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Alt 13.04.2007, 11:37
margit b. margit b. ist offline
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Registriert seit: 17.08.2005
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Standard AW: Wer kann mir helfen??

Hallo Melly,

erst einmal tut es mir sehr leid, dass deine Mutter jetzt auch betroffen ist.

Natürlich ist man wie vor den Kopf gestossen, denn sowas passiert Anderen - aber doch nicht in der eigenen Familie! Es dauert auch einige Zeit bis man den ärgsten Schock verwunden hat und man merkt, dass so eine Diagnose nicht unbedingt den Tod bedeuten muss! Und du solltest auch noch wissen, dass nicht die Größe des Tumors für die weitere Prognose ausschlaggebend ist, sondern vielmehr ob tumorfrei operiert werden konnte und ob sich schon Ansiedlungen an Darm oder Bauchnetz gebildet haben. Diese Dinge werden im histologischen Befund aufgeführt. Bei mir hat es ca. eine Woche gedauert, bis dieser Befund da war.

Ich bekam meine Diagnose im April 2003 und meine Erkrankung war schon sehr weit fortgeschritten. Zudem hatte ich durch meine Erkrankung mehrere Thrombosen und eine großflächige Lungenembolie. Die Ärzte haben mir damals nicht viel Hoffnung gemacht. Trotzdem bin ich bis jetzt von einem Rückfall verschont geblieben und ich bin sehr zuversichtlich, dass es auch so bleibt!

Eigentlich hab ich mir die Chemo auch viel schlimmer vorgestellt. Man hat ja immer die Bilder von Filmen im Kopf. Natürlich war diese Zeit anstrengend, aber sehr bald schon stellt sich ein Rhytmus ein und man weiss genau, wann es einem gut geht und an welchen Tagen man sich mehr schonen muss.
Versucht für eure Mutter da zu sein, aber lasst ihr auch mal Ruhe, wenn sie allein sein möchte. Für mich wäre es am Schlimmsten gewesen, wenn immer einer gesagt hätte, was ich als nächstes tun muss. Aber da ist ja jeder Mensch anders. Ich war auch sehr stolz auf mich, dass ich während meiner Chemozeit meinen Haushalt alleine gemacht habe und nur selten Hilfe in Anspruch genommen habe.

Meine beiden Kinder waren damals 14 und 16 Jahre alt. Anfangs konnte ich das Wort "Krebs" nicht aussprechen und ich hab mir gedacht, dass es besser sei, wenn die Beiden nicht alles wissen. Als ich dann endlich mit ihnen sprechen konnte, hab ich gemerkt, wie groß ihre Angst war. Ich bin dann sehr offen mit dem Thema umgegangen und hab ihre Fragen immer beantwortet. Sie haben akzeptiert, dass es während der Chemo gute und schlechte Tage gebeben hat. Ganz schnell hat sich auch während der Chemo ein Alltag entwickelt und die Beiden habe trotz meiner Erkrankung nicht ihre jugendliche Leichtigkeit verloren.

Du bist zwar 10 Jahre älter als deine Schwester, aber du weisst sicher noch ganz genau, dass man mit 14 nicht mehr wie ein Kind behandelt werden will. Versuche ruhig mit ihr zu sprechen. Du kannst ihr ja sagen, dass eure Mutter Krebs hat, aber dass es nicht heisst, dass sie auch daran sterben muss! Sag ihr auch, dass sie eine Chemo machen muss und dass sie wieder ganz gesund werden kann.

Wer weiss den schon, was kommen wird? Für mich war es immer irgendwie eine Beruhigung, dass ich mit meiner Erkrankung zumindest im Ernstfall die Gelegenheit habe, mich von meinen Lieben zu verabschieden. Wieviele Menschen gehen am Morgen aus dem Haus und kommen nie wieder?

Alles Gute für deine Mutter und dich

Margit
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