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Alt 10.12.2008, 19:34
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Standard AW: Leben - nach dem Abschiednehmen?

Hallo.
Ich wollte mich mal wieder melden.
Regina schrieb so schön (was ich sofort bejahen kann!):
"..dieses Jahr möcht ich mich am liebsten schlafen legen und nach Silvester wieder aufwachen..."

Weihnachten hat für viele Menschen eine wunderschöne Bedeutung, gibt ihnen ein tolles Gefühl, führt Familien zusammen, soll Ruhe und Frieden bringen.
(Ich möchte niemandem zu Nahe treten, der diese Zeit gerne mag und sich freut)

Ich möchte nichts verallgemeinern, aber ich denke im Moment (und kann auch nur für mich sprechen):
Muss ich, die vor nicht allzulanger Zeit einen geliebten Menschen verloren hat, jetzt einen extra Batzen "besinnliche" Zeit auf mich nehmen?
Muss ich diese Zeit genießen müssen? Kommando: Freude; Kommando: gegenseitige Liebe; Kommando: Familienzusammenführung; Kommando: Frieden...
Niemand verlangt, dass ich das tue, keiner erwartet es. Und doch fehlt bei einigen das Verständnis, dass ich besonders diese Zeit mindestens als oberflächlich empfinde.
Bin ich seit dem großen Verlusten nicht sowieso schon besinnlicher, nachdenkender, andenkender, friedvoller geworden?
Hat dieser Verlust die Familie nicht eh schon enger aneinander gebunden, weil es umso mehr gilt, das Erlebte zu verarbeiten und zusammenzuhalten?
Gibt uns diese durch unsere Dramen neu-erlebte Verbindung als Familie nicht den Halt, die Unterstützung, die wir so sehr brauchen?

Ich habe schon Jahre mit dieser Art von Feierlichkeiten nichts mehr am Hut. Ehrlich: mein Gefühl wird nicht berührt, wenn ich die 7. Servierschale oder den 4. Kerzenständer auspacke.
Ich wäre genausowenig berührt, wenn ich Dinge bekäme, die ich noch nicht habe, die wunderschön sind und mir zu Nütze sein sollen.
Ich erkenne dankbar an, dass der Schenker sich Gedanken um meinen Geschmack und Bedürfnisse dieser Art gemacht hat.

Doch was bringen mir diese Dinge, die eben nur Dinge sind?
Ich werde niemals vergessen, was mein geliebter Paps durchmachen musste, bis ich ihn gehen lassen konnte.
Materielle Dinge sind für mich schon während Papas Krankheit nicht wichtig gewesen. Seit seinem Tod haben sie fast vollends an Bedeutung für mich verloren.

Ich lebe mein Leben gefühlsbetonter, vielleicht auch zurückhaltender für meine Mitmenschen, aber fordernder für mich. Ich versuche, meine Ziele umzusetzen, versuche, mich noch mehr zu behaupten, versuche, auf mein Innerstes zu hören... was brauche ich grade, was ist mir jetzt wichtig, was kann ich mir gutes tun?!
Und wenn ich diesen inneren "Hunger" stillen, meine dunkelste Stelle mit Helligkeit füllen kann, dann kommts nicht mehr so darauf an, was später mal ist.

Diese Sichtweise beschreibt nur einen Teil meines Lebens nach dem Abschiednehmen von meinem Papa.
Innerlich habe ich Abschied genommen, als er im Hospiz verstorben ist.
Aber sonst... noch immer ist alles so weit weg, so fern...

Vielleicht ist das eine Phase, die ich durchlebe - aber vielleicht wird es auch mein neues Stück im Theater des Lebens.
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Alles Liebe.
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Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007

Geändert von Annika0211 (11.12.2008 um 06:41 Uhr) Grund: *uups*
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