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Alt 22.03.2004, 21:45
Gast
 
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Standard Aszitis-geht es jetzt zu Ende?

ihr lieben, ich dachte, ich melde mich jetzt auch mal hier, nachdem ich euch gefunden habe und weiß, daß wir viele erfahrungen teilen: ich bin krankenschwester, arbeite auf einer onkologischen station und war anfangs des jahres total geschockt, daß auch meine mutti ein inoperables pankreasschwanzkarzinom hat. es hat bereits teilweise den truncus coeliacus ummauert (eine große arterie, die von der aorta abzweigt und die verdauungsorgane des oberbauchs versorgt) und ist wahrscheinlich inzwischen auch schon weiter fortgeschritten. die diagnose steht seit 14. januar fest. sie hatte seit september zunehmende schmerzen, aber wie so oft haben die ärzte sich mit dem diagnostizieren nicht beeilt. als dann feststand, daß man nicht mehr operieren kann, hat sie sich gegen eine chemotherapie und auch gegen eine biopsie entschieden. außerdem will sie keine parenterale ernährung. meine mutti ist 69 Jahre alt und war bis vor kurzem noch ganz drahtig-agil, ist fahrrad gefahren und kann besser computern als ich. anfangs fiel es uns schwer, ihre entscheidung zu akzeptieren. jetzt staunen wir sehr, wie stark sie ihrem abschied vom leben entgegensieht. sie "mistelt" aber (bauchspritzen) und nimmt tibetische pillen, die man als nahrungsergänzung z.b. aus freiburg bekommen kann. vorher war sie bei einem tibetischen arzt, der eine pulsdiagnostik bei ihr gemacht hat und ihr auf die zunge und in die augen schaute. und so ist nun ihr aktueller zustand: alle laborwerte außer der tumormarker (ca 19-9) sind - noch - im normbereich. der tumormarker ist bislang nicht gestiegen. ihr hunger ist gering, ihr appetit stark wechselnd, aber insgesamt weicht ihre speisekarte noch nicht von unserer ab. sie ißt allerdings viel weniger als erforderlich. ihr gewicht sinkt deutlich. blähungen und stuhlgangprobleme hat sie auch (schon seit jahrzehnten, jetzt aber zunehmend), die sie mit lefax und movicol therapiert. sie hat jedoch keinen aszites, keine übelkeit, kein erbrechen und raucht noch täglich ihre ca. 10 Zigaretten. sie ist zuhause und macht alles was sie will und kann - sofern sie nicht schläft. die meiste zeit verbringt sie aber tatsächlich auf dem bett (nicht im bett), wobei sie oft wegdöst. jeden tag kommen in einer art besuchsdienst freunde und verwandte zu ihr, so daß mein vater entlastet wird. wenn sie mehr pflege braucht, wird ein ambulanter onkologischer pflegedienst dazukommen. ihre schmerzen behandelt sie bis heute nur mit tramadol retard tabletten und tramadol tropfen. insgesamt geht es ihr im vergleich zu allen pankreas-patienten, die ich kenne, sehr gut. sie hat bestimmt nicht mehr viel zeit, ist aber glücklich, daß sie zuhause sein kann und nicht im krankenhaus. es ist für mich kaum vorstellbar, daß sie bald sterben wird. inzwischen bin ich aber sicher, daß sie für sich tatsächlich den besseren weg gewählt hat. sie sagt, sie möchte nicht mehr lebenszeit, sondern möglichst viel lebensqualität für die zeit, die ihr noch bleibt. auf keinen fall will sie schmerzen leiden oder länger als nötig leiden. ich glaube, sie schafft das. jetzt wünschen wir uns nur noch, daß auch wir das schaffen - diesen letzten gemeinsamen weg mit ihr. seid alle von herzen gegrüßt - susinka.
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