[Stephani]

Hallo Mama!
Heute war mein 1. Arbeitstag seid dem du von uns gegangen bist. Ich gehe ja im Januar nur 1/2 Tage und ich war wirklich froh wir 12 Uhr hatten und ich nach hause konnte. Tina hat letzte Woche soviel misst gebaut den ich dann heute ausbügeln musste, aber man kann von ihr wirklich nicht viel erwarten. Naja der 31. Oktober rückt immer näher.
Ich habe dir doch erzählt das Kerstin bei deiner Trauermesse etwas vorgetragen hat und uns das sehr gut gefallen hat. Sie hat ihre Gedanken niedergeschrieben und die wollte ich dir jetzt auch schreiben:
Wie kann es in dieser Situation nicht möglich sein,
laut zu schreien, um seinem Schmerz Gehör zu verleihen?
Es ist schwer alein zu sein.
Wäre ich immer alleine gewesen, hätte sich manches anders ergeben.
Doch ich war es nicht - ich hatte Dich!

Hast mir gezeigt, was es bedeutet Familie zu haben,
ich habe doch noch so viele Fragen,
wollte noch soviel erfahren, dir so viel erzählen
Du hast mir gezeigt, was es heißt Hoffnung zu haben.
In all diesen schweren Tagen hast du gekämpft,
mit so unglaublich viel Mut, wie du es jeden Tag deines Lebens
für das Glück deiner Familie getan hast.

Aber wir hatten so wenig Zeit, ich bin noch nicht bereit,
auf mich allein gestellt in einer Welt,
von der ich nur all zu oft annehme,
dass sie sich gegen mich stellt.
Nun muss ich alleine Kämpfen,
ohne dich an meiner Seite,
mit dir in meinem Herzen.
Ich hoffe, dass ich eines Tages so stolz auf mich sein kann,
wie du es auf dich sein konntest!

Ich vermisse den violetten Schimmer deines Haars
und deinen verständnisvollen Blick.
Du fehlst mir so sehr.
Ich hoffe es geht dir gut.

Wir haben alle wie Kerstin dies vorgelesen hat geweint und gedacht wie recht sie doch hat. Du hast dich wirklich für die Familie aufgeopfert und warst immer für uns alle da.
So für heute will ich mich von dir verabschieden und ich wünsche dir eine gute Nacht.

Deine Tochter Ingrid