weise "die letzte Ehre zu erweisen". Und es war gut, dass diese Feier erst ein halbes Jahr nach ihrem Tod stattfand. Weil da schon ein bischen Abstand da war. Auf einer Beerdigung kurz nach dem Tod von Herzen zu lachen... das ist glaube ich kaum möglich.

So eine Feier ist aber schwierig, weil da die richtigen Leute zu gehören. Zu _feiern_, weil jemand gestorben ist... das ist schon sehr ungewöhnlich. Und viele verstehen das überhaupt nicht. Aber das war nicht unser Problem. Wer uns kannte, wußte ohnehin, dass wir immer etwas, ähem, "unkonventionell" waren. Genauso posthum. Es gab hier schon einiges Unverständnis (das o.g. Motto stand auch groß in der Einladung...); und einige Leute, die nicht gekommen sind, weil sie nicht wußten, wie sie damit umgehen sollten.

Zitat:
Ich bin endlich an einem Punkt angekommen, wo ich sagen kann, dass ich meine Situation akzeptiert habe und deshalb lässt es sich jetzt wieder besser leben, aber auch ich habe geraume Zeit gebraucht da hin zu kommen.
Gute Gespräche mit Freunden haben mir immer sehr geholfen - lieber Stefan, vielleicht helfen sie dir auch!
"Akzeptieren", mit dem Begriff kann ich nicht viel anfangen. Das muss ich jeden Tag. Sich daran zu gewöhnen, ist schwierig. Gespräche mit Freunden, naja. Kann mitunter eine Entlastung sein, aber bringt Tote auch nicht wieder. Und ich will gar nicht mehr so viel über die Vergangenheit sprechen, das schmerzt nur.

Viele Grüße,
Stefan
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