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Alt 03.01.2006, 09:29
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Petra_S Petra_S ist offline
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Registriert seit: 28.09.2005
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Hallo lieber Gerhard!
Ich hoffe du konntest, die Innigkeit zu deiner lieben Frau in ihrem Garten gestern finden. Gerhard, was soll ich sagen, nur zu gut kann ich deine Wut auf "Gott und die Welt" (in der du ungefragt weiterleben sollst) verstehen. Ich bin auch so ein Mensch, der in seinen Gefühlen oft kompromisslos hart alles in Frage stellt und ich kann auch sehr gut dein "ich will das alles nicht" - "wir wollen nur wie immer zusammen sein" verstehen und nachfühlen. Und doch muss ich Andrea recht geben, wenn es um die Kinder geht. Da spielt es wohl auch nicht so die Rolle, wie alt die Kinder sind. Ich musste mir schon mal die Frage stellen, als ein Familienmitglied einen Suizidversuch unternommen hat :"Bin ich es nicht wert, dass ein Leben neben mir, mit mir AUCH wertvoll ist?" - müssten sich meine drei Töchter nicht die Frage stellen, warum ich ihnen nach dem Verlust des väterlichen Freundes auch noch die Mutter nehme? Und das allein ist der Grund warum ich weiter machen muss, mein Liebster hat nur dieser Frage wegen NICHT das schmerzvolle Leben beendet, das war seine riesige Liebeserklärung an uns. Ich will nicht wirklich, aber welche Schmerzen müssten meine Kinder tragen ob sie wollen oder nicht? Für mich ist es nicht das Leben, welches ich mir wünschte und ich weiß oft nicht warum ich Morgens aufstehe und es wird wieder der Tag kommen an dem ALLES SINNLOS ist. ALLES??? Auch die Gefühle meiner Mutter, meiner Kinder...??? Kannst du dich darauf einlassen, alles mal aus Sicht deiner Tochter zu überlegen? Was würde dir deine liebe Frau raten? Gerhard, verstehe mich nicht falsch, ich will nicht moralisieren und dich zum Leben überreden... Es ist ein riesen Sch..., doch müsste deine Tochter dann nicht den doppelten Sch... ertragen? Sie ist doch der lebende Beweis eurer Liebe...?

Ich bin sehr wütend über dieses Leben, auch deshalb weil ich denke, dass ich in meiner Verantwortung so eingebunden bin, dass ich KEINE WAHL habe. Ich könnte es auch nicht beenden, weil ich weiß (ahne) wie sehr er gelitten hat, er HATTE die Mittel um sein Leben zu beenden, er hat es nicht getan, weil er mit uns weiterleben wollte und uns nicht zumuten wollte mit dieser selbstgetroffenen Entscheidung, GEGEN DAS LEBEN MIT UNS weiter zu leben. Dabei hätte ich es verstanden, wenn er es nicht mehr ausgehalten hätte, ich weiß nicht ob ich so stark wäre.

Die Frage nach den wütenden Frauen, ja ich weiß nicht ich befürchte, es liegt vielleicht in der Natur der Sache, dass Frauen immer die Verantwortung in welche sie eingebunden sind in ihrem Umfeld noch im Blick haben, sie sind weniger auf sich als Einzelindividium konzentriert, sondern empfinden meist vielschichtig als Mutter, Tochter, Schwester, Freundin, Geliebte usw. Dieses Rollenbild ermöglicht wohl den Austritt aus der Verpflichtung als die jeweilige Person nicht so ohne weiteres. Ich weiß nicht ob das so stimmt, aber diese Erklärung habe ich mir zusammengezimmert?!

Lieber Gerhard, lass dich umarmen - du hast natürlich deinen freien Willen und ich maße mir nicht an zu sagen DU MUSST LEBEN, denn DU musst dieses Leben leben und aushalten! Ich wünsche dir wirklich alles Liebe, etwas innere Ruhe und ich finde auch, du hast ein Recht auf diese Gefühle - du hast so viel "Gefühlsarbeit geleistet" in dieser Pflegezeit !
Petra
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