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Alt 07.09.2003, 19:26
Gast
 
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Standard Verlust eines geliebten Menschen und Freunde!

Hallo Claudia,

so einen Rat hätte ich im letzten Jahr auch gut brauchen können. Ich bin 27 Jahre alt und meine Mutter ist im März 2002 gestorben. Ich denke Freundschaften bestehen aus geben und nehmen und es gibt Zeiten in denen einer mal mehr nehmen muß, als er geben kann. Das gleicht sich früher oder später wieder aus.

Meine bis dahin beste Freundin hat das leider nicht so gesehen. Kurz nach der Beerdigung hat sie 2x versucht mich ins Kino oder ähnliches zu schleppen. Das habe ich abgelehnt, ich war zu dem Zeitpunkt noch nicht so weit. Es hat mich sehr traurig gemacht, das sie nur anrief um zu sagen, "mein Freund und ich wollen ins Kino, geh doch mit, du must dich ablenken." Anstatt mal zu fragen, wie geht's dir, soll ich vorbei kommen, was möchtest du? Sie hat einfach "bestimmt" das Ablenkung das sei was ich brauche, ohne zu wissen, wie's mir geht . Schließlich waren wir dann im Kino und es ist nicht so toll gelaufen, ich war in den ersten Wochen Körperlich sehr erschöpft, habe es kaum geschaft meinen Arbeitstag durchzuhalten und war wohl "nicht so gut drauf". Danach habe ich erstmal nichts mehr von ihr gehört. Am Anfang war ich froh meine Ruhe zu haben, dann hab ich mich gewundert und schließlich war ich neugierig wie lange das wohl so geht. Nach sechs Monaten (!) habe ich sie angerufen. Wir haben uns getroffen und geredet. Meine Freundin hatte sich gedacht, wenn ich was will werde ich mich schon bei ihr melden. Ich glaube sie war unsicher und wuste nicht was sie tun sollte. Das ist ja auch ok, ich erwarte ja nicht das sie sofort weiß was zu tun ist. Aber sich bei einer guten Freundin deren Mutter gerade gestorben ist einfach gar nicht mehr zu melden?
Andrea hat natürlich Recht, ich hätte mich bei ihr melden können und sie hätte bestimmt mit mir gesprochen. Aber unter einer guten Freundin versteh ich etwas anderes. Enttäuscht wäre ich doch trotzdem gewesen. Und Verständnis für meine Situation hätte sie dann bestimmt auch nicht aufgebracht. Der Freund meiner Freundin war gerade mit seinem Studium fertig und nach einer langen Fernbeziehung waren die beiden endlich vereint, da war wohl einfach kein Platz mehr für mich. Klar, so ist das Leben. Traurig macht mich das trotzdem.
Dieses klärende Gespräch ist nicht sehr positiv gelaufen. Sie hat mir gesagt, das sie findet meine Familie hätte meine Mutter zu schnell aufgegeben. Und als ich ihr sagte, das sie nicht das Recht hätte über soetwas persönliches zu Richten und das ihr da auch einfach das Hintergrungwissen fehlt, meinte sie nur das sei ihre Meinung und die steht ihr ja zu. Das hat mich sehr verletzt. Dann meinte sie irgendwann ich sei ja nicht die einzige mit Problemen und sie könne sich ja nicht nur um mich kümmern. Ich dachte gleich, oh Gott jetzt ist bei ihr auch irgend was schlimmes passiert, schließlich hatte ich ja seit 6 Monten nichts von ihr gehört. Aber als ich nachfragte, sagte sie nur sie hätte nichts bestimmtes, Freund und Arbeit halt. Das fand ich dann echt Hammerhart, schließlich konnte von kümmern ja keine Rede gewesen sein. Seit diesem Gespräch herrscht bei uns Funkstille.

Am Anfang habe ich sehr darunter gelitten. Ich bin ja gleich zweimal von Menschen, die mir nahe standen verlassen worden. Inzwischen denke ich, das wir uns einfach in verschiedenen Welten befinden, wir haben uns zu stark auseinander entwickelt. Dinge die für meine Freundin sehr wichtig sind, interessieren mich im Moment nicht . Und Dinge die ich erfahren und aushalten muste kann sie sich einfach nicht vorstellen.

Ich habe noch eine gute Freundin und die hat mich wärend der ganzen "schlimmen" Zeit alle 2 Tage angerufen. Sie hat mich gefragt wie es mir geht und hat auch von sich erzählt. Bis sich das schließlich wieder "normalisiert" hat. Sie wohnt in München und ich in Hamburg und inzwischen telefonieren wir wieder unregelmäßig, auch mal länger nicht. Ihre Mutter hatte vor einigen Jahren einen Schlaganfall und sie wuste wohl einfach, wie das ist wenn man auf einmal Angst hat und nichts mehr so ist wie vorher. Menschen die ähnlich Schlimmes erlebt haben, bringen einfach mehr Verständnis auf.

Intensive Gespräche über Trauer und Tod habe ich nur mit Freundinen geführt, die ich hier im Forum kennen gelernt habe.

Wenn dir deine Freundin noch wichtig ist, dann solltest du Andreas Rat befolgen und den Kontakt halten. Eine beste Freundin ist sie vielleicht nicht mehr, aber jemand mit dem du weggehen und spaß haben kannst?

Ich hoffe du trifst die für dich richtige Entscheidung.

Liebe Grüße.
Tanja
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