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Alt 26.07.2017, 04:30
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Krebsforschung + Ärzte

Hallo,

nach vorliegenden Zahlen (von 2016) liegt die Anzahl der Ärzte, die in der Forschung tätig sind, in der BRD bei ca. 70000.

Ca. 25% der Ärzte (= ca. 17500) erklärten sich damit einverstanden, daß die Pharmaindustrie ihre direkten Zahlungen (Entgelte für erbrachte Leistungen) an sie veröffentlichen darf.
Die Zustimmung der Ärzte ist erforderlich, damit die Pharmaindustrie diese Einzel-Zahlungen überhaupt veröffentlichen darf.

2015 lag die Zustimmung der Ärzte bei ca. 31%.

Insgesamt (incl. der restlichen 75%, welche der Veröffentlichung ihrer Entgelte nicht zustimmten) wurden an Ärzte 105 Millionen Euro als Vertragshonorar und für die Teilnahme an Fortbildungs-Veranstaltungen bezahlt.

(Zahlen kann man u.a. hier finden=> http://www.spiegel.de/gesundheit/dia...a-1102819.html )
Zitat:
Zitat von Jan64
Und wie soll der Patient nach der Liste der Zuwendungen die Vertrauenswürdigkeit der Ärzte(innen) beurteilen können? Kann man Vertrauungswürdigkeit Anhand des Einkommen des Menschen bestimmen?
Wenn das so einfach wäre, wäre es wirklich einfach.
Ist es aber nicht, weil es viel komplexer ist.

Und bis in Bereiche persönlicher Befangenheit gehen kann, die nicht das Mindeste mit Korruption zu tun hat!
Leider kann diese Befangenheit auch dazu führen, daß die Unvoreingenommenheit "getrübt" wird.
Zitat:
Zitat von Cipramil
Ich denke, eine reine Offenlegung der Pharmafirmen wer wieviel Geld an wen zahlt ist nicht zielführend - wichtig wäre auch für was.
Ja, sicher ist es wünschenswert, aufzuzeigen, wofür bezahlt wird.
Denke, das wird sich aber nicht so leicht durchsetzen lassen.

Immerhin wäre es ja schon ein gewaltiger Fortschritt, gesetzlich die Offenlegung vorzuschreiben.
"Rote Fäden" lassen sich dann wohl etwas leichter ziehen, weil Firmen wohl kaum Unsummen für die Verschreibung von Kopfschmerz-Tabletten bezahlen.

Wie das läuft, wissen/ahnen wir doch wohl:
Elementares Interesse der Firmen ist eher, ihre "geschützten" Produkte im Markt durchzusetzen.
Schließlich unternehmen sie ja auch alles, um "Alleinstellungs-Merkmale" erreichen zu können.
Sei es durch die Finanzierung von Studien (am teuersten), Patente (weniger teuer) oder eingetragene Warenzeichen (relativ preiswert).

All das ist legitim, und die Firmen verhehlen das ja auch nicht.
Weil es für jedermann nachvollziehbar ist.

Nur ein Beispiel dazu:
Rituximab.
Sieht man z.B. hier nach, http://www.chemie.de/lexikon/Rituximab.html
was das überhaupt ist, stößt man sofort auf die Handelsnamen MabThera und Rituxan, beide mit eingetragenem Warenzeichen (zur "Abgrenzung" gegenüber Wettbewerbs-Produkten).

Umgekehrt kann man dann bei Auflistungen von Roche-Zahlungen an Ärzte m.E. davon ausgehen, daß solche nicht für die Verschreibung von Kopfschmerz-Tabletten erfolgen.


Zitat:
Zitat von Safra
Worum? Um das liebe Geld? Oder was meinst Du, lotol?
Was denn sonst, Safra?
Geld regiert die Welt.
Pecunia mundum reget dürfte den meisten unserer Ärzte vom Latinum her bekannt sein.
Über 2000 Jahre alt.

In Wirklichkeit ist es wohl viel älter:
Es ist und war immer ein Geben und Nehmen zwischen uns Menschen.
Sollte aber adäquat sein!
Zitat:
Zitat von Safra
Das wundert mich ja nun ein wenig, da du Dich sonst immer so für das Vertrauen in die ärztliche Kunst aussprichst.
Ich verstehe nicht, was Dich da wundert.
Natürlich habe ich Vertrauen in die ärztliche Kunst.
Weil Ärzte Spezialisten sind.

Ich halte sie selbst dann noch für achtbare Spezialisten, wenn sie wegen irgendetwas von Pharmaunternehmen entlohnt werden.
Denn das hat weder etwas damit zu tun, deshalb ihre Qualifikation anzuzweifeln, noch damit, welche Kriterien ich deshalb bzgl. ihrer Vertrauenswürdigkeit anzulegen beliebe.

Ihre Qualifikation anzuzweifeln, steht mir ohnehin nicht zu, und welche Kriterien bzgl. Vertrauenswürdigkeit ich habe, ist ausschließlich meine Sache.
Zitat:
Zitat von Safra
Als "Spielball" habe ich mich jedenfalls nicht betrachtet. Während meiner Chemo nahmen auch Mitstreiter an einer Studie teil. Aber es war kein Problem, etwas um- oder abzusetzen, wenn es nicht funktionierte. Außerdem hat jeder das Recht, sich zu informieren und/oder eine Behandlung abzulehnen.
Meinst Du nicht, daß es - vergleichbar mit der Experimentalphysik - auch Experimentalchemie gibt?
Z.B. in der Form von Studien, in denen Ergebnisse "erhärtbar" nachgewiesen werden sollen.

Nicht, daß ich dagegen etwas hätte.
Ganz im Gegenteil profitierte auch ich davon, daß z.B. die Wirksamkeit von R-CHOP rauf und runter getestet und damit verifiziert wurde.
Glücklicherweise auch an mir, weil ich dadurch meinen Krebs überleben konnte.

Ändert aber auch nichts daran, daß mit "Spielbällen" (der Experimentalchemie) viel früher diese Ergebnisse erst mal verifiziert werden mussten.

Du sprichst vom Informations-Recht.
Schön und gut.
Und von wem sollen wir uns nun (möglichst) sachgerecht informieren lassen??

Genauer gefragt, von Unvoreingenommenen oder von Voreingenommenen?
Könnte es sein, daß wir damit zu des Pudels Kern kommen können?
Zitat:
Zitat von Safra
Am Geld würde ich die Kompetenz eines Arztes jedenfalls nicht messen wollen.( Es gibt zum Beispiel MEZIS - da kann man sich einen "unbestechlichen Arzt" suchen - bei mir in der Nähe 0). Im Gegenteil: die Ärzte, die regelmäßig an Weiterbildungen (der Pharmaindustrie) teilnehmen bzw. an Studien und daran Interesse haben, sind meist deutlich besser drauf als die anderen. Zum Selberbelesen und Fortbilden muss man nämlich auch Zeit investieren, da ist es in einem netten Rahmen mit vielen Kollegen und guten Referenten vielleicht doch attraktiver. Mal davon abgesehen, dass vermutlich ohne die Angebote der Industrie kaum Weiterbildungen stattfinden würden.
Wie kommst Du jetzt darauf, daß sich Kompetenz am (bezogenen) Geld messen lassen würde?

Danke Dir für den Hinweis auf MEZIS.
Sind - wenn ich das richtig verstand - ca. 800 Ärzte, die sich daran beteiligen.
800 Ärzte, die sich als unbestechlich deklarieren, sind besser als gar nichts.
Sind das 800 Unvoreingenommene?

Was die Weiterbildung anbelangt:
Wie kommst Du darauf, daß diese ohne Angebote der Industrie vermutlich kaum stattfinden würde?
Gerade in der heutigen Zeit ist das für mich wenig glaubhaft:
Denn seit jeher ist Weiterbildung nur eine Frage des Interesses.
Und dieses Interesse zu befriedigen, fällt Interessierten weitaus leichter als das früher der Fall war.
Etwas Suche im Internet genügt dazu.
Und selbst wenn man etwas tiefer "schürfen" will, kann man das auch per Internet tun.
Zitat:
Zitat von Cecil
Das Hauptproblem scheint mir als Laien darin zu bestehen, dass man, vor allem was die Grundlagen betrifft, gern mehr unabhängig forschen würde. Dafür ist man auf öffentliche Gelder angewiesen, die, wie ich gelesen habe, vom Bundesforschungs- u/o Bundesgesundheitsministerium bereitgestellt werden. Diese sind der Meinung, sie stellten genug zur Verfügung (bzw. es ist nicht mehr da zum Ausgeben). Also muss man auch auf gesponserte Studien zurückgreifen, was dann keine Grundlagenforschung mehr ist.
Ich verstehe zwar, was Du meinst, denke jedoch, daß man das so nicht sagen kann.
Grundlagenforschung wird durchaus auch von Pharmaunternehmen betrieben.
Schon allein deshalb, um Produkte zu "generieren", die sich bestens vermarkten lassen.
Der immense Kapitaleinsatz dient dabei letztlich nur dem Ziel der Gewinnmaximierung.
Was ist in allen anderen Unternehmen auch der Fall ist.

Generell staatlich Gelenktes (Planwirtschaften) erwiesen sich als ineffizient:
Ist m.E. keine Alternative.
Denke, es ist besser, Unternehmen staatlich zu "zügeln".
Per knallharten Gesetzen, die im Staatsinteresse liegen.

Liebe Grüße
lotol
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Krieger haben Narben.
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung

Geändert von gitti2002 (26.07.2017 um 14:23 Uhr) Grund: Link entfernt - NB
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