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Alt 02.03.2006, 15:52
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Sandra! Sandra! ist offline
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Registriert seit: 13.09.2005
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Standard AW: Papa!Du mußt jetzt gehen.Das ist schon ok

Hallo Marinchen!

Ja, die Gedichte sind wirklich passend!
Ich habe es mir auch abgewöhnt anderen die Wahrheit darüber zu erzählen, warum ich gerade nicht fröhlich aussehe und bin. So weit es geht versuche ich auch meine wahren Gefühle im Griff zu halten und erst in meiner trauten Einsamkeit freien Lauf zu lassen. Habe auch keine Lust darauf anderen Leuten erklären zu müssen, warum ich nach fast 5 Monaten immer noch über den Tod meines Vaters traurig bin. Ich hatte ein supergutes Verhältnis zu meinem Vater. Es war eine Vater-Tochter-Beziehung wie man sie sich nicht schöner und besser vorstellen kann. Allein bei dem Gedanken daran muss ich schon wieder weinen. Er war immer so ein toller Mann und Vater und ich sein kleines Nesthäkchen und Engelchen. Natürlich bleibt er in meinen Erinnerungen immer ein toller Mann und Vater, aber ich möchte noch mal so gerne mit ihm knuddeln. Ich werde es wohl nie so richtig begreifen, wie diese grauenhafte Krankheit unser ganzes Leben verändert und unsere heile Welt zerstört hat. Da ist und bleibt so ein großes schwarzes Loch ... ich weiß gar nicht wie man das bloß schließen könnte. Ich glaube, dass das Loch einfach nicht zu schließen ist und man wohl versuchen muss sich damit zu arrangieren und zu leben?!
Meine Nachbarin sagte zu mir, dass sie sich nichts Schlimmeres vorstellen könnte, als ihre Eltern zu verlieren, denn diese hätte man doch nur einmal. Sie meinte tatsächlich, dass man einen Lebenspartner ersetzten könnte. Daraufhin meinte ich, dass man keinen von seinen Liebsten ersetzten kann. Denn die sie sind alle einmalig und einem ans Herz gewachsen und wenn nun einer gehen muss, dann zerreißt es einem das Herz. Wenn ich nur daran denke, dass meine Mutter 42 glückliche Jahre mit meinem Vater zusammen hatte. Da kann man doch nicht einfach hingehen und diese lange schöne Zeit „wegschmeißen“ und mit einem neuen Partner von vorne anfangen. Selbst ich würde in meinen jungen Jahren nicht so einfach von vorne anfangen wollen. NEIN!
Eine Freundin meinte, dass das alles einfach nur Zeit bräuchte, dann würde die Trauer schon abflachen. Auch dazu sage ich einfach nur: NEIN! Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich meinen Vater in zwei, fünf, zehn oder zwanzig Jahren nicht vermissen werde und dann nicht traurig sein werde. Spätestens wenn ich schwanger werde und ein Kind bekommen werde, werde ich Rotz und Wasser heulen, weil mein Vater das nicht miterlebt. Wir haben doch schon so viel darüber gesprochen und geplant. Mein Vater hat tatsächlich schon Spazierwege ausgemacht, die er mit dem Kinderwagen ablaufen wollte.
Meine Mutter könnte jedes Mal anfangen zu heulen, wenn sie ihr Fahrrad aus der Garage holt. Denn direkt daneben steht das Rad meines Vaters, welches er sich kurz vor seiner Krankheit gekauft hat. Er wollte damit nun (in seinem frischen Vorruhestand) mit meiner Mutter zusammen kleine Touren unternehmen. Aber jetzt steht sein Rad einfach so unbenutzt und leicht verstaubt in der Ecke rum. Sollen wir jetzt etwa hingehen und alle Sachen, die uns an unseren Vater erinnern wegschmeißen?! NEIN!
Dann müsste mein Bruder auch seine Arbeitsstelle kündigen, da er fast 22 Jahre mit meinem Vater zusammen in der gleichen Firma – Seite an Seite - gearbeitet hat. Auch er leidet sehr unter den Verlust. Und ich glaube nicht, dass sich das so schnell ändern wird.

Und ich finde das auch nicht schlimm, dass wir alle immer noch traurig sind. Wir sind nun mal Menschen und Gefühle sind menschlich. Wären wir alle Roboter, wäre unsere Welt sehr gefühllos und kalt. Wenn also ein paar Mitmenschen unser Gefühle nicht verstehen oder nicht damit umzugehen wissen, dann sollen sie es halt sein lassen und besser keine dummen Kommentare abgeben. Daher ärgere dich nicht darüber, sie wissen es halt nicht besser! Sei lieber froh, dass es dieses Forum gibt, wo du sicherlich nicht auf taube Ohren oder Unverständnis stoßen wirst.

Viele liebe Grüße
Sandra
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