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Alt 22.01.2003, 20:01
Gast
 
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Standard Vorstellung und ein Sack voll Fragen

Liebe Anja II,
diese Ängste und Sorgen kenne ich natürlich auch. Zum Beispiel habe ich noch einen Sohn im Studium, der sicher als angehender Gymnasiallehrer noch fünf Semester die Hand in Papas Tasche haben wird und mich sicher noch einige Zeit braucht. Oder ich habe 20 Jahre nach meiner Scheidung noch eine ganz neue und unsterbliche Liebe gefunden, eine Frau, mit der ich gerne alt werden würde. Natürlich mache ich mir Sorgen, wenn ich diese Menschen verlassen muß.
Andererseits meine ich aber auch, Tod ist doch etwas Endgültiges, etwas, was sogar Kinder schon verstehen und begreifen. In meiner Generation gab es ja auch sehr viele Kriegsweisen, und doch, die betroffenen Kinder haben das fast alle durchweg gut verarbeitet.
Sorgen macht mir jedoch auch, daß ich noch so viele Pläne für die Zukunft hatte, heute aber nur noch für den Augenblick leben und planen kann. Ich bin etwa Hochseesegler, wollte eigentlich mit meiner Bärbel in ein oder zwei Jahren meine Wohnung verkaufen ein etwas größeres Schiff erwerben, und in der Südsee aussteigen. Na, jetzt schaffe ich es nichtmal mehr, die Bootsausstellung in Düsseldorf zu besuchen, einfach vor der stationären Aufnahme am 29.1. im Knappschaftskrankenhaus keine Zeit mehr dazu.

Und wie ich so über diese Dinge heute denke, dabei spielt natürlich meine Lebenserfahrung, meine persönliche Entwicklung eine große Rolle. Die ist natürlich bei jedem Menschen anders.

Manchmal denke ich, man sollte es so wie die Zigeuner halten. Die beschäftigen sich nur mit dem Hier und Jetzt, denken nicht an den Tod, einfach weil sie sich sagen, dies wäre eine Erfahrung, die jeder Mensch einmal machen muß. Und wenn es dann soweit ist, dann hat man immer noch Zeit, sich darüber Gedanken zu machen.

Wer will schon sagen, was richtig und was gut ist? Wir Menschen können eben nur versuchen, uns durch alle Probleme und Schwierigkeiten hindurchzuarbeiten, bis wir den individuell für uns richtigen Weg finden. Patentrezepte hat leider keiner. Mache Dir also nicht das Herz zu schwer.

Aber ich möchte auch sagen, daß ich angesichts des OP-Termins nicht an den Tod denke, meine Gedanken richten sich darauf, nocheinmal um mein Leben zu kämpfen und dafür meine ganze Kraft einzusetzen. Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, der hat schon verloren! Natürlich wird meine Haltung auch davon beeinflußt, daß die Menschen, welche mir nahestehen, eben dies von mir erwarten. (;-)))
Herzliche und liebe Grüße
Peter Brumann
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