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Alt 13.07.2014, 08:39
schnaddi schnaddi ist offline
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Standard AW: Trauerverarbeitung

Guten Morgen Ihr Lieben,

mir gehts so lala.....eigentlich ist es nicht schlecht, und die Grundstimmung ist nicht permanent traurig. Gestern war ich in ihrer Wohnung und hab angefangen zu sortieren. Das fällt schwer, ist aber der normale Gang der Dinge, eine Wohnung muss nach dem Tod leider aufgelöst werden, und natürlich kann ich nciht alles behalten. Kleidung ist ganz viel aussortiert, sie hatte Größe 34, da kann ich noch soviel abnehmen, das schaff ich nicht.......ein paar T-shirts hab ich behalten, zwei Blusen von tommy hilfiger, Mom hat ja nur geile Sachen gehabt, leider viel zu klein Klar dann waren auch ein paar altbackene Sachen dabei, wie ihre beigen Blazer, nee ist nicht meins......es fällt so schwer Dinge wegzuwerfen, aber es muss ja leider sein. Dann haufenweise bestickte Tischdecken von ihrer Mutter, Asche über mein Haupt, ich hab das alles aussortiert, ich benutze solche Sachen nie, und muss einfach auf den Platz achten, der mir zur Verfügung steht. Moms wohnungsauflösung hat mich nun dazu genötigt, dass ich in meiner Wohnung im Flur doch einen Hängeboden bauen lasse, denn sonst krieg ich die Sachen net unter. Kann nicht alles in den Keller, weil der feucht ist. Hab aber natürlich auch ne Menge aufgehoben, also da kommt was zusammen. Mom hat viele viele schöne Sachen, grad was Küchenzeugs angeht, hat die da nur Markensachen stehen.......von der Pfeffermühle bis zum Tupper.......das sind alles Sachen die mir sehr am Herzen liegen, ich liebe Küchenutensilien.........

Mom hat sich vor drei Jahren kurz vor der Diagnose noch eine schicke neue Einbauküche gekauft. Die muss nun vom Möbelhaus auf meine Küche umgeplant werden und wird dann bei mir eingebaut, muss ich halt noch ergänzen........so dass also bei mir zuhaus dadurch komplett neuer Kücheneinbau mit Streichen, Fußboden pipapo ansteht.........Ich hatte mir vor 10 Jahren hier eine Ikea - Küche gekauft, und kann da jedem nur abraten, die Schränke von Ikea halten gar nix aus. Und ich bin sehr traurig, dass ich Mama dann die neue schöne Küche überhaupt nicht mehr zeigen kann Sie hatte ja auch so einen Faible für Einrichtungssachen.....

Weiterhin übernehme ich auch ein paar Möbelstücke, so dass ich auch den Rest der Wohnung etwas umgestalten muss, insbesondere das schlafzimmer, das war ja mal das Zimmer meines Sohnes, und inzwischen ist es so halb Schlafzimmer halb Zimmer meines Sohnes, da mein Sohn nun aber studiert, und ich damit rechnen kann, dass er noch bis 30 zwischen Wohnung von Mutter /Freundin und meiner Wohnung hin- und herpendeln wird, bin ich nciht bereit solange zu warten, bis ich mir mein Schlafzimmer mal gestalten kann. Ist er aber einverstanden, klar, wenn die hier sind, dann dürfen die halt da wohnen, und ich schlaf auf der Couch, die ist sehr groß, von daher geht das schon mal....und das Zimmer wird ja eher aufgewertet, zur Zeit neige ich nämlich dazu, alles, wo ich nicht weiß wohin in dieses Zimmer zu stellen. Macht dann schnell nen rümpeligen Eindruck. :/ Letztlich spornt mich meine Mama jetzt von da oben an, meine Wohnung komplett umzukrempeln und weiter aufzuhübschen. Das würde sie auch alles gut finden, vielleicht guckt sie ja zu.....dann hoff ich, sie hat jetzt nicht gesehen, dass ich doch soviel aussortieren musste

Naja ihr seht, man hat zu tun, ihr kennt das ja auch alle. Das Positive ist eben, dass ich den Tod meiner Mom sehr gut annehmen kann. Dass ich traurig bin aber nicht verzweifelt. Es kamen gestern mit meiner Tante wunderschöne Erinnerungen hoch, wo wir auch lachen konnten über Mama, hat gut getan. Wobei ich sagen muss, so langsam bekomm ich ein Gefühl von der Endgültigkeit, und das hat sich noch nicht komplett breit gemacht, aber es kommt jetzt langsam an. Habe das Gefühl, das große Ding bei mir kommt erst noch......

Hab dann gestern wunderschöne kleine Erinnerungen gefunden, die ich mit Stationen ihres Lebens verbinde. Hab jetzt z.B. den Ehering meiner Eltern am Finger, fällt nicht auf, ganz schlicht und gold. Und soviele süße Ohrringe, die sie im Urlaub auf Sizilien gekauft hat........dann ein altes Portraitfoto, meine Mom so ca. 12 - 13 Jahre alt und sooooooo hübsch und jung und frisch. Habs mir erst ins Wohnzimmer aufs Sideboard gestellt, musste es aber vorläufig in die Schublade verbannen, da ich sonst immerzu drauf gucke, und das im Moment nicht so gut ist. Die Bilder die ich von ihr aufhängen möchte, müssen an einem Ort hängen, an dem ich nciht immerzu drauf gucke. Ich habe einen 10 m langen Flur, denke da wird sich ein schönes Plätzchen finden.....Aber diese kleinen Dinge sind es, die dann die Tränen rauskitzeln, weil die Erinnerungen so schön sind, und man nicht fassen kann, dass so etwas Wunderbares einfach enden kann. Und dass man die Momente der Erinnerung vielleicht gar nicht so ausgekostet hat, wie man es hätte vielleicht tun sollen......oder doch? Vielleicht wars doch so, weil sonst wärens ja keine Erinnerungen geworden.....

Ja, ich verarbeite, und das eigentlich ganz gut. Eine Nacht hab ich von ihr geträumt, auf dem Tisch steht so eine Aufbewahrungsbox von ihr, glaub von Ikea oder so, da hatten wir bei ihr zuhause immer die Medikamente drin......und dann war sie hier, und meinte:"Ach da steht ja meine Box, da hab ich immer meine......" Und ich hab dann ergänzt:"Ja da waren immer deine Medikamente drin." Dann kann ich mich nicht weiter erinnern. Schon komisch..... Eine Nacht hatte ich etwas Alpträume, weiß aber nicht mehr was....nur dass es unangenehm war......das gehört halt zum Verarbeiten dazu. Das nächste Abschiedsritual wird dann die Beerdigung Donnerstag sein, und ich denke, dass ich danach beginnen werde, das Grab neu zu gestalten.

Naja......heute werden wir aber erstmal Weltmeister.....oder?

Glg
schnaddi
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Meine Mama
*21.01.1950 01.07.2014

Adenokarzinom Lunge ED:12.03.2012

Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern, dass man nie beginnen wird zu leben.
(Marcus Aurelius)

Seid zuversichtlich und stark und lebt Euer Leben mit der Gewissheit, es ist endlich. Kostet das Geschenk des Lebens jeden Tag aus!
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