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Alt 30.05.2005, 22:37
Gast
 
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Standard Soll ich zu meiner Mutter ziehen?

Hallo ihr Lieben,

sorry, dass ich mich einige Tage nicht gemeldet habe, ich hatte letzte Woche eine Darm- und Magenspiegelung. Soweit alles okay, Verdacht auf Reizdarm und Helicobacter, aber ansonsten ohne Befund.

@Jutta:
Danke für Deine Antwort. Unser Haus, bzw. mein Elternhaus ist zwar ziemlich groß, aber eben ein Einfamilienhaus. Zwar hätte ich meine Räume und auch ein eigenes Bad, aber ohne Toilette, die müsste ich mir mit meiner Mutter teilen.

Das ist eines der Dinge die mich stören, ich möchte mir mit 36 keine Toilette teilen müssen, so blöd es auch klingen mag. Eigener Zugang, abgeschlossen von den Räumen meiner Mutter wäre nur nach Umbauten möglich und die kosten Geld. Und genau das habe ich nicht. Zumindest nicht in ausreichender Menge ;-)

Ich bin es gewöhnt, allein zu leben, mein Leben alleine in die Hand zu nehmen und komme auch mit Anflügen von Einsamkeitsgefühlen mittlererweile sehr gut klar. Meine Mutter nicht, woher auch? Sie war Zeit ihres Lebens nie alleine.

@Kerstin:
Danke auch für Deine Zeilen. Mein Verhältnis zu meiner Mutter war nie richtig schlecht, aber auch nie richtig gut. Als kleines Kind hing ich abgöttisch an ihr. Aber im Lauf der Jahre war ich dann eher ein Papakind. Ich liebe beide, aber eben anders.

Mein Dad hat mir alles wichtige beigebracht, ihn habe ich um Rat gefragt, von ihm habe ich mich verstanden gefühlt, mit ihm hatte ich gute Gespräche. Mit meiner Mutter weniger, sie konnte mich nie richtig verstehen, wenn ich sie wirklich gebraucht habe (als erwachsene Frau) hat sie leider ziemlich versagt. Gebraucht hätte ich sie zum Beispiel mal nachdem mit meinem Ex Schluss war. Sie hat nicht kapiert, dass und warum es mir schlecht geht deswegen. Hat ungeduldig reagiert und spöttisch. Ich wollte aber eigentlich nur mal von ihr in den Arm genommen werden. Sie ist herzlich, ja, aber mehr zu anderen als zu mir ;-) So sehe ich das jedenfalls.

Mit meiner Mutter ist das so eine Sache, ich sehe sie ein bisschen als Märtyrerin, die sich aufopfert, sich selbst zurückstellt und gleichzeitit für das nicht-verlangte Märtyrertum aber eine Gegenleistung erwartet. Kommt diese nicht, reagiert sie mit Frust.

Nach dem Tod meines Vaters hatten wir die erste Zeit eine herzliche Beziehung, bis zu dem Zeitpunkt, als ich ihr mitteilte, ich würde nicht zu ihr ziehen wollen. Gut, ich bin selber schuld an dem Dilemma, sie hatte es anfänglich nicht „verlangt“, nur vorgeschlagen. Ich bin drauf eingegangen ohne mich zu fragen, was es für mich bedeutet.

Dann habe ich die „Notbremse“ gezogen und jetzt fühlt sie sich von mir im Stich gelassen. Ich kann sie verstehen, wirklich. Aber ich will und werde mich nicht aufopfern, für sie nicht und auch für keinen anderen. Dem bin ich Gott sei Dank entronnen. Ein schlechtes Gewissen hatte/habe ich trotzdem, hatte/habe deshalb, weil es langsam verschwindet.

Den Vorwurf des „im-Stich-lassens“ weise ich weit von mir, ich bin jeden Tag bei ihr. Letzte Woche habe ich den Gartenteich gesäubert, die Hecke geschnitten, den Rasen gemäht, Gartenmüll und andere Dinge entsorgt, habe mich um ihre Steuer gekümmert. Ich gehe mit ihr spazieren, essen, Kaffee trinken, shoppen, Lebensmittel einkaufen. An Muttertag war ich mit ihr, zwei Freundinnen und deren Müttern am Abend unterwegs. Ich habe ihr Küche aufgeräumt, geputzt, etc. weil sie dummerweise momentan Ischiasbeschwerden hat. Nein, ich lasse sie sicher nicht im Stich. Aber sie nimmt es nicht an und das macht mir wiederum zu schaffen.

@Sobin:
Steinigen? Nein, warum denn, Du hast ja auch Recht mit Deiner Meinung, genau wie alle anderen. Jede Medaille hat eben zwei Seiten.

Meine Mum hat Eigenheiten, die mit den meinen nicht vereinbar sind. Es sind Kleinigkeiten, aber sie geht da keine Kompromisse ein. Näher will ich da nicht drauf eingehen, wäre zu lang, das zu erklären. Wir haben eben zweierlei Lebensstile. Ich bin auch dem Kaff entwachsen, aus dem ich komme, obwohl ich nur 2 Kilometer entfernt wohne.

Man könnte das Haus schon so herrichten, dass zwei Wohnungen entstehen würden. Aber das kostet Geld und das habe ich nicht. Mit einem Kredit will ich mich jetzt nicht festlegen, da bin ich nicht so risikofreudig, wer weiß was kommt?

Das Haus würde ich bekommen, bzw. erben oder überschrieben bekommen von ihr, das war ihr anfänglicher Vorschlag. Nur davon spricht sie jetzt gar nicht mehr, ist klar, ich lass sie ja im Stich (siehe oben). Ob ich es ertragen würde, wenn es verkauft würde, hm, darüber hab ich auch schon nachgedacht, ich weiß es nicht. Es wäre sicher schwer, aber andererseits will ich dort nicht wirklich wieder hin, zumindest im Moment nicht. Ich schließe aber nicht aus, dass sich das ändert in ein paar Jahren. Momentan bin ich dran, finanziell was zu tun, Bausparer abschließen, andere Geldanlagen, etc. Damit ich eben mal was reinstecken kann, aber das geht halt nicht von heute auf morgen.

Mit meiner Mum reden ist auch wieder so eine Sache, sie lässt niemanden an sich ran. Sie beschwert sich oft bei mir, dass fast keiner der alten Freunde sich bei ihr meldet. Treffen wir aber besagte Freunde unterwegs, tut sie so als ob es ihr blendend ginge, den Umständen entsprechend etc. Ich sag dann oft zu ihr, dass sie nicht erwarten braucht, dass man auf sie zukommt, schon gar nicht wenn sie die Starke spielt. Aber sie meint, es geht keinen was an wie es in ihr aussieht und sie käme schon klar. Sie braucht keinen. Tja, und das stimmt halt nun mal nicht. Da beißt sich die Maus in den Schwanz irgendwie ;-)

@ Antje:
Auch Dir vielen Dank. Ja, ich besuche sie sehr oft, täglich eigentlich.

Die „vollendeten Tatsachen“ treffen nicht ganz zu. Sie hat an Muttertag der Mutter meiner Freundin gegenüber (deren Mann auch erst gestorben ist) geäußert, sie hofft wir machen keinen Fehler. Das habe ich aufgegriffen und sie gefragt warum sie das meint. Und daraufhin meinte sie, sie würde spüren, dass ich Zweifel habe. Die hatte ich bis dahin selber nicht gespürt, ich habe mich zu dem Zeitpunkt „nur“ nicht wohl gefühlt, bin der Ursache aber nicht auf den Grund gegangen. Daraufhin hab ich nachgedacht, was mir den wohl so im Magen liegen mag, tja, und dann kam ich drauf, dass ich eigentlich sehr viel lieber in meiner jetzigen Wohnung meinen jetzigen Lebensstil beibehalten würde anstatt mein Leben „umzukrempeln“.

Meine Antwort ist nun ganz schön lang geworden, aber das Schreiben hilft mir im Kopf klar zu werden. Vielen Dank für Euer Interesse und Anregungen!

Liebe Grüße und Gn8, Karleen
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