Einzelnen Beitrag anzeigen
  #4  
Alt 24.07.2005, 16:35
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Über Utes Tagebuch

Ich habe sehr lange überlegt, ob ich hier kommentieren soll.
Wie ich in Utes thread geraten bin weiß ich nicht mehr. Aber ich war eine der vielen stillen Mitleserinnen, die mitgehofft und mitgebangt haben. Nein, ich reklamiere keinen Schadensersatz für umsonst gedrückte Daumen und umsonst brennende Kerzen. Nichts läge mir ferner.

Als 'Gast' sein statement abgab habe ich wohl genauso gedacht, wie die meisten hier. Ich fand es unsensibel, verurteilend und vollkommen daneben. Dieser Meinung bin ich immer noch. Die Wortwahl, die Art wie es gesagt wurde finde ich nach wie vor daneben. Den Inhalt jedoch kann ich immer besser nachvollziehen.
Auch ich habe beruflich Erfahrung mit Alkoholkranken. Es sind oft die Verzweifelten, die am Leben verzweifelnden. Sensibler als andere. Nachdenklich. Hilfsbereit. Menschen, die mir näher sind in ihrer Weltsicht als viele andere. Es ist eine Krankheit. Viele andere Krankheiten sind leichter zu bewältigen.
Aber ich weiß auch um die Schattenseiten jeder Suchterkrankung. Wenn die Selbstachtung am Boden ist (und das ist sie unweigerlich) erhält einen oft nur eins noch aufrecht: daß andere Menschen besser denken über einen, als man selbst. Da fängt man dann an zu verschleiern, zu beschönigen und zu lügen. Der Schaden ist vorprogrammiert.
In dieser Phase ist es ausserordentlich wichtig, daß man Menschen hat, die zu einem stehen. Aber nicht bedingungslos! Das haben viele erkannt, die sich kritisch geäussert haben. So nett das ganze Geknuddel sein mag, es ist kontraproduktiv.

Nach dieser langen Vorrede sage ich jetzt knallhart, was ich denke, auch wenn ich damit der Wir-wollen-doch-alle-lieb-zueinander-sein-Bussi-Knuddler- Brigade auf die Zehen, den Schlips oder sonstwas trete (danke Barbara, du hast mich ermutigt - und Viv auch :-))

Ich habe noch nie gehört oder erlebt, daß eine OP abgesagt wurde wegen eines Alkoholproblems. Schon gar nicht so eine wichtige OP. Entzugserscheinungen lassen sich gut in den Griff kriegen mit Medikamenten. Tut mir leid Ute, aber das halte ich für eine Lüge.

Deine Tagebucheinträge seit deinem 'coming out' sind ein einziges blablabla. Dasselbe wird immer und immer wieder wiederholt. Alles ist verdammt vage. Wie Viv schon gesagt hat: deine Krebserkrankung scheint kein Thema mehr zu sein. Das fällt für mich in die Rubrik Verschleierung.

Es geht dir von Tag zu Tag besser? Auch das halte ich für eine Lüge.

Du packst es allein, mit Unterstützung deines Mannes/guter Freunde? Da möchte ich mich Viv anschliessen: vielleicht gehörst du ja zu den null komma irgendwas Prozent Patienten, die es wirklich so packen. Die enorme seelische Belastung durch deine Krebserkrankung macht das jedoch sehr unwahrscheinlich.

Wer dich hier bedingungslos unterstützt schadet dir mehr als er dir hilft.
Die Betonung im letzten Satz liegt auf bedingungslos.

Ute, ich weiß nicht, ob du es gemerkt hast...ich lese zwischen vielen Zeilen wieviel Geschirr du zerdeppert hast...

Ich wünsche dir jedenfalls Unterstützung, die dir wirklich hilft. Von Herzen!

Isa
Mit Zitat antworten