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Alt 13.03.2006, 17:33
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Sandra! Sandra! ist offline
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Registriert seit: 13.09.2005
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Standard AW: P A P A , wo bist du jetzt und wie geht es dir ???

Hallo Gaby!

Bin auch nicht immer im Internet! Kommt daher bei mir auch schon mal vor, dass ich ein paar Tage gar nichts schreibe.

Mein Vater war bis zum Schluss ansprechbar und hat auch selber noch sprechen können. Morphium bekam er erst in den letzten drei bis vier Tagen, als die Schmerzen wirklich absolut unerträglich wurden. Wir baten die Ärzte darum, dass er nicht völlig „zugedröhnt“ wird sondern nur so viel erhält wie es wirklich nötig ist. Für den Notfall hatten auch den lebenserhaltenden Anschluss an sämtlichen Gerätschaften abgelehnt. Das wollte mein Vater auch nicht. Er wollte vor allem nicht, dass sein Leiden künstlich verlängert wird. Uns hatte man vorher auch darüber informiert, wie es aussehen könnte, wenn es mit meinem Vater zu Ende geht. Die Palette reichte von Leberkoma über Herzinfarkt und Schlaganfall bis hin zum einfachen Einschlafen. Wenn ich die „Alternativen“ betrachte, dann bin ich doch sehr froh, dass mein Vater einfach nur friedlich einschlafen konnte. Er hatte den gleichen Gesichtsausdruck wie deine Mutter. Allerdings ist mein Vater erst für immer eingeschlafen als er ganz alleine war. Ich denke, dass er es so wollte und sich den Zeitpunkt so ausgesucht hat. Wir waren aber wenige Stunden zuvor noch bei ihm im Krankenhaus und haben uns von ihm verabschiedet. Meine letzen Worte zu ihm waren, dass wir in ein paar Stunden wieder kämen und er bis dahin durchhalten könne. Er dürfte aber auch nun die Hand annehmen, die ihm gereicht wurde, da es nun soweit ist. Weiter sagte ich ihm, dass ich ihn trotz dem immer lieben werde, egal welche Entscheidung er trifft. Mitten in der Nacht ging mein Telefon ... es war das Krankenhaus ... .

Ich weiß, unsere Liebsten sind nun von ihrem Leiden erlöst und ihnen geht es nun viel besser! Darüber sollten wir uns freuen. Und nach Elisabeth Kübler-Ross werden wir uns irgendwann alle wiedersehen! Und bis dahin, werden wir bestimmt einen Weg finden, mit diesem schweren Verlust zu leben. Irgendwie!?

Der Tod deiner Mutter ist ja noch ganz frisch! Von daher ist es ganz normal, dass sie in deinen Gedanken noch überall präsent ist. Keine Panik, du drehst nicht durch! Das ist alles normal! Ich fand die erste Zeit nach dem Tod meines Vaters auch ganz seltsam. Einerseits kam mir sein Weggang schon so lange vor, aber andererseits waren die ganzen Erinnerungen noch so frisch als wäre es erst gestern gewesen. Wenn ich bedenke, dass es am 06.04.2006 schon ein halbes Jahr her sein wird, dann frage ich mich, wo das halbe Jahr geblieben ist?! Er kann doch unmöglich schon so lange fort sein?!
Wenn meine Mutter und ich hin und wieder abends zusammensitzen haben wir sogar heute noch manchmal auch das Gefühl, dass wir nicht alleine sind. Es ist schwer zu beschreiben, aber irgendwie ist da so ein komisches Gefühl, dass da noch jemand ist. Meine Mutter ruft dann schon mal „Klaus, bist du es?!“ aber bisher kam darauf noch keine Antwort. Irgendwann wird er uns schon noch Zeichen geben! Einige haben wir ja bereits erhalten.

Fühle dich ganz doll gedrückt !

Viele liebe Grüße
Sandra
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