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Alt 27.06.2002, 23:14
Gast
 
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Standard Forum für Angehörige UND Betroffene

Uff! Hallöchen zusammen,
hätte nicht gedacht, dass Euch meine Schwester auch so beschäftigen kann. Und scheinbar ist so ein Mensch wie meine Schwester manchem von Euch auch nicht so ganz "unbekannt" ...?
Ihr habt alle recht, muss ich sagen. Irgendwo und irgendwie. Erstaunlich, ich hätte auch nicht gedacht, dass ich Euch meine Schwester mit den paar wenigen Beispielen hier so nahe "rüber bringen" konnte. Ups!
Es stimmt, meine Schwester ist eine Schnepfe, sie ist völlig materiell eingestellt, normalerweise würde ich so jemandem aus dem Wege gehen (könnte keine Freundschaft aufbauen), ich sollte generell ein klärendes Gespräch führen, meine Schwester muss noch eine ganze Menge lernen, sie liebt mich auch ganz bestimmt, ... und der einzige Weg, ihr Selbstvertrauen beizubehalten ist der, indem sie MICH klein macht, ... weil sie SICH selber gar nicht richtig mag.
Eine ganze Menge, hm-hm.
Aber ich denke nicht an Rache. (Wie kommst Du darauf, Jana?) Das einzige, was ich mir von meiner Schwester wünsche, ist Verständnis, dass sie akzeptieren kann wie ich bin und was ich tue, ... und dass diese dummen Sprüche von ihr endlich mal aufhören. Das wäre schon sehr, sehr viel!
Ich habe mich nur gefragt, ob ich, falls es meiner Schwester mal richtig schlecht geht, überhaupt noch FÄHIG bin, ihr - nach all diesen Verletzungen - HELFEN zu können.
Manchmal denk ich ja, ich WÜRDE ihr helfen, (was denn sonst, verflixt nochmal?), ... und manchmal denk ich nach all dieser Wut: Die KANN mich mal! So wie man in den Wald ruft, so kommt es nämlich wieder zurück!
Das hat nichts mit Rache zu tun. Wenn Dir jemand IMMER weh getan hat, dann wirst auch DU Mühe damit haben, IHM dann zu helfen.
Denk ich mal. Das ist eben die Frage. Wie weit ein Mensch fähig sein kann, wenn es drauf ankommt. Aber da ich ziemlich stark bin, ... würde es mich nicht wundern, WENN ich ihr dann helfen würde, hm? Tja!

Ach ja, Tina, den neuen Kontakt NACH diesen zwei Jahren ... war eigentlich nicht einfach plötzlich da. Weisst Du, wir treffen uns immer einmal im Monat mit unserem Vater zum Mittagessen in einem Restaurant. (Damit der Familienkontakt erhalten bleibt, wo sonst ja jeder so seinen eigenen Weg geht.) Das ERSTE Jahr habe ich meine Schwester regelmässig an diesem Tisch IGNORIERT! (Ich KANN ziemlich krass sein, wenn ich will! Normalerweise tue ich das nie, aber hier fiel mir einfach nichts besseres mehr ein!) Ich habe kein Wort mit ihr geredet, sondern nur mit unserem Vater. - Diesem war das natürlich hinten und vorne nicht recht, der Arme sass gewissermassen zwischen zwei Stühlen, aber immerhin war er auf meiner Seite und sagte öfters mal: "REDE doch wieder mit ihr! Sie IST halt eben so!"
Naja, so im Laufe des zweiten Jahres redete ich dann halt wieder so ein bisschen mit ihr, ... und als dann zwei volle Jahre vorbei waren, brachte mir meine Schwester plötzlich ganz spontan einen Blumenstrauss mit! "Einfach so!" sagte sie, und unser Streit vor zwei Jahren wurde dabei gar nicht erwähnt. - Dafür betrachtete ich ihren Blumenstrauss wenigstens als kleine Entschuldigung, auch wenn sie dieses Wort nie über die Lippen gebracht hat.

Heute hat sie eben Angst davor, dass ich so was wieder mal tun könnte. ("HABE ich jetzt noch eine Schwester?) Irgendwas wird mein langes Schweigen wohl doch irgendwie bewirkt haben. Für einen Moment wenigstens.

Vielleicht erwarte ich selber ja auch zu viel von ihr. Etwas, das sie gar nicht fähig ist, zu tun. Wenn ich bedenke, dass sie keine einzige FREUNDIN hat, ... dann sollte mir das auch eine Bestätigung geben. Sie ist offenbar gar nicht fähig, eine richtige Freundschaft zu führen und zu leben. Weil ihr eben niemand so richtig in IHREN Kram passt.

Ich mach es jetzt mal so, habe ich mir überlegt: Da ich ihr ja kaum wirklich aus dem Wege gehen kann, und da ich nicht die Kraft für einen Streit oder eine Auseinandersetzung habe, da ich nicht wieder von Neuem verletzt werden möchte, da ich zu viel Verständnis von ihr erwarte, das sie mir eh gar nicht geben KANN, ...
... werde ich künftig bei jedem "dummen Spruch", den sie da raus lässt (was ja immer eine dämliche Kritik sein wird) regelmässig sagen:
"Das verletzt mich jetzt aber!"

Auf diesen einen Satz wird sie nicht viel erwidern können, hm? Ausser vielleicht: "Mann, bist DU vielleicht empfindlich!"
Worauf ich dann sage:
"Das verletzt mich schon wieder!"
Bis sie anfängt, sich Gedanken darüber zu machen. Und still ist. Oder - oh Wunder - sich vielleicht dafür entschuldigt?!

Gute Idee?

Ach ja, Michaela, ... ich habe nie einen therapheutischen Beruf ausgeübt. Du wirst lachen, ... ich war mal Wurstverkäuferin! Hehe! Und dann Bürogummi!
Den einzigen Vorteil, den ich immer in meinem Leben hatte, war:
Ich liebe die Menschen.
Ich bin immer bereit um zu lernen.
Ich möchte die Menschen immer so behandeln, wie ICH gerne behandelt werden möchte.
Ich bin wissensdurstig.
Ich lebe das Leben mit Höhen und Tiefs.
Ich liebe das Abenteuer.
Ich bin eine Kämpferin.
Ich bin arm.
Ich bin vielseitig interessiert. (Auch an Boxsäcken!)
Und ... ich bin Schriftstellerin. - OHNE den typischen "Röntgenblick" in die tiefsten Tiefen einer Menschenseele, ... wäre ich kaum fähig, über Menschen SCHREIBEN zu können. Dazu muss ich sie kennen. In- und Auswendig. Und immer wieder von Neuem von ihnen lernen. Denn der Mensch ist das wunderbarste Wunder dieser Welt. Gell?
- Vielleicht hast Du mich deshalb mit einer Therapeutin verwechselt ...?

Bis morgen, Ihr Lieben. Vielen Dank, dass Ihr Euch so mit meinem Schwester-Problem auseinander gesetzt habt. Sie ist schliesslich AUCH ein Wunder. - Im gewissen Sinne ...

Grüssli von der
"krassen" Brigitte
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