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Alt 08.10.2010, 08:38
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AndreaS AndreaS ist offline
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Registriert seit: 09.02.2005
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Standard AW: Ein Jahr später, Zeit DANKE zu sagen

Und wieder ist der Tag, an dem ich diesen Thread auskrame. Zum sechsten Mal, wird es das letzte Mal werden? Ich weiß es nicht. Es gibt in der Trauer keine Beständigkeit. Was gestern richtig war, ist heute falsch, was heute wichtig ist, belastet vielleicht morgen.

Lange Zeit schrieben sich meine Zeilen an und über Claus fast wie von selbst. Das war die Zeit, in der meine stumme Zwiesprache mit ihm noch nicht so funktioniert hat. Ich brauchte das Gespräch und so oft kamen die Antworten der Mittrauernden stellvertretend für meinen geliebten Mann. Mittlerweile haben wir beide irgendwie eine neue Art der Kommunikation entwickelt. Es funktioniert, meistens jedenfalls. Ich brauche immer seltener ein Ventil, seine Stimme ist in mir, immer, jeden Tag aufs Neue.

So wie der Schmerz sich verändert hat, so auch der Umgang damit. Während der 6 Jahre in denen ich im Forum geschrieben habe, hat sich auch hier naturgemäß vieles verändert. Manche Menschen vermisse ich sehr. Aber wie kann ich traurig sein, dass sie sich hier nicht mehr aufhalten, wo wir alle doch eigentlich nie hier sein wollten. Bei anderen stellte sich heraus, dass sie tatsächlich eigentlich ganz anders waren. Und dieses Anderssein mir definitiv nicht gefällt.

Sechs Jahre der neuen Zeitrechnung sind vergangen. Und in diesem nun vergangenen Jahr haben mich Enttäuschung, Sterben, Liebe, Reue, Verzeihen und Abschied wieder eingeholt. Interessant ist auch die Reihenfolge. War der Jahresanfang gefühlsmäßig geprägt von Verrat und Enttäuschung, nahm das Sterben meines Vaters auf einmal so viel Raum ein, dass schließlich alles wieder die richtige Wertigkeit erhielt. Haken dran, wo Haken hingehören.

Schubladen öffnen und Halbverdautes zu Ende zu bringen. Das Sterben meines Vaters zwang mich auf Zeitreise zu gehen, ich kam gar nicht drum herum. Sah, was ich vor sechs Jahren nicht sehen wollte und konnte. Konnte – auch durch zahlreiche Gespräche mit anderen Hinterbliebenen – anders helfen als vor 6 Jahren. Konnte besser machen, was ich bei meinem Mann versäumt hatte.

Zu Ende bringen? Geht das? Das Vergangene ist nicht mehr? Für mich bleibt das Vergangene unvergessen und immerfort wichtig. Und doch schließt sich dieses Jahr der Kreis auf ganz besondere Art und Weise. Wieder ist heute mein erster Urlaubstag. Und am Sonntag werde ich die Reise antreten, die gemeinsam mit meinem Mann vor sechs Jahren geplant war. Die Insel unserer Liebe. Ich werde sie meinem Mann im neuen Leben zeigen, gespannt, ob sie auf mich noch denselben Zauber hat wie damals, gespannt, ob sie auch ihn in ihren Bann nimmt.

Und so sage ich auch nach 6 Jahren DANKE, den Menschen, denen es wirklich um mich geht, ich nicht nur als Vorwand diene, die mich so annehmen, wie ich jetzt bin, die hinhören und mit dem Herzen sehen

@ meine bezaubernden Kinder: Es ist so herrlich, dass es euch gibt, ihr lebenden Beweise einer wunderbaren Liebe

@ Steffen, und immer wieder staune ich über deine Geduld. Du bist ein ganz besonderer Mensch und ich hoffe, dass du glücklich bist.

@ meine Restfamilie, gut zu wissen, dass es euch noch immer für mich gibt

@ Briele, ohne viel Worte, einfach nur DANKE

@ Meggi und Yvonne, falls ihr jemals hier lesen solltet, DANKE, dass ihr mehr seid als „einfach nur Kollegen“


Mein geliebter Claus. Die Worte in Papas Todesanzeige: Eines Tages werden wir wissen, dass der Tod uns nie rauben kann, was unsere Seele gewonnen hat (Tagore)
Meine Seele ist erfüllt von dir und wird es immer bleiben. Nichts wird das jemals ändern. Und ich verlasse mich noch immer auf dich, weiß, dass du mir immer helfen wirst, die richtige Entscheidung zu treffen. Du lebst weiter mit uns, bist ein Teil von uns und du wirst für immer diesen besonderen Platz in unserem Leben haben.

Ich liebe dich Claus, habe dich immer geliebt und werde dich immer lieben

Deine Frau
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Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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