[Jutta]

Hallo Sash,

in manchen Punkten gebe ich Dir vollkommen recht, dennoch möchte ich es ebenso einschränken.

Der Mensch besitzt in sich so viel mehr, als mancher zu glauben denkt oder hofft. Aber es kommt immer auf die Diagnose mit an, wie weit ist der Krebs schon fortgeschritten, wieviel vom Körper wurde schon zerstört. Wenn wichtige Organe nicht mehr ihre Funktion ausführen können, ist es unglaublich schwer noch Eigenkräfte zu mobilisieren.

Dazu kommt ebenfalls die eigene Lebensweise, wie habe ich mich Schwierigkeiten im Leben gestellt. Wer die anderen die Steine aus dem Weg ohne eigenes Zutun aus dem Weg räumen läßt, hat es meistens bedeutend schwerer ganz plötzlich eine innere Kraft zu entwickeln. Oder wer sich den Realitäten des Lebens entzogen hat, verliert sich gerne in utopische Hoffnungen.

Sash, ich hatte das Glück in einer Familie groß geworden zu sein, die niemals, egal welcher Schicksalsschlag sie getroffen hat, den Glauben und die Hoffnung dennoch gepaart mit Realität und Lebenswillen verloren hat. Ich gebe all diese Dinge nie auf, und meine Ma zeigte noch in ihren letzten Minuten einen ungeheuren Lebenswillen.

Trotzdem gehört für mich zu all dem o.g. auch ein gewisser Sinn an das Annehmen der Gegebenheiten, auch mit diesen muß man sich auseinandersetzen. Wir alle haben eine letzte Stunde, und das Sterben gehört zu uns wie die Geburt. Wenn mir mein Arzt sagt, nun sind sie austherapiert, dann werde ich damit leben, werde jede Minute die mir noch bleibt ausnutzen und erleben, soweit mein Zustand es mir erlaubt. Angst vor dem Tod habe ich keine mehr, denn er war und ist mein ständiger Begleiter.