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Alt 29.06.2007, 00:03
Shakira Shakira ist offline
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Registriert seit: 02.02.2007
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Standard AW: Mit 30 Jahren alleine

Hallo Tatin,

das finde ich sehr gut, dass du dir die Bücher bestellt hast - mal sehen, ob sie dir auch helfen. In dem Buch von Dr. Wolf steht z.B. auch drin, dass es völlig unnütz ist, sich wegen der anderen Gedanken zu machen. Es geht um DICH, nicht um die. Ich könnte mir sogar eher vorstellen, dass sie dich mustern mit dem Gedanken: wow, wie schafft sie das nur, so stark zu sein?
Viele sind nunmal auch sehr befangen, was der Umgang mit "Trauernden" angeht, wissen nicht, was sie sagen sollen. Ich habe dafür Verständnis, ich weiß, dass mir umgekehrt auch die Worte fehlen würden...
Wie gut, dass du so nette Kollegen/innen hast - das ist doch am wichtigsten, sie werden hinter dir stehen.
Es steht nirgendwo geschrieben, dass man schwarz tragen muss. tu ich auch nicht. Mein Schatz wollte nicht, dass man wegen ihm lange traurig ist oder leidet - also versuche ich auch, es nicht zu tun.
Außerdem - so stehts auch in diesem Buch - hast du (haben wir) das RECHT glücklich zu sein! Wir haben zu unseren Süßen gestanden und sie unterstützt, die ganzen schweren Jahre. Wir haben uns Treue geschworen "bis das der Tod euch scheidet" - und nicht weiter! (Der Satz klingt noch sehr hart - aber dieses Buch sagt, irgendwann muss man das verstehen, damit man später glücklich sein kann und nicht Schuldgefühle bekommt, weil man wieder lacht oder sogar irgendwann mal wieder einen Neuen kennen lernt....)
Eine Bekannte, deren Mann vor einigen Jahren auch an Krebs starb, sagte mal: sie sieht es als Geschenk an, einen lieben Menschen auf diesem schweren Weg begleiten zu dürfen.
Verwandte meines Mannes kommen immer wieder zu mir und danken mir, was ich für ihn getan hätte und dass er bei mir sein konnte die ganze Zeit - ich komme mir dabei sehr komisch vor, denn ich sehe das natürlich nicht so; er war meine Liebe, er war mein Mann, ich habe selbstverständlich zu ihm gehalten und er hat mir auch eine Menge gegeben. Ich glaube nicht, dass man mir für irgendwas zu danken hat. Aber ich versuche es auch mal so zu sehen: ich durfte ihn begleiten auf diesem Weg - vielleicht konnte ich ihm einiges leichter machen. Dafür bin ich dankbar.

Ich vermisse ihn unendlich - heute habe ich mir vorgestellt, er käme über die Straße plötzlich auf mich zu - ich würde ausflippen vor Freude, ich würde mein Auto mitten im Verkehr stehen lassen, um ihm in die Arme zu fallen - diese Vorstellung ist noch so nah, so real, sie treibt mir die Tränen in die Augen. Wie soll ich bloß auf Dauer ohne ihn zurecht kommen....
ich bemühe mich wirklich sehr, alles so gut es geht zu verkraften, aufrecht zu bleiben, weiter zu machen - mein Mann hatte mir das Versprechen noch abgenommen, weiter zu leben; ich versuche es, so gut ich kann.
Es fällt nur noch so schwer - ist ja auch noch nicht viel Zeit vergangen, ich weiß.... ich bin manchmal etwas ungeduldig mit mir selbst.

Glücklicherweise habe ich auch so tolle Freunde, die Tag und Nacht für mich da sind - es hilft ungemein. Sie wissen, dass ich auch mal Ruhe brauche (ich gehe dann einfach nicht ans Telefon, alle wissen bescheid) und wenn ich mich dann melde, stehen sie sofort parat.

tja, mal sehen - jeder Tag ist irgendwie anders. Ist schon echt ein chaos manchmal.
Sehe ich das richtig, ist heute eigentlich Vollmond?
Na dann - Gute Nacht!

LG,
Shakira

PS: Du hast Recht: was man tief im Herzen besitzt, verliert man nicht durch den Tod!
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