Ich will Euch mal schnell zurück grüßen und Danke sagen für das immer wieder da sein...
Letzte Woche war ich mal wieder mit Trauergespenstern und -geistern der besonderen Art beschäftigt.
Wir hatten unsere ersten "großen" Jahrestage.
15.06.07 - an dem Tag hab ich letztes Jahr angefangen mit meiner Familie über den "Verdacht Krebs" zu reden. Ich wurde gescholten: Wie kannst Du das nur aussprechen? Ich habe den Tag und das Unheil das ich angerichtet habe in guter Erinnerung
16.06.07 - Karatesommerfest. Erst Lehrgang dann Prüfung dann Grillfete. Mein Trainer hat mich zur Prüfung aufefordert - ich habe abgelehnt, weil ich mich nicht in der Lage fühlte. Zum Sommerfest kam dann Bruder, er hatte aufgrund meiner Worte angefangen gezielt zu recherchieren und gab mir plötzlich Recht. Das war unser erster Einbruch. Wir lagen uns in den Armen und haben geweint. Meine Freunde haben mich nach dem Fest mit nach Haus genommen / ich habe dort geschlafen...
18.06.07 - Wir erfahren: Tumor in der Lunge: KH Einweisung für den 22.06. geplant
18.06.07-21.06.07 - Ich bin verzweifelt. Es läuft immer nur der Film: Aber es ist doch mein Papa. Fühle mich dem Zerbrechen nahe
21.06.07 - Mein Papa bittet mich ihn morgen ins KH zu bringen - und plötzlich werde ich ganz ruhig. Eine Welle der Kraft überrollt mich und ich weiß, ja ich werde es aushalten können
22.06.07 - Ich bringe meinen Papa ins KH! Meine Mam ist eifersüchtig, weil ich "ihren" Platz eingenommen habe. Ich war mir immer sicher, dass Papa sich bewusst für mich entschieden hat. Ich bin nicht so emotional. Also doch schon aber anders.
Abens schreibe ich -warum auch immer- meine ganz persönliche Einschätzung der Dinge in mein Tagebuch. Schwarz auf weiß steht dort geschrieben, dass ich weder Weihnachten 07 noch meinen Geburtstag im Dezember mit Papa feiere. Noch gruseliger: Dort steht August / September. Wenn wir diese Monate überstehen sollten, November wird er nicht mehr erleben (woher habe ich das gewusst?)
23.06.07 - Wir erfahren, dass der Krebs bereits metastasiert hat. Hirnmeta vorhanden
Zu dem Zeitpunkt fing an mir klar zu werden, dass wir nicht nur das "Problem Papa" haben sondern auch "Problem Mama". Aber Hilfe, die konnte ich für meine Mama nicht bekommen...
Aus diesem "Film der Vergangenheit" habe ich mich zwischenzeitlich wieder etwas befreien können. Aber es waren harte Tage.
Davor die Trauerfeier meines Opas war einfach nur schlimm. Bewusster habe ich sie erlebt. Die Rednerin ist natürlich auch auf Paps Tod eingegangen. *seufz*
Aber ich möchte noch etwas erzählen - ich habe schon zweimal hier im Forum geschrieben aber es gehört selbstverständlich auch in meinen Thread.
Die Freundin meiner Mutter, meine Mutter und ich und saßen letztens auf der Terasse bei meiner Mam. A. (=die Freundin) meinte vorsichtig, dass meine Mutter mal langsam anfangen soll ein paar Sachen weg zu packen.
Meine Mutter: Aber das kann ich nicht. Da hängen auch so viele Erinnerungen an P. dran.
A: Nein! Schau mal, die Erinnerungen an P. sind nicht seine Schuhe auf dem Flur, nicht die Jacke an der Gaderobe. Dort neben Dir sitzt Sandra -seine Tochter! Dort sitzt Dein Mann. Genauso musst Du das sehen, wenn Euer Sohn da ist!
Na erstmal hab ich natürlich geweint aber in dem Moment wurde mir schlagartig und mit voller Wucht klar: Solange ich lebe ist mein Vater definitiv nicht tot. Ich trage ihn wirklich in mir.
Dafür weint meine Mama jetzt immer wenn ich wieder nach Hause fahre. J. und ich sind das Einzige was sie von Papa noch hat und wir müssen immer vorsichtig sein und so...
Aktuell bin ich noch jobmässig gestresst. Aber dazu schreibe ich hoffentlich nächste Woche mehr.
Dieses Wochenende fahre ich wieder zum Karatelehrgang! Ein WE mal wieder raus!
Falls jemand bis zum Schluß durchgehalten hat das alles zu lesen: Vielen Dank!
Liebe Annett: An die Geschichte mit den Zwillingen musste ich auch sofort in der Kapelle denken! In denke oft an Dich!
Ganz liebe Grüße auch Andreas: Ich freue mich, dass es Dir besser geht und wünsche Dir für die Reha alles Gute.
Meine treuen Mädels Desi und Ela:
Und auch einen dicken Drücker an Engel
Sandra