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Alt 05.01.2012, 13:13
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sywal sywal ist offline
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Standard AW: Myxoides Liposarkom - Rezidive

[CENTER]1994[CENTER]

Beim Kontrollultraschall, im Februar 1994, wurde wieder eine 3,6x9mm große Veränderung festgestellt. Im März war sie vollkommen gleichgeblieben und im Juni auf 3,2 x 5,3cm angewachsen. Im Juli wurde das 2. Rezidiv entfernt. „Es war kein Problem, auch hinsichtlich der Radikalität bestehen keine Bedenken. Die histologische Untersuchung ergab ein höher differenziertes myxoides Liposarkombild“.
Ich war nach jedem operativen Eingriff wieder sehr schnell am Arbeitsplatz, bzw. stand auch im Krankenhaus telefonisch zur Verfügung. Am Tag nach dieser Operation war ein wichtiger, aber nicht endgültig abschließender Geschäftstermin von meinem Chef vereinbart worden. Mit gutem Gewissen ging ich ins KH, hatte ich doch alles sicher auf- und vorbereitet. Im Aufwachraum, als ich die Augen öffnete, stand mein Chef neben mir. Er hatte sich zum Gewebetransport angeboten. Da hörte ich ihn zu seinem Freund, meinem Chirurgen sagen:“Gib ihr irgend etwas, ich brauche sie morgen in der Firma“. Dr. S. antwortete: „Bist deppat? – Komm...“ und sie gingen in einen anderen Raum. Dieser Vorfall fiel mir erst Monate später wieder ein, als ich mein Ausscheiden aus diesem Betrieb überlegte.

1994 berichtete eine aus Amerika stammende Publikation dass 136 Melanompatienten „geimpft“ wurden und sich dadurch die Fünf-Jahres-Überlebensrate um das Fünffache erhöhte. In einer Ärztezeitung wurde über den österreichischen Aufbau einer Anlage zur Produktion eines Lebendimpfstoffs gegen Krebs berichtet. Alleine für diese Anlage wurden von einem Pharmaunternehmen 150 Mio Schilling bereitgestellt. Und, „sollte sich langfristig ein günstiger Einfluß auf 5-Jahres-Überlebensraten zeigen, könnte der Nobelpreis fällig sein“.

Selbstverständlich kontaktierte ich den in der Zeitung erwähnten künftigen Nobelpreisträger, bekam auch einen Termin. Eine Empfehlung für meine Therapie wurde in Aussicht gestellt. Der Herr Professor hatte keine Zeit, stellvertretend befragte mich ein Oberarzt eingehend. Er überlegte laut, ob man mich in die, in der Zeitung vorgestellte Phase I Studie einschleusen könnte. Dazu hatte ich aber überhaupt keine Lust und das war auch nicht der Zweck des Gesprächs. Es stellte sich dann heraus, dass der Oberarzt sehr gerne den Herstellungsmodus meiner Therapie hätte, versuchte diesen zu kopieren. Unter dem Vorwand, dass ich nachsehen müsse ob das zu kopierende Papier auch das richtige sei, bekam ich die Arbeitsvorlage nochmals in die Hand – und gab sie nicht mehr her. Darauf hin wurde mir gedroht, die mich behandelnden Ärzte anzuzeigen, da dieser Therapieversuch nicht von den Instanzen bewilligt worden war. Rechtlich gesehen war dies nonsen. Sicherheitshalber schrieb ich ein Gedächtsnisprotokoll, schickte es dem behandelnden Arzt. Er schrieb dem Randomisierer einen Brief, dieser antwortete „dass das Gespräch im Beisein einer Krankenschwester geführt wurde, er niemals gedroht hätte“. Ich hatte die Schwester nicht gesehen aber vielleicht hat sie unter dem Tisch gelegen und genau diese Drohung verschlafen?

Kurze Zeit später erfuhr ich von einer öffentlichen Gesprächsrunde, unter Beteiligung von 2 an Krebs erkrankten Schauspielern, 2 Onkologen samt Verstärkung, und dem deutschen Arzt Dr. D. (Buchstabe geändert), welchen ich für meine Therapie in Erwägung gezogen hatte. Beide Schauspieler waren auch bei Dr. D. in Behandlung.
Der Raum war voll, ich hatte Glück noch einen Sitzplatz zu bekommen. Doch wirklich sachlich war die Diskussion nicht. Dr. D. war von den österreichischen Onkologen zu einem bestimmten Thema eingeladen worden, hatte hierzu seine Dias mitgebracht – doch nun war man nicht mehr gewillt über das angekündigte Thema zu sprechen, man wollte Dias zu einem anderen Thema sehen. Da Dr. D. diese nicht mitgenommen hatte, wollte der eine Onkologe kurzerhand die Diskussion absagen. „So geht’s nicht“ übertönte einer der beiden prominenten Patienten das laute Gemurmel. Das Ganze kam mir wie eine Hexerverbrennung vor. Warum waren diese Experten zu keiner sachlichen Diskussion fähig? In der Pause fragte ich einen Schauspieler, wie er als Patienten solch eine Unfairness gegenüber seinem behandelnden Arzt zulassen könne. „Ich bin sowohl bei Dr. D. als auch bei dem einen Onkologen in Behandlung. Wenn ich den Mund aufmache falle ich zwischen 2 Sessel durch“.
Die Gesprächsrunde abschließend sagte dann einer der beiden anerkannten Onkologen zu Dr. D. „eine Tumorvakzine lasse ich mir noch einreden, aber das was sie da fabrizieren nicht“.

Mit einer an Gebärmutterhalskrebs erkrankten Freundin ging ich nun zu diesem Spitzenonkologen, legte das Behandlungskonzept samt Herstellungsmodus vor und bat um eine Empfehlung für die Kasse. Ja, er würde eine Empfehlung schreiben, da die Vakzinierung weltweit bekannt sei. Aber, er würde diese Empfehlung direkt an die Kasse schicken, sonst würde er sie am nächsten Tag in der Zeitung lesen können. Der schreibt das sicher nicht, dachte ich. Doch Jahre später, bei Akteneinblick sah ich, dass der Onkologe tatsächlich nicht ein, sondern 3 Stellungnahmen geschrieben hatte.

08 94:“ …..Nach meinen Erkundigungen wird dabei offenbar eine …....hergestellt, wie sie bereits Anfang der 70-ger Jahre im Sinne einer ….....an mehreren Zentren in den USA und in Europa mit wechselndem Erfolg durchgeführt wurde. Ich glaube daher sagen zu können, dass – von meiner Warte aus – die Patientin sich in dem vorliegenden Einzelfall dieser Behandlung durchaus unterziehen kann“. Kein Wort stand da, dass er mir Strahlen- oder Chemotherapie empfohlen hätte bzw. eher angebracht wäre.

02. 96: „.... dass ich das angewandte Verfahren für in seinen Grundgedanken zwar experimentell interessant, jedoch in seiner Ausführung für wahrscheinlich ineffektiv erachte....Ich glaube aber, dass mit dessen Anwendung der Patientin zumindest kein Schaden zugefügt wurde. …..“
Hier schreibt der Experte, dass er Therapievorschläge (u.a. Strahlentherapie) gemacht hätte, welche auch von meiner Freundin, gemäß Gesprächsnotiz, nicht gehört wurden.

07. 96.: ...dass bei der vorliegenden Vakzine es sich um eine völlig unbelegte Therapiemodalität handelt, die mit insuffizienten Methoden sowie im vorliegenden Fall unter Hintanstellung grundsätzlicher Überlegungen durchgeführt wurde.

Mittlerweile hat dieser Experte, mit ein paar Kollegen, eine Vakzine gegen Krebserkrankungen zum internationalen Patent angemeldet.

Was war/ist nur mit diesen Ärzten los? Da herrscht ja Krieg! Vor wem haben die Angst? Für wen oder was wird dieser Krieg geführt? Für die Heilung von Krebspatienten? Das konnte ich nicht so ganz glauben – glaube ich heute noch nicht! Würden alle an einem Strang ziehen, wäre diese Geisel der Menschheit vielleicht nicht besiegt aber doch die Spitze genommen.

Selbstverständlich gehört die Humanmedizin in einen gewissen gesetzlichen Rahmen, Scharlatanen Grenzen gesetzt. Was aber tun wenn bei sogenannten „verwaisten Krankheiten“ kein öffentliches materielles Interesse besteht? Wenn es nur einzelne engagiert Ärzte gibt, welche auch noch dazu, wie oben beschrieben, angefeindet werden? Die Grundlagen meiner Therapie stammten aus einem universitären Krebsforschungsinstitut. Mit dem Leiter dieses Institutes hatte ich schriftlich Kontakt aufgenommen, sehr schnell eine erfreuliche Antwort bekommen. Dann, erst danach hatte ich mich zur Therapie entschlossen. Damals wusste ich noch nicht auf welches Glatteis ich mich begeben hatte.
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