Einzelnen Beitrag anzeigen
  #133  
Alt 27.12.2004, 11:06
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Nun bin ich Witwe

Liebe Gitte,
heute nehme ich einen neuen Anlauf, Dir zu schreiben. Nachdem ich gestern schon einmal angefangen hatte, wurde ich so oft gestört, dass ich dann einfach den PC abgeschaltet und es auf heute vertagt habe.
Jetzt haben wir das erste Weihnachten ohne unsere geliebten Männer überstanden. Der erste Feiertag war für mich ganz furchtbar. Mittags war ich zwar bei meiner Tochter nebst Familie zum Essen eingeladen, aber der Nachmittag wurde mir doch sehr lang. Erst wollte ich ein wenig schlafen, aber es war einfach zu laut auf der Straße. Es spazierten immer wieder Familien und Ehepaare an meinem Fenster vorbei und laufend hielten Autos vor unserem Haus, um unsere Nachbarn zu besuchen bzw. unsere Nachbarn fuhren weg, um ihre Familienmitglieder zu besuchen. Da habe ich so richtig das heulende Elend bekommen. Ganz einsam und allein saß ich vor dem Fernseher und wurde mir meiner Situation so richtig bewußt.
Der Tag ist aber auch herumgegangen. Am zweiten Feiertag, also gestern, war es dann besser. Ich war ab Mittag bei meiner Mutter und deren Lebensgefährten eingeladen und kam erst um ca. 18.00 Uhr nach Hause. Wir haben zusammengesessen, gut gegessen, ein wenig Fernsehen geschaut und uns vor allen Dingen unterhalten. War recht kurzweilig. Allerdings ging es mir abends sehr schlecht. Hatte Magenschmerzen und habe dann über Stunden meinen Mageninhalt von mir gegeben. Wurde erst besser, als ich mit heißer Wärmflasche auf und warmen Kamilletee im Magen im Bett lag. Habe aber trotzdem nicht viel geschlafen und fühle mich heute wie gerädert. Wenn es nicht der Montag nach den Feiertagen wäre, wäre ich heute im Bett geblieben und hätte mich krankgemeldet. So macht das aber nicht gerade den besten Eindruck. Also bin ich ins Büro. Werde aber so früh Feierabend machen wie möglich und mich dann zu Hause direkt ins Bett verkrümeln.
Liebe Gitte, da hattest Du ja gestern auch eine Aufgabe, Deinen pflegegedürftigen Vater zu versorgen. Aber Deine Mutter braucht da sicher auch mal eine Ablenkung und eine Erholungspause und Du bist dann wenigstens beschäftigt, nicht wahr?
Wie war denn sonst der Tag bei Dir? Stressig? Ich hoffe, Du kannst es etwas ruhig angehen, jetzt "zwischen den Jahren".
Gerade kam ein Kollege herein, der nur heute im Büro ist, und wünschte mir einen guten Rutsch und dass das nächste Jahr besser wird, als das letzte. Den guten Rutsch hätte er sich sparen können. Aber das neue Jahr kann ja nur besser werden, als das letzte. Auch wenn wir mit unserer Trauer leben müssen, die schlimmen Erlebnisse, die letzten Tage vor dem Tod unseres Liebsten, liegen hinter uns. Das Jahr 2004 ist Gott sei Dank bald vorüber.
Wollen wir die Hoffnung nicht aufgeben....
Bis bald viele Grüße
Beatrix
Mit Zitat antworten