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Alt 12.01.2005, 11:55
Gast
 
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Standard Ich werde nicht damit fertig

Hallo Barbara,

mein aufrichtiges Mitgefühl. Ich kann nachvollziehen, was Du jetzt durchmachst. Mein Mann verstarb Anfang Juni 04 mit 42 Jahren.
Am Anfang habe ich das alles noch garnicht richtig realisieren können, dass er nun nie mehr wieder kommen wird, obwohl wir wussten wie es um ihn stand und wir auch sehr offen über Krankheit und Tod miteinander reden konnten, haben wir bis zur letzten Minute doch gehofft, dass es ein Weiter geben wird. Nach seinem Gehen habe ich nur noch funktioniert, die Beerdigung organisiert und den Behördenkram erledigt. Richtige Trauer habe ich wohl nicht zugelassen. Nach ca. 1,5 Monaten bin ich in eine tiefes Loch gefallen, wollte niemanden sehen, mit keinem reden und hatte dann auch einen körperlichen Zusammenbruch und war 1 Woche im Krankenhaus. Dort konnte ich viel nachdenken und bin "erwacht", ich hatte das Gefühl, dass ich weiterleben muss, mein Mann hätte das auch nicht anders gewollt. Ich habe angefangen seine Sachen wegzugeben, sein Bett wieder zu überziehen. Auch habe ich eine gute Psychologin zu der ich regelmäßig gehe. Mein Hausarzt hatte mir dann geraden einen Kurantrag zu stellen, der auch schnell bewilligt wurde und ich war dann 6 Wochen weg. Dort habe ich wieder richtig zu mir gefunden, mein Leben überdacht und neu geordnet. Ich habe mir, ähnlich wie Michael, eine "Schatzkiste" gebastelt, in der ganz persönliche Dinge von meinem Mann sind, von denen ich mich nicht trennen möchte.
An das Grab meines Mannes gehe ich selten, er hat mir auf unserer Terrasse einen Rosenstock gepflanzt, das ist mein Trauerort. Heute kann ich seine Musik hören, seine Bilder anschauen und es ist eine andere Trauer geworden, es sind die schönen Erinnerungen an ihn und die Dankbarkeit so einen wunderbaren Menschen gekannt zu haben, die mich stark machen.
Von meiner Psychologin weis ich, dass es verschiedene Trauerphasen gibt.
Liebe Barbara lass Deinen Schmerz zu, lebe Deine Gefühle aus, wenn Dir danach ist, dann schliess Dich ein oder schrei hier Deinen Schmerz raus, vielleicht richtest Du eine Gedenkseite für Deinen Mann ein, mir hat das sehr geholfen.
Scheu Dich nicht professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und entscheide was Dir gut tut, ohne Rücksicht auf die anderen.
Der Schmerz wird noch lange bleiben, aber irgendwann überwiegen die schönen Erinnerungen. Dein Mann wird immer in Deinem Herzen sein und ich weis, dass sie da oben auf uns alle aufpassen.
Für die nächste Zeit wünsche ich Dir viel Kraft, besonders Dein Sohn braucht Dich jetzt,

liebe Grüsse von Petra
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