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Alt 18.08.2004, 00:19
Gast
 
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Standard Verstorbene standen am Bett meines Papas

Hallo Leute!
Oh mann, wenn ich das hier so lese, sehe ich den letzten Besuch im KH bei meiner Mutter mit ganz anderen Augen. Mutter ist auch nie religiös gewesen.
Ich streichelte über ihren Arm. Sie fing dann an, jemanden anzuflehen, dass "er" machen soll, dass sie nie wieder aufwacht. 1 Tag später ist sie dann verstorben. Nicht alleine, sondern hat noch gewartet, bis ihr Bruder und Ihre Schwester (inkl. Cousine) bei ihr waren. Mir wurde dann erzählt, dass sie bewusstlos wie sie war, versucht hatte, den Sauerstoffschlauch aus der Nase zu holen und sich über die Brust strich, als ob sie sich von irgendetwas befreien wollte.
Auch mir macht dieser Gedanke Angst. Was hat sie da gefühlt? Angst? Glückseeligkeit? Oder war das eine normale Reaktion?
Als die Geschwister 3 Stunden am Bett gesessen hatten und laut sagten, dass sie jetzt gehen werden, atmete meine Mutter noch einmal tief durch...und starb.
Mich beruhigt es unheimlich, dass sie nicht alleine war.
Ich selbst wachte in der Nacht, kurz vor dem Todeszeitpunkt auf, und fühlte irgendwas...1 Stunde später kam der Anruf.
Es tut gut, so offen zu schreiben. Diese Geschichte habe ich noch niemandem erzählt.
Wenn ich es laut ausspreche, tut es weh. Obwohl ich ansonsten nicht grossartig am trauern bin. Über die letzen Stunden und meinen letzten Besuch bei ihr zu sprechen bereitet mir starkes Herzklopfen. Dann kommt die Traurigkeit.
Ansonsten bin ein "Gering-Trauernder". Weiß ebenfalls nicht warum. Wahrscheinlich der "Schutzmechanismus". Ich schätze auch mal, dass ich nun glücklicher bin, als während der Krankheitszeit. Man ist erleichtert. Muss sich keine Sorgen mehr machen und weiß, dass es so nun besser ist. Man hat auch nicht mehr die Verpflichtung Mut zuzusprechen und seine eigenen Ängste und Befürchtungen zurückzustellen.
Lieben Gruß, alles Gute, viel Kraft und Mut an alle Trauernden!
Nach jedem Tal kommt auch wieder ein Berg!
Ihr seid bestimmt nicht alleine...
Gruss Adrian