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Alt 10.07.2003, 20:21
Gast
 
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Sandra,

leider habe ich auch (wie fast alle anderen)Deine Fragen nicht beantwortet.
Klar, als ich anfing zu lesen, hab ich gedacht, darauf kannst Du antworten, schreib ihr mal.
Und dann hab ich Deine Fragen nach dem Lesen der vielen anderen Briefe vergessen
zu Beantworten.

Dabei hab ich grad bei Dir gedacht, dass wir viel gemeinsam haben. Ich bin jetzt 29,
meine Mama ist 10 Tage nach Deiner Mama gestorben, leider müssen wir jetzt auch zum ersten Mal die Monate wieder begehen, die doch letztes Jahr die Schlimmsten unseres Lebens waren.

Mit meiner Trauer komme ich mir auch sehr alleingelassen vor.
Ich hatte eh kaum jemand zum Reden, mein ruhiger Freund, der sowieso kaum spricht, hatte dafür erst recht keine Worte und die Familie, die ja genauso trauert, will man auch nicht noch mehr belasten.

Und die anderen? Ich hab mich bei keinem ausgeheult, trotzdem wollte es auch keiner hören.
Aber etwas kann ich sie auch verstehen.
Keiner kann halt damit umgehen, und was sagt man als Aussenstehender?
da fällt einem echt nicht viel ein.

Dabei brauchen wir doch nur mal ein Ohr das (interessiert) zuhört und einen Arm, der uns hält, wenn wir vor Schmerzen zusammenbrechen.

Dann verstummt man irgendwann und spielt nur noch den anderen was vor.

Ich kann Dir Antworten geben auf Deine Fragen.Erstens habe ich Kinder, die mir aber nicht unbedingt die Situation erleichterten.Zwar ist man wirklich öfter
abgelenkt, aber vielleicht auch dann, wenn man eigentlich endlich mal allein sein müsste. Manchmal fällt mir das Aufsteh´n so schwer, da frag ich mich, wie soll ich den Kindern gerecht werden? Ich habe mich zurückgezogen, geh nicht mehr viel raus und nachts schlafe ich erst, wenn mein Körper nicht mehr kann.Dass heisst, meistens nicht vor halb drei, es kann aber auch länger werden.
Seit einem Jahr ist mein Bauch am rebellieren. Der hat vorher auch reagiert, aber jetzt hab ich ständig Probleme und frage mich, ob ich psychisch die Schmerzen meiner Mutter übernommen habe (die natürlich viel schlimmer waren.)

Und an einen Psychologen hab ich auch schon gedacht, ich muss sowieso hin. Aber ich fand das immer so hirnrissig, hab dann immer gedacht, ich brauch doch nur einen Freund, der mir zuhört und mich hält. Muss ich jetzt zum Therapeuten, weil es keinen gibt, der in meiner Trauer bei mir ist?
Ein Therapeut ist doch auch, wenn er Tips und Ratschläge gibt, sehr unpersönlich.
Es ist halt sein Job, ich hätte lieber ne Freundin, die mir zuhört. Und ich weiss, das würde genauso gut helfen.

Ich hab gesehen, Du hast Deine E-mail-Adresse einer anderen Betroffenen gegeben. Aber wenn Du magst können wir uns ja auch mal schreiben.

Ich warte auf Deine Antwort,
liebe Grüsse, Damaris
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