Thema: Yes I Can
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Alt 13.11.2009, 12:32
loewi loewi ist offline
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Standard 14.mai 2009

gestern bin ich nun aus der Reha zurück gekommen. Und ich hatte euch ja versprochen, dass ich dann Bericht erstatte. Ganz ehrlich? Es gibt viel Gutes dort, einige Kritik, aber einen ganz entscheidenden absolut negativen Kritikpunkt - und das ist die medizinische Versorgung vor Ort. Aber ich fange mal mit dem Guten an:

- die psychologische Betreuung dort ist 1a!!!!
- auch die Physiotherapeutin die ich dort hatte - klasse - ebenso wie die Krankengymnastin (die mir persönlich am meisten gebracht hat!) -dazu später noch mehr

- ich habe an einigen Vorträgen teilgenommen:

"Ernährungsberatung" - durchaus interessant, wenn es denn auch von Seiten der Klinik so mit der Umsetzung klappen würde. Man sagte uns es sei wichtig das Essen zu genießen. Schwer möglich, wenn man rein theoretisch um halb eins das Mittagessen kriegen soll (das aber erst gegen zehn vor eins oft kommt) und man um eins die nächste Anwendung hat. Zwar sollte man bescheid sagen, dass man früher dann das Essen gerne hätte, nur wenn man zum Teil bis zwölf halb eins auch noch anwendungen hat, ist das schwierig.

"Sexualität nach großen Operationen" - es nahmen etwa 15 Männer daran teil und (mit mir) zwei Frauen. Der Arzt ging auch nicht, bzw. nur auf meine konkreten Nachfragen, auf dieses Thema bei Frauen ein

naja gut. Aber nun zu meinem absolut negativen Kritikpunkt, über den ich inzwischen auch die Arge in Bochum in Kenntnis gesetzt habe und das ist die ärztliche Betreuung vor Ort (lange Geschichte):

Die Aufnahmeuntersuchung erfolgte am zweiten Tag durch den Gynäkologen (ein sehr netter Mensch). Der ging allerdings in meiner dritten Woche in Urlaub ging, was ihm ja auch zusteht - keine Frage. Doch kein Gynäkologe war ansonsten im Haus und die Vertretung übernahm ein Urologe.
In der dritten Woche Mittwoch fing es an, dass ich Schmerzen im rechten Unterbauch bekam. Ich muss dazu sagen, dass ich schmerzunempfindlich bin und es einen extrem starken Reiz braucht, bis ich Schmerzen wahrnehme (sie aber für mich erträglich noch sind) und trotz allem ist es für mich ein Warnsignal und ich nehme es ernst. Erst eine Woche später bekam ich bei dem Urologen montags einen Termin (auf mein Drängen!). Dieser "diagnostizierte" ohne mich zu untersuchen "es könnten Darmverwachsungen sein". Am Tag drauf habe ich mich bei Prof. G. beschwert und er schickte mich zu einer Gynäkologin im Ort.
Neben den Schmerzen bekam ich einen Ausschlag am Bauch. Kleine Pöckchen, die ich nachts im Schlaf aufkratzte und das ganze verteilte sich. Wurde von den Schwestern als Ausschlag behandelt und versorgt, lediglich ein Pfleger meinte mal, es könnte eine Gürtelrose sein. Leider habe ich auch nicht drauf gedrängt, dass ein Arzt drauf schaut, denn ich bin der Meinung dass gerade in einer onkologischen Klinik das auch die Aufgabe des Pflegepersonals ist. Jedenfalls wurde der Ausschlag weiter versorgt und begutachtet, die Schmerzen eher belächelt ("das passiert schon mal dass es nach der OP noch zwickt!")
Schlussendlich war ich am Dienstag, als ich wieder zuhause war, wegen der Schmerzen bei meinem Arzt. Er sah die Pflaster am Bauch und als er dann die inzwischen vernarbten Flecken sah und ich ihm genau beschreiben konnte, wie und wo die Schmerzen auftraten, sagte er sofort, dass es eine Gürtelrose sei und er schüttelte nur den Kopf über so ein Verhalten!

Und über dieses No GO werde ich wie gesagt die Arge in Kenntnis setzen, als auch die Klinik und meine Krankenkasse. Denn gerade, nochmal in einer onkologischen Klinik, darf so etwas nicht passieren, dass eine infektionskrankheit nicht diagnostiziert wird. denn es sind dort viele Patienten mit einer niedrigen Leukozytenzahl.

So nun habe ich Frust abgelassen

Aber ansonsten war die Reha gut, ich habe seit meiner Entlassung aus dem Krankenhaus am 23.März etwa 13 kilo abgenommen.


in der reha gab es ein labyrinth und die eine therapeutin (sporttherapeutin) hat auch vorträge dazu gehalten. ich war sehr skeptisch am anfang, hatte angst, was es mit mir macht. habe dann ihren vortrag gehört und war fasziniert. aber die angst einmal in das labyrinth zu gehen blieb.

dann habe ich angefangen steine für das labyrinth zu gestalten, mit den namen meiner kinder. für jedes kind einen stein. und letzten donnerstag war es dann soweit, dass ich gespürt habe, nun ist der richtige moment. ich habe die drei steine mit mir genommen und sie im labyrinth intuitiv platziert. so hat nun jedes meiner kinder seinen platz. und es war sehr sehr bewegend.

dann fiel mir ein, dass ich nach meiner rückkehr aus new york einmal ein labyrinth gedicht geschrieben habe:

Ich gerate tiefer und tiefer
In das Labyrinth meiner Seele
Blicke hinter den Vorhang und
Tauche ein in ein zeitloses Gebiet
In das Labyrinth meiner Seele
Wie bei Alice im Wunderland fühle ich mich
Manches mal gehetzt
Wie das weiße Kaninchen mit der Taschenuhr
Im Labyrinth meiner Seele
Doch vollkommen unbeirrt und
Voller Vertrauen in meine Stärken
Mache ich mich auf
Immer tiefer
In das Labyrinth meiner Seele
Weiß dass hinter jeder Ecke eine
Gefahr lauern kann
Jedoch intuitiv gehe ich den
Weg des meisten Widerstandes
In dem Labyrinth meiner Seele
Denn früher habe ich meinem
Vertrauen in mich widerstanden
Und mich lieber hinter hohen Wänden
Klein
In eine Ecke verkrochen
In der Mitte im Labyrinth meiner Seele
Im Labyrinth meiner Seele
Selbstbestimmt gehe ich Schritt für Schritt
Verlaufe mich auch schon mal
Lande in Sackgassen oder dunklen Seitenstraßen
Im Labyrinth meiner Seele
Blicke auf und sehe schon mal über Mauern drüber
Um neue Wege zu finden die mich zu mir führen
In die Mitte im Labyrinth meiner Seele
Was wird mich dort erwarten
In der Mitte im Labyrinth meiner SeeleWas wird mich dort erwarten
Es warten dort
Der Respekt die Ehre die Würde die Extrovertiertheit die Introvertiertheit
In der Mitte im Labyrinth meiner Seele
Ehrlichkeit Natürlichkeit aber besonders Geduld und das
Vertrauen in mich
Sind mein Kompass auf dem Weg
Durch das Labyrinth meiner Seele
Erst wenn ich in dieser Mitte gefunden habe
Wonach ich strebe
Im Labyrinth meiner Seele
Dann kann ich mich aufmachen
Mit dem gefundenen Schatz
Raus aus dem Labyrinth meiner Seele
Und
Rein in meine Wirklichkeit
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Mitfreude, nicht Mitleid, macht den Freund aus. (Nietzsche)
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