Einzelnen Beitrag anzeigen
  #9  
Alt 15.07.2008, 22:01
wusta wusta ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 23.02.2008
Beiträge: 10
Standard AW: Ich schaffe es bald nicht mehr....

Hallo Ihr Lieben,

ich danke Euch allen und bitte um Entschuldigung, dass ich mich nicht gemeldet habe. Es war mal wieder ein bisschen viel los und ich rede mir jetzt das einfach von der Seele.

Erst hatte meine Mutter eine Operation wegen Gallensteinen und dann hatte mein Schwiegervater (in spe, ist leichter zu sagen, als "der Vater meines Lebensabschnittsgefährten") einen Schlaganfall. Der Schwiegervater ist ein ganz Lieber und hat auch noch Glück gehabt... Nach den ersten paar Wochen stellte sich aber heraus, dass die Sprache nicht wiederkommt (bewegen kann er sich wie vorher). Aphasie heißt das, glaube ich. Er kämpft sich aber tapfer durch. Meine Schwiegermutter erwartet jetzt aber Hilfe rund um die Uhr. Und mein Lebensgefährte springt auf einmal genauso wie ich bei meiner Mutter gesprungen bin. Obwohl seine Mutter durchaus in der Lage wäre, alles Mögliche selbst zu erledigen. Aber sie weiß dann nicht, wie man den Radiowecker stellt und ruft uns deshalb so lange an, bis wir 50 km fahren, um das und andere Kleinigkeiten zu erledigen. Und schon jetzt kommt auch von ihrer Seite diese Vorwurfshaltung: "Er ist schließlich der Sohn" (da muss er natürlich bei Fuß sein). Es funktioniert immer wieder.
Ich habe langsam angefangen, zu verhärten.

Meiner Mutter habe ich in den letzten Wochen nach endlosen Diskussionen Einiges um die Ohren geknallt. Aber sie fängt tatsächlich - zumindest ab und zu - an, zu überlegen, wieviel Zeit mir eigentlich zum Leben bleibt. Das ist ein Fortschritt für mich gewesen - ich liebe sie nach wie vor und will ihr auch helfen, aber nicht so, dass ich selbst auf der Strecke bleibe. Eure Mitteilungen haben mir da sehr geholfen, meine Gedanken ein bisschen mehr zu ordnen. Ich danke Euch.

So und jetzt die Schwiegermutter. Natürlich ist das Verhältnis ganz anders als zu meiner eigenen Mutter. Natürlich will ich aber auch, dass man sich gegenseitig hilft. Aber in dieser Form ist das jetzt endgültig zu viel - zumal ihr Mann sich - leider von der Sprache abgesehen - gut erholt hat. Sie aber verplant unsere Wochenenden mit hirnlosen Erledigungsaufträgen, Kaffeetrinken, Mittagessen ohne uns zu fragen; sie weiß alles besser aber sich selbst in keiner Form zu helfen. Sie quatscht den ganzen Tag ohne eine Antwort abzuwarten. Wir haben langsam den Eindruck, sie will mit ihrem Mann in der jetzigen Situation nicht allein sein. Jedenfalls ist nun auch mein Lebensgefährte kurz vor dem Nervenzusammenbruch. Ich versuche ihm zu helfen und versuche aber auch, ihm zu sagen, dass er sich nicht ausnutzen lassen soll. Aber ich bin dann - zu Recht - doch nur außenstehend.

Wisst Ihr, wenn man miterlebt hat, wie ein geliebter Mensch an BSDK übelst zu Grunde geht, dann kann man sich vielleicht mit den (durchaus berechtigten) Nöten einer Frau, deren Mann nicht mehr sprechen kann, nicht ganz so identifizieren, wie es vielleicht sein sollte.

Ich schreib da jetzt mal wieder so dahin. Seit bitte nicht böse über meine Vergrätztheit.
Es klingt jetzt unmöglich von mir - aber ich bin soooo wütend. Diskussionen spare ich mir mit ihr. Wenn ich sie drauf hinweise, dass jeder Mensch - sogar ich - ein Recht auf sein Leben, seine Trauer und seine Freude hat und frage, wen wir denn als Kinderlose eines Tages mal einspannen sollen, dann sagt sie mir kackfrech: "Das hättest Du Dir eben vorher überlegen sollen". Für mich reicht es langsam wirklich. Ich entwickle mich langsam aber sicher zum Egoisten. Wenn das so weitergeht, dann lasse ich mich bei den beiden gar nicht mehr blicken; egal, ob mich alle für eine egoistische Kuh halten.

Dann fahre ich lieber zum Friedhof zu meinem Paps, der totkrank war und mir immer noch auf den Weg geben wollte, dass ich mein Leben leben soll.

Kristina, Ela, Tommi007 und alle anderen - wie geht es Euch?????

Liebe Grüße
Mit Zitat antworten