Thema: Und nun?
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Alt 04.10.2005, 16:19
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Lady Molly Lady Molly ist offline
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Registriert seit: 01.05.2005
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Standard AW: Und nun?

Liebe Andrea,

zwischen uns liegt eine Minute, heute morgen ;-).
In deinen Worten erkennen ich meine Situation wieder.

Ja sicher rennen wir nun hinter den Männern und Freunden
aller anderen hinterher, der Gedanke ist wirklich zu absurd,
um darüber zu lachen.
Manchmal hätte ich gerne sofort auf der Stelle einen Partner an
meiner Seite, immer wieder läuft das aber darauf hinaus das ich
meinen Mann will, niemanden sonst. Wer soll denn daneben schon
bestehen? Das Thema neuer Partner kommt vielleicht eines Tages wieder
auf uns zu, aber bevor ich nicht wieder nur ICH bin, Schublade auf, da liegts lange gut.

Auch die Situation mit den Kindern hast du treffend beschrieben.
Jedes meiner Kinder trauert auf seine Art, ich liebe sie alle, aber
Menschen die glauben das man durch vorhande Kinder "besser dran ist"
als Witwe, die verstehen nichts. Als bei uns klar war was los ist, war
für mich und auch für meinen Mann mit am Schlimmsten das unsere Jungs
so früh ihren Vater verlieren werden. Ohnmächtig muß man zu schauen
und ich kann machen was ich will, nichts wird die Situation ändern.

Danke für deine Verbundenheit, denn ja, das sind wir.
Wir wirst du den 1. Todestag begehen? hast du etwas besonderes geplant?
Oder wirst du dich verkriechen? Ich denke für uns ist das ein wichtiger Tag, wie du schreibst, der Kreis schliesst sich.

Liebe Grüsse,
Susanne


Hallo, liebe Beata,

ich weiß das man hilflos daneben steht und nehme niemanden
etwas übel, dir erst recht nicht. Du hast mich durch gehend begleitet.
Aber, du kennst mich, ich kann nicht einfach hier sitzen und warten bis
es mal wieder besser wird. Ich muß selber aktiv dazu beitragen und dafür
schauen was noch in meinem Leben vorhanden ist, was nicht, was ich mir
wünsche und was Ballast ist. Ich hasse es Dinge zu tun, nur weil das einfach so ist oder immer schon so war. Am meisten hasse ich meine nun aufkommende Trauer, denn sie ist die Trauer um mein gewohntes Leben.
Mein Mann hat sein Eckchen (naja, einen grossen Platz) in meinem Herzen und manchmal bin ich böse auf das Schicksal, manchmal habe ich nur Sehnsucht, manchmal trauere ich heftig. Da aber niemand sehen kann was gerade mit mir los ist, bei niemanden sich etwas verändert hat, komme ich mir vor, als wenn ich das Problem habe, ein Problem bin. Deshalb habe ich diesen Thread hier eröffnet und hoffe die Frage Und nun? wird eines Tages beantwortet werden und wenn nicht, habe ich zumindest einen Platz für meine Gefühle an dem ich verstanden werde. Nun denk dir nur nicht ich lege keinen Wert auf dich, im Gegenteil, ich bin sehr froh das du auch hier bist.
Danke!

Susanne


Liebe Birgit,

wir sind uns hier im Forum schon begegnet. Dir zu antworten ist sehr schwer, denn du bist "die andere Seite". Ich verstehe deine Worte sehr gut und sie sind alle richtig. Meinem Mann ging es ähnlich. Er hat aber mit mir zusammen im Prozess des Annehmens erkennen können das er leider weiter gehen muß und er konnte los lassen, nachdem er wusste das ich genug Kraft für mich und die Kinder habe. Ich sagte zu ihm, du musst nun schon gehen, ja schlimm, aber ich muss weiter machen. Die Jahre die wir noch hier sind, werden für ihn in der Ewigkeit nur eine Sekunde sein.
Liebend gerne, obwohl ich den Schatz des Lebens anerkenne, wäre ich mit ihm gegangen. "Denk an die Kinder!" Er hätte gerne noch einige Zeit mit uns gehabt und wenn er hier neben mir gesund sitzen würde und ich wüsste das ich bald sterben müsste, würde ich mir über 100 praktische Dinge Sorgen machen, wäre traurig wegen meiner Kinder, meines Mannes, meiner Eltern. Ich hätte Angst vor der mir bestimmten Stunde, wie wird es sein? Werde ich Schmerzen haben?
Aber durch das begleiten meines Mannes sehe ich die Welt etwas anders. Wenn wir gesagt bekommen unsere Lebenszeit ist begrenzt hören wir aufeinmal die Uhr laut ticken, aber tickt sie nicht schon die ganze Zeit?
Niemand weiss wann er gehen muss, unser Hausarzt drückte es im Zusammenhang der Patientenverfügung so aus:
"Machen Sie sich mal Gedanken wer an Stelle Ihrer Frau eingesetzt werden könnte, denn Ihre Frau könnte heute vom Balkon stürzen!"
Wir haben die Möglichkeit mit dem Wissen um die begrenzte Zeit zu Leben.
Wie du schreibst, die Sonne zu spüren, die Jahreszeiten bewusst wahr zu nehmen... Und jeder, wirklich jeder von uns hat begrenzte Zeit. Dieses zu Verinnerlichen war eins der Geschenke an mich. Aber gerade auch deshalb möchte ich nicht Tag für Tag hier vor mich hinleben. Ich möchte auch keine Trauer einfach weglegen, sondern einfach mich finden.
Es ist so schwer solche Dinge in Worte zu fassen, vor allem weil du nicht meine Betonung hören kannst, meine Mimik sehen kannst.
Ich muß wie so oft einfach hoffen, du verstehst wie meine Worte gemeint sind.

Dir sende ich viel Kraft und würde mich freuen auch von dir wieder zu lesen.
Susanne

P.S. Andrea hat wieder mit den richtigen Worten in ihrem 2. Posting auch meine Gefühle mit zum Ausdruck gebracht.
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