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Alt 12.12.2013, 20:54
a_nna a_nna ist offline
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Standard AW: Wann wird es besser?

> Was ich nur wissen möchte... wie waren die Wochen/Monate danach für euch?

vorneweg, es steht nicht für Deine Situation und bitte ziehe daraus keinen zeitlichen oder sonstigen Vergleich.

Nach der Beerdigung meiner Frau ging es mir überhaupt nicht besser, es war nichts "abgeschlossen" und auch nichts "beruhigter". Es war mehr wie ein Trip auf einem Transportband am Flughafen. Ich sitze auf dem Band und es rauscht alles irgendwie vorbei. Dort hinten ist der Gateway, irgendwann kommst Du schon an.

Klar war nur der Ortswechsel, also kam relativ rasch auch der Umzug. Das Aussortieren war wie eine Verabschiedung. Also wurde weniger sortiert, mehr mitgenommen. Nach dem Umzug das Auspacken, Verstauen etc.

Fünf (!) Monate nach dem Todestag hat es mich dann doch erwischt. Bis dahin war das nur ein Hin-und-Her von Funktionieren, Nachdenken, Trauern, Reagieren und Optimismus, woher der auch kam. Wenn mir die Decke auf den Kopf zu fallen drohte, ging ich in den Garten. Vorzugsweise abends und nachts.

Jedenfalls am Ende der fünf Monate war der Rasen umgegraben, wir hatten ein großes Gemüsebeet und ein Hochbeet. Ich habe meiner Wut einfach freien Lauf gelassen und nebenbei etwas Sinnvolles geschaffen. Im Traum habe ich nichts anderes gemacht. Der, der bestimmt, wer bleibt und wer geht war nicht erreichbar. So habe ich es dabei belassen, nicht an eine Fehlentscheidung des Schicksals zu glauben, sondern bin einfach die Unterlagen noch einmal durchgegangen. Das ist mir dann nicht gut bekommen.

Die Frage, warum ich nicht schon dies oder jenes in den Behandlungsabläufen vorher "gemerkt" hätte und nicht eingeschritten bin. Aber auch welches geheimnisvolle Eigenleben ein Mensch, trotz sonst immer Offenheit und echter Partnerschaft, auf einmal entwickelt. "Wann hat sie beschlossen zu gehen ?", "... ohne es mir zu sagen", "wollte sie mich nicht beunruhigen ? ..." oder "hatte sie Angst, ich würde sie nicht gehen lassen ?". Gibt es irgendetwas, was ich verkehrt gemacht habe ? - ja, und wenn Du keine sinnvollen Antworten findest und Dich ständig im Kreis drehst, wird Dir halt sehr schwindelig.

Wie gesagt, bitte übernimm diese Gedanken nicht für Deine Lebenswelt. Das sind sehr persönliche Erlebnisse, die auf unseren Erlebnissen aus Chemotherapie und dem Leben davor und danach basieren.

Ich kann Dir aber sagen, dass "dann" das Leben besser wird, wenn man/frau die Ebene erreicht, Trauer und Verlust in Liebe zu wandeln und Andere neben dem/der Vorstorbenen zulässt. Das ist Voraussetzung, diesen Schritt auch bewusst zu erleben.
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