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Alt 04.03.2003, 04:17
Gast
 
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Standard Warum mußte sie so leiden?!

Hallo Nadine,
ich kann Deinen Zorn und Deine Einstellung nachempfinden, so wie viele hier, welche die Qual des Todes miterlebt haben.
Als ich bei meiner Mutter ganz deutlich sah, dass in punkto pallitative Alternative nichts getan wurde, habe ich sie nach hause geholt. Sie hatte keine Schmerzen, dafür sorgte ihre Hausärztin. Es war ihr qualvoller seelischer Schmerz sterben zu müssen, der letzte Schrei nach dem Leben, der heute noch in mir sitzt. Beim ersten Hausbesuch der Ärztin brachte sie mir die Informationshefte vom Hospiz mit, die Phasen des Gehens.
Meine Mutti hatte sich eine Sammlung von Schlaftabletten zugelegt, für den Fall der Fälle. Doch sie war ja nicht einmal mehr imstande sich alleine zu drehen usw., wer hätte ihr diese geben sollen? Hätte ich ihr den Todesmix zubereiten sollen? Hätte es die Ärztin machen sollen? Wir wären Beide gesetzlich belangt worden. Und wer beruhigt das Gewissen? Kommen nicht die Gedanken jetzt schon nach dem Tode, habe ich alles in meiner Macht stehende getan um zu helfen, zu lindern???? Welch ungeheures Schuldgefühl würde da die Hinterbliebenen zerfleischen? Wie viele Menschen hätten wirklich die Kraft, ob sterbend oder zurückbleibend, diesen Weg zu gehen? Hängen wir nicht Alle so sehr am Leben, dass immer noch ein Fünkchen Hoffnung (ob nun realistisch oder nicht) oder den starken Glauben an die Hoffnung gibt vorhanden ist?
Glaubst Du nicht, dass ein Arzt, welcher diese Situation hat zu seinen möglichen Mitteln greift?? Ich schon, denn ich weiss es aus dem Bekanntenkreis. Und wie viele Ärtze sind nicht nur wegen ihren Überstunden zu Alkoholiker und Drogenabhängigen geworden? Da dürfte niemand eine Studie beginnen!!
Verstehe mich nicht falsch, ich bin absolut FÜR ein humanistisches Sterben und den sofortigen Ausbau der pallitativen Medizin, und wäre an vorderster Front dabei darum zu kämpfen, um alles in meiner Macht stehende zu tun. Deshalb begann ich bei mir, ich meldete mich zum ehrenamtlichen Hospizdienst an, werde die Schulungen so bald als nur möglich beginnen, nachdem ich meine gesundheitliche Situation geregelt habe. Ich bin der Meinung hier schon einen winzig kleinen Teil beitragen zu können, und auch mit zu kämpfen, für was ich einstehe.
Leider sitzen in vielen Köpfen noch die Erinnerungen an die grausigen Ereignisse vom 2. Weltkrieg, und das hemmt uns Deutsche am MEISTEN. Ebenso die Unmacht der Hinterblieben, der Weisskittel ist für viele Menschen immer noch ein Halbgott und hat das Wissen.
Der Schmerz lähmt, und viele Menschen haben nicht die Möglichkeiten und das know-how, wie sie sich informieren, um dann vor den Ärzten Rückrat zu bieten. Und wehe sie tun es!! Mein letztes Beispiel, "ich werde nur noch mit ihrem Hausarzt diskutieren" wurde ich abserviert und stehen gelassen.
Nadine, sprech mit dem Hospizdienst, anderen evtl. vorhandenen pallitativen Dienste, schau wo DU Deinen Beitrag leisten kannst. Den Wut bewegt Berge. Und je mehr Menschen diese Wut konstruktiv umsetzen, um so mehr können wir gemeinsam tun um endlich ein würdevolles Sterben in die Wege zu leiten.

liebe Grüsse,
Jutta
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