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Alt 30.04.2008, 14:45
Benutzerbild von Petra_S
Petra_S Petra_S ist offline
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Registriert seit: 28.09.2005
Ort: Thüringen
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Standard AW: Selbsttötung, heute ist es genau ein Jahr her

Hallo Susanne!
Ja, das finde ich sehr toll, dass Du so empfindest, dass Du den Kampf nicht aufgibst und dich an den schönen Dingen, die Dir Dein Leben zu geben hat freuen kannst. Ich würde mir wünschen so viel Kraft zu haben, wenn es denn so wäre. Im Moment würde ich denken, dass ich eher so der Depri-Mensch wäre, weiß nicht, ob ich das so hinbekommen würde. Aber da kann man sich schwer täuschen. Mein Mann/Freund war eher im "normalen" Leben auch so, dass ihn die "furchtbaren Banalitäten" des Alltags genervt und runter gezogen haben, ich dachte nach der Diagnose, das wird ihm den absoluten Schlag der Sinnlosigkeit verpassen...Nein, hat es nicht, er hat gekämpft wie ein Wilder, Unmögliches möglich gemacht, sich an kleinen Dingen gefreut und am Ende seines Lebens in dieser Welt, hat er all die große Liebe, wahrscheinlich auch den Sinn gefunden, den er schon ewig suchte. Hätte er zu Beginn der Krankheit aufgegeben, nach Diagnosestellung, wären ihm diese wichtigen Erfahrungen und Gefühle verborgen geblieben. Diese schlimme Zeit hat uns merkwürdiger Weise, auch viel Gutes gebracht. Und immerhin, in mancher Hinsicht bestehen auch berechtigte Hoffnung auf medizinische Fortschritte/ Durchbrüche die erst die Zeit bringt, die man gewinnt. Ja, es ist Schade, wenn man sich diese Zeit nimmt, indem man sich schon bei Diagnosestellung das Leben nimmt. Aber das ist vielleicht auch manchmal unbedacht dahingesprochen. Wenn man Angst vorm Leben hat, kann man dann so einfach den Schritt in den eigenverantwortlichen Tod machen? der Weg standzuhalten, ist sicher kein Spaziergang und passt so garnicht in diese Zeit, in der es so auf Fun und Selbstverwirklichung ankommt, aber es ist eine andere Welt, die Welt des Schwerkranken. ...wirklich eine andere Welt, so schlimm die Ursache ist, in dieser Welt zu sein, aber es ist eine Welt, die sich auf das WESENTLICHE beschränkt, in der man selbst verschmilzt, in der der Alltag aus wichtigen Kleinigkeiten besteht, die ihre Wertigkeit ständig ändern. Sicher es ist wie immer eine Einstellungsfrage, das berühmte, viel zitierte Glas : halb voll oder halb leer? Werte ich die täglichen Dinge als positiver als gedacht oder schlimmer als befürchtet?! Sicher auch eine Frage des Maßstabes, der inneren Befindlichkeit usw.... Messe ich mich daran, dass ich KRANK bin und dem entsprechend ist es toll, einige Dinge zu können oder messe ich am GESUNDEN und sehe dann was ich alles nicht mehr kann...Ach, das Leben ist komplziert und ich denke, manches was man so lachs daher sagt, so lange man gesund ist, relativiert sich, wenn man tatsächlich in der Situation steckt.

Also, dann lass dich nicht von entmutigenden Gedanken anfeinden, sie rauben nur Kraft, versuch tapfer und mit Sinn für die schönen Dinge/ Kleinigkeiten und Gesten, deinen Weg zu gehen. Leicht gesagt...ich weíß...
Wünsche Dir viele sonnige Tage Petra
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