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Alt 30.06.2002, 09:55
Gast
 
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Standard Forum für Angehörige UND Betroffene

Morgen zusammen,
hi, Michaela.
Dieses Selbstmitleid ist eigentlich so oder so da, wenn Du mal Krebs hast, ohne dass Dir ein Arzt jetzt ein Zeitlimit für Dein Leben setzt.
Ich denke, das hat dann nicht mal was mit Stärke zu tun, wenn Du alleine DANN NUR vom Guten ausgehst. Du weisst da nämlich automatisch, dass Deine Chancen schon nicht mehr so gut stehen, und Du wirst wissen, DASS Du auch das Schlechte erwarten musst. (Du weisst schliesslich nicht WIRKLICH, WIE Deine Chancen stehen!)
Also bleibt Dir da nichts anderes übrig, als zu "versuchen", als "durchzuhalten" und "weiterzumachen", wie auch immer. Und WEIL Du auch vom Schlechten ausgehen tust, wirst Du da eben anfangen, den einzelnen Moment viel intensiver zu Leben.
Aber WÄHREND dieser Zeit, wirst Du Kräfte in Dir entdecken, nicht bloss "coole", sondern ganz erstaunliche, so dass Du anfangen wirst zu KÄMPFEN, ... was Du Dir bisher vielleicht gar noch nie zugetraut hast!
Selbstmitleid kann daher verborgene Kräfte hervor locken! - Verblüffende Sache, gell?

Wenn jetzt aber ein Arzt kommt, und Dir sagt, er gibt Dir noch sechs Monate, ... ist das noch tausendmal krasser, als bloss das alleinige Wissen darüber, dass Du Krebs hast. Denn da KANNST Du nur noch das Schlechte sehen, ... da bleibt Dir ja eigentlich gar nichts anderes mehr übrig, nicht wahr?
Ärzte wissen offenbar schon, WARUM sie sowas manchmal nicht den Patienten direkt sagen. Weil vielleicht mancher Patient dann erst recht "aufgibt". - Kommt wahrscheinlich auch immer noch darauf an, wie SEHR ein Patient einen Arzt als "Gott in weiss" betrachtet! Denn je mehr er ihn als "Gott" ansieht, um so mehr wird er ihm GLAUBEN. Wenn der Patient also daran glaubt, dass sich ein Arzt nicht irren kann, ... dann wird er auch genau DAS tun, was der Arzt ihm sagt: nämlich nur noch sechs Monate leben! (Krass ausgedrückt!)
Daher ist es für den Arzt einfacher, seine Prognose den ANGEHÖRIGEN mitzuteilen. Denn DIE tun ja nicht DAS, was er gerade prophezeit hat. Und da ist es ihm dann nicht so peinlich, FALLS er sich getäuscht haben könnte, hm-hm.

Okay, man kann es von allen Seiten betrachten und auch sagen, es wäre reine Rücksichtnahme dem Patienten gegenüber, wenn man ihm nichts von den sechs Monaten sagt, damit man ihn nicht zu sehr belastet.
Aber so oder so, ich finde, das ist seitens der Ärzte reine "Gott-Spielerei", vor allem, wenn sie das Zeitlimit dann auch noch so EXAKT sagen können! Sie wären "weiser", würden sie sagen: "Ein paar Monate", ... aber ich sage jetzt mal, schon alleine DAS ist eine Frechheit. Wieviele Patienten haben schon JAHRE überlebt, obwohl die Ärzte sie schon lange aufgegeben haben?
Und richtig: Es IST ein "Aufgeben" der Ärzte! Es ist ein Aufgeben von JENEN Möglichkeiten, die SIE kennen. Nämlich lediglich das "körperliche" und das ist genau DAS, worauf Ärzte meist nur alleine schauen. - Doch dass da in diesem "körperlichen" auch ein MENSCH steckt, oftmals mit einem heftigen LebensWILLEN, mit Kraft und zähem Durchhaltevermögen, ... ein MENSCH mit einer Seele, ein Mensch, welcher denkt und fühlt und ein wahres WUNDER ist, ... oh, das wird gerne schnell mal böse unterschätzt!

Ich finde, diese Seite sollte man unbedingt AUCH betrachten. Das hat nichts mit "Schönfärberei" zu tun, sondern ist oftmals Realität.
Genau so, wie die Ärzte behaupten, IHRE Prognosen seien Realität.

Ich stell jetzt mal den folgenden krassen Vergleich auf: Es ist fast ähnlich, wie wenn Dir ein Killer eine Morddrohung macht! Wenn er Dir sagt, er gibt Dir nicht mehr als sechs Monate, denn bis DANN habe er Dich erwischt!
Nee, das KANN der Killer nicht wirklich wissen! Denn es ist SEINE Drohung. Aber DU, ... DU könntest ihm ja noch entkommen, nicht wahr? Jawoll! (Nicht, dass Du jetzt diesen Vergleich missverstehst. Mit dem "Killer" meine ich nicht die Ärzte, sondern wirkliche Killer, gell? - Ich lese halt gerne Krimis, ich weiss!)

Ich wünsche Dir ein recht schönes, restliches Wochenende. - Wie war's Theaterstück? DU als Waschbär, habe ich das richtig verstanden?
(Jetzt haben wir hier bald mal ALLE Tiere aufgezählt, hihi! Fehlt aber noch das Känguruh ...!)
Ganz liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte
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