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Alt 09.04.2006, 08:30
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Christian S. Christian S. ist offline
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Standard AW: HILFE meine Mami hat Magenkrebs !!!

Liebe Janet,

deine Bedenken sind gerechtfertigt die Frage warum Ilona trotz zwei befallener Knoten keine weitere adjuvante Therapie erhält.
Es ist einfach so und darüber sind sich die Onkologen einig. Magenkrebs reagiert recht stur auf Strahlen und Chemotherapie. Man weiß im Grunde das es wenig Sinn macht adjuvant zu therapieren wenn "alles" mitgenommen wurde. Natürlich sinkt die Gefahr einer Rezidivbildung bei Lymphknotenbefall wenn man chemotherapeutisch behandelt, aber dieser Prozentsatz ist nicht wirklich von großer Bedeutung. Sie wird sicherlich von einem Onkologen betreut werden nach der Zeit in dem Krankenhaus. Sie sollte vielleicht in eine Rehabilitationsklinik fahren wo zur Reha auch noch Chemo gemacht wird.

Das Verhalten deiner Mutter ist vollkommen normal, es ist ihre Art damit umzugehen und du machst es ihr durch dein Engagement auch nicht wesentlich einfacher. Vielleicht ist es besser für euch beide wenn du nicht mehr sie mit deinem Wissen behelligst und einfach nur für sie da bist. Du kannst den Verlauf nicht verhindern und wirst sie auch nicht dazu bringen Interesse dafür zu entwickeln wenn du ihr permanent damit auf den "Geist" gehst. Sie muss erst einmal selbst realisieren was da passiert ist, es ist ein harter Kampf der noch wesentlich dramatischer werden wird wenn sie dann in die Chemotherapie einsteigt.

Vielleicht solltest du dir über deine eigenen Ängste und Sorgen Gedanken machen, denn es ist mir als ob du selbst panische Angst hast auch diesen Weg gehen zu müssen.
Bei mir war es so gewesen, ich hatte auch Angst, nach dem ich das von meiner Bekannten gehört hatte. Ich selbst immer Magenprobleme gehabt und aber auch nicht gegangen. Diese Angst und damit auch verbundene Hoffnung das es einen selbst nicht erwischen wird, sind ein echt nahrhaftes Elixier für solche Geschehen.

Dein Interesse ist sehr gut und auch wichtig wenn es sie nicht damit umgehen kann und will dann kannst du nichts machen als einfach nur für sie da sein und mit ihr reden ohne sie mit deinen neuen Wissen zuzuschütten. Es ist sehr schwer aber du machst es ihr dadurch auch nicht leichter. Durch dein Wissen und deine Recherchen machst du ihr sehr bewusst was sie da hatte und was da kommen kann.
Jetzt mal ganz ehrlich? Würdest du in ihrer Situation alles wissen wollen? Ich bereue das viele Wissen was ich mir dank dem World Wide Web zugelegt habe. Es ist gut vieles zu wissen aber es kann auch genauso daneben sein denn es entsteht eine Erwartungshaltung und man beobachtet den eigenen Körper noch viel intensiver, nämlich genau nach diesen Punkten die man gelesen hatte. Und weißt du, dass man diese Symptome tatsächlich entwickeln kann? Auf der Site meiner Rehaklinik las ich dass Hypochondrie eine große Bedeutung einnimmt nach einer solchen Erkrankung. Und ich kann es aus eigener Erfahrung nur bestätigen.
Lass ihr die Zeit es zu realisieren, was du verstanden hast, ist bei ihr vielleicht nicht einmal durchgedrungen. In dieser Situation ist man auch nicht fähig sich darüber wirklich Gedanken machen zu wollen.

Ich wünsche dir einen schönen Sonntag und viel Gelassenheit etwas entspannter mit dieser Situation umzugehen.

Christian S.

Bitte resigniere nicht, sei einfach da, akzeptiere die Situation und unterhalte dich mit ihr wie es ihr geht und welche Fortschritte sie macht. Hin und wieder kannst du ihr deine Erkundigungen unterbreiten. Das Buch würde ich trotzdem kaufen, sie wird es lesen wollen. Es sind gerade mal zehn oder elf Tage nach der Operation, es wird noch sehr lange dauern und wie es sich entwickelt, liegt auch sehr an ihr. Es ist überhaupt sehr häufig dass Krebserkrankte mit Resignation reagieren und nur sehr schwer damit umgehen können.
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