Thema: Stammtisch
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Alt 12.04.2006, 23:09
Benutzerbild von Petra_S
Petra_S Petra_S ist offline
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Registriert seit: 28.09.2005
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Standard AW: Stammtisch

Hallo liebe Beate!
Oh, deine Zeilen tun mir so leid und auch sehr weh! Wie oft habe ich mir schon Gedanken gemacht, ob ich meinen Liebsten immer richtig verstanden habe, immer gehört habe welche Ängste er mir angedeutet hat oder worüber er lieber nicht sprechen will. Ich weiß es nicht, ich kenne deinen lieben Norbert nicht, aber ich weiß, dass mein Mann über manche Dinge nicht reden wollte, aus Angst, dass sie "wahrer" werden wenn er sie ausspricht, als ob er sich dann die Grundlage nähme zum weiter hoffen, weiter kämpfen FÜR UNS!!! Vielleicht ist es erst mal einfacher mit einem Menschen zu reden, der emotional nicht so ganz sehr davon betroffen ist. Sicher kannte ihn deine Freundin auch recht gut, aber ihr Leben wurde nicht verändert durch sein Weggehen. Wollte er evtl. auch wissen, dass sie sich um dich kümmern wird? Wollte er mit dir vieleicht lieber das Streben nach einer Besserung im Auge haben, anstatt das gemeinsame Warten auf den Tod? Wäre dann noch ein Lachen in eurem Leben gewesen, hätte er es aushalten wollen täglich in deine traurigen Augen zu sehen und du in seine? Ihre wart 20 Jahre zusammen, wahrscheinlich habt ihr beide um die Wahrheit gewußt und euch doch gegenseitig vor der Trauer schützen wollen, evtl. weil er nicht besser mit der Situation umzugehen wußte. Sagtest du nicht mal er war immer so stark? War ihm diese Stärke wichtiger und die Angst vor der Schwäche, über die man leicht die Kontrolle verlieren kann, wenn einmal eröffnet, zu groß?
Ich weiß, dass mein Liebster wußte, wie ich leiden werde, wie ich ohne ihn kaum noch weiß "wozu" und er hat sich schuldig gefühlt, sich gefragt, ob er noch mehr Untersuchungen, eher oder sonst irgendwas hätte "richtiger" machen sollen, um mich/ uns nicht verlassen zu müssen. Er hat getrauert, um sich, sein eigenes Leben, unser gemeinsames Leben, was er so sehr gern mit uns leben wollte...Trotz allem, ich verstehe deine Entäuschung, evtl. siehst du es als Vertrauensbruch, aber vielleicht war es als Liebesbeweis gemeint oder er war einfach nicht mutig genug?

Ich umarme dich, bin in Gedanken bei dir, auch wenn ich dir nicht helfen kann, ich glaube auch sterben funktioniert nicht wie im Lehrbuch, wie man es sich wünscht...wir sind Menschen, wie auch im Leben!

Kannst du es aus seiner Sicht versuchen zu sehen oder ist der Schmerz zu groß?
Liebe Grüße Petra
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