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Alt 22.08.2006, 13:17
ina*** ina*** ist offline
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Standard AW: Umgang mit der Diagnose Krebs ( aus der Sicht eines Betroffenen

hallo

das war thomas geschichte......so, wie es bei fast allen von uns abgelaufen ist.
auch ich hatte schon seit sommer 2005 magenbeschwerden. völlgefühl und druckschmerzen, aber noch auszuhalten. ich habe anfangs gedacht, das wird schon wieder weggehen und mir gehts bald besser. auch konnte ich diese schmerzattacken sehr gut vor meinem mann und meinen kindern verbergen...zu anfang jedenfalls. später erwischten sie mich, wenn ich nach einer mahlzeit den raum verließ und die schmerzen unerträglicvh wurden.
nach drei monaten ging ich zu meinem hausarzt. ich hatte mich schon informiert und war mir sicher, dass ich nur ein magengeschwär habe. ich führte es auf den stress und mein vorheriges leben zurück. der magen kann eben bestimmte dinge nicht verdauen. probleme, stress und viele dinge, die mir in den letzten jahren passierten, waren die ursache dafür...denke ich jedenfalls.
also...mein hausarzt verschrieb mir tabletten und tatsächlich ging es mir nach ein paar tagen viel besser. er machte mir einen termin bei einer gastroenertologin zur magenspiegleung. ich hatte angst vor dem schlauch und wurde auch sehr unsicher, ob da vielleicht nicht noch etwas anderes ist. die angst wurde immer größer, da der termin erst in drei monaten war.
mittlerweile ging es mir wieder guit und ich spielte mit dem gedanken, den termin einfach sausen zu lassen und nicht zum arzt zu gehen. aber mein mann sorgte dafür, dass es nicht so weit kam.
ich musste also dann morgens nüchtern dort auflaufen, schluckte unter narkose den schlauch und erfuhr, dass drei proben entnommen wurden und das geschwür schön abgeheilt war. einen termin bekam ich erst wieder für ein jahr später.
doch schon drei tage später klingelte mein telefon und der behandelnde arzt war in der leitung. ich bekam herzklopfen und angst. er sagte mir, dass mein befund nicht in ordnung sei und veränderte zellen gefunden wurden.ich bettelte am telefon solange, bis er mich aufklärte (normalerweise wird das niemals telefonisch gemacht, aber ich wäre durchgedreht, wenn ich soviele stunden hätte ewarten müssen.
ich konnte anfangs kein wort verstehen und wurde panisch. noch am gleichen tag hatte ich ein gespräch mit dem arzt. mein mann begleitete mich, ohne ihn wäre ich durchgedreht.
wir saßen also im sprechzimmer und es wurde zu anfang nur um den heißen brei geredet, bis ich endlich in der lage war, zu fragen, ob ich krebs habe. es wurde bejaht. .....
peng.....aus......vorbei.....keine klaren gedanken mehr, keine tränen...total versteinert....
nach unendlich langer zeit war ich in der lage, wenigstens ein bisschen die gedanken in meinem kopf zu ordnen, soweit es überhaupt möglich war.
sie hatten mir schon einen termin in einer klinik für eine erneute untersuchung gemacht, der drei tage später stattfand.
wieder die gleiche diagnose. von 25 entnommen proben war eine positiv.
wieder ein telefongespräch und die sicherheit,. dass sie sich nicht geirrt hatten.
wieder ein besuch bei dem behandelten arzt in der klinik und einen sofiortigen termin. ich hatte nicht einmal mehr zeit, meine dinge zu ordnen und ein bisschen den schock zu verdauen. es ging garnichts mehr. ich fühlte mich wie unter einer käseglocke, nichts drang in meinen kopf. ich war allein, ganz allein, auch wenn viele menschen und gute freunde, sowie meine familie versuchten, das alles zu verstehen und mir beiszustehen. aber diesen weg musste ich alllein gehen, niemand konnte mir da helfen.
die nächsten tage machte ich emotional all die gefühle durch, die ein mensch überhaupt besitzt, weinen, fluchen , schreien, mich selbst bedauern, mal ganz oben, mal ganz unten. es war eine grausame zeit bis zur op.
an dem tag, an dem mein mann mich zur klinik brachte, hatte ich mich soweit wieder gefangen, dass ich wenigstens etwas klarer denken konnte.
ich musste nun da durch, irgendwie....aber ich war mir sicher, dass ich es schaffen würde. ich hatte eine operation und ich musste mich danach von den folgen erholen. das redete ich mir immer wieder ein. nur nicht über krebs nachdenken....das hätte mich umgebracht. mit dieser einstellung bin ich bis heute sehr gut gefahren. für mich......mein weg, mit dieser diagnose umzugehen.....
ich kam also am 13.12.2005 in die klinik und wurde am 15. operiert. 5 tage intensivstation, mit vielen schmerz- und schlafmitteln und keine klaren gedanken, solange ich dort lag. das war auch gut, denn alles andere hätte den heilungsprzess nur gestört.
ich hatte infusionen, künstliche ernährung und fühlte mich vollkommen schmerzfrei und eigentlich sehr gut.
schon am 24. dez. wurde ich nach hause entlassen.
die weihnachtsfeiertage waren geprägt von ständigem schlaf und allgemeiner schwäche. ich fühlte mich noch niemals im leben so ausgepowert und kaputt.
aber auch diese zeit ging vorbei. auch ich fand in der klinik eine sehr nette freundin, die an darmkrebs erkrankt ist und wir beide machten unsgegenseitig mut. es hat geholfen, mit betroffenen zu sprechen, weil man die familie nicht mit all dem belasten kann. sie haben schon viel zuviel durchzustehen in dieser zeit.
heute, 8 monate nach der op kann ich mit meiner diagnose sehr gut umgehen, mir geht es gut, bis auf kleine probleme, die auch ein gesunder mensch hat.
das forum hier , besonders der konatkt zu thomas und gaby hat mich immer wieder aufgebaut, viele gespräche mit einem sehr guten freund aus berlin waren das wichtigste. er ist immer für mich da und wenn es mir mal wieder so richtig schlecht geht, dann ruf ich ihn an und fühle mich nachher besser. viel besser.
am wichtigsten sind kontakte zu betroffenen und zu menschen, die mich aufbauen. meine familie ist immer fütr mich da und tut alles, damit es mir gutgeht. meine kinder und besonders mein mann. ohne ihn hätte ich das alles nicht geschafft. ich kenne ihn grade mal drei jahre und wir waren etwas über ein jahr zusammen, als mich diese diagnose traf. er hat wunderbar reagiert und mich zu allem begleitet. für ihn muss ich leben, damit uns beiden noch viele jahre bleiben. das ist das zeil, dass ich mir gesetzt habe. ich möchte noch viele jahre mit ihm verbringen, weil er nach all den schmerzlichen erfahrungen, die ich im leben machen musste, die liebe meines lebens ist.
meine kinder, denn ich will noch großmutter werden und meine enkel aufwachsen sehen.
aölso kämpft, kämpft, kämpft......gebt niemals auf, ess wird alles gut werden und geniesst jeden tag, der uns bleibt. die sonne, den sommer, die blumen, alles hat eine ganz andere bedeutung und es ist schön zu leben......


ina
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