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Alt 22.09.2002, 10:14
Gast
 
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Standard Angst und Neid

Hi Frank,
Das mit der Neurologin von Rene ist interessant. Ich muss manchmal fast schon schmunzeln - obwohl es da überhaupt nichts zu grinsen gibt, weil Krebs ja schlimm genug ist, und man das keinem wünschen will - aber wenn Fachleute plötzlich über die altbewährte Schulmedizin ein bisschen anders denken und sich auch mal für anderes öffnen, - Sieh an! - ... weil sie nämlich selbst den "Mörder" auf der Schulter sitzen haben! - Aber das sind meine persönlichen Eindrücke, ich will da jetzt niemanden in ein Schema drücken.

Was Behandlungen und Heilmittel betrifft, kann ich Dir leider nicht gross helfen, Frank. Es ist auch sehr schwierig, weil jeder Krankheitsverlauf anders ist, und es so viele Heilmittel und Therapien gibt, die aber nicht unbedingt immer wirksam sind. Ich persönlich spritze mir die Mistel, welche mir (und meinen Blutwerten) sehr gut tut. In der Tumorklinik (bei uns in der Schweiz) habe ich viele andere Krebspatienten kennen gelernt, mit allen möglichen Krebsarten, welche die Mistel GERNE in Ergänzung zur Schulmedizin (oder auch nicht in Ergänzung) ins Therapieprogramm aufgenommen haben. Die Mistel ist bei uns in der Schweiz im Behandlungsbereich für Krebs (in Ergänzung) anerkannt, was heissen will: Wenn bei uns in der Schweiz mal was anerkannt ist, dann hat es immer LANGE gedauert, aber dafür ist es dann endgültig definitiv! (Das heisst aber nicht, dass unsere Schulmediziner trotzdem alle davon schwärmen! Schulmediziner lernen eben alles über die Schulmedizin, und wenn sie nicht offen sind für anderes, bleiben sie halt bei ihrem Standard-Wissen. Naja!)
Immerhin stärkt die Mistel das ganze Immunsystem. Unsere Ärzte hier raten, dass man die Mistel schon VOR den Chemos nehmen sollte. Man kann die Mistel sogar auch "vorbeugend" gegen Krebs nehmen (immerhin habe ich auch mal eine junge Frau kennen gelernt, welche sich seit Jahren die Mistel spritzt, ohne selber bereits an Krebs erkrankt zu sein. Aber weil ihre Mutter Brustkrebs hatte, wollte sie eben vorsorgen. - Ob sie hier nun aus Angst gehandelt hat oder nicht, bleibt wohl offen.)

Ein bisschen bin ich jetzt verwirrt, Frank. WEISS Rene denn nun von seiner Krankheit, oder nicht? Ich konnte das aus Deinen Zeilen jetzt nicht so ganz heraus lesen.
Wenn er nämlich NICHTS wissen sollte, ... dann müsste ich hier sagen, das kann ja NICHT sein. Schliesslich macht er ja eine Chemo und da muss er ja zwangsläufig Bescheid wissen. Vielleicht meintest Du ja auch, er weiss nicht so genau, wie SCHLIMM seine Krankheit ist.
Nun, jeder Krebsbetroffene empfindet seine Krankheit als schlimm genug. Er WEISS das. Und er weiss auch, dass die Chancen bei Krebs nicht immer gut stehen. - Die Frage ist nur, wie er damit umgeht, ob er es "zeigt" oder auch nicht. Rene fürchtet sich bestimmt genau so vor dieser Krankheit, wie jeder andere auch. Und er fragt sich bestimmt auch: Werde ich daran sterben? Wann? Bald schon? Oder erst in Jahren?
Es ist eine unheimliche Sache, dieser Krebs. Nicht mal ich, wo ich doch zur Zeit "gesund" bin, kann so schnell von diesen Fragen loslassen. Der "Mörder" sitzt einfach da auf meiner Schulter. Und zwar für den Rest meines Lebens. Er kann jederzeit wieder zuschlagen. Vielleicht aber auch nicht. Aber er ist DA. (Und oftmals grinst er mich heimtückisch an!)
Man sollte sich also von diesem "Nicht-Wissen" eines Krebspatienten nicht täuschen lassen. Meistens weiss er mehr, als man glaubt.

Weisst Du, wenn Ärzte sagen, man solle Deinem Bruder die "letzte" Zeit noch so schön wie möglich machen, ... dann ist das zwar ziemlich krass, hat aber auch sehr viel Sinn. Diese sogenante "letzte Zeit" ist zwar nur Theorie, weil ALLES offen ist (also Heilung oder auch nicht), aber egal wie der "Weg" aussehen wird, ... es macht IMMER Sinn, den "Weg" zu geniessen. (So sollte man ihn nämlich auch schon geniessen und ihn sich so schön wie möglich machen, wenn man GESUND ist! Aber naja, DA checkt man es meistens noch nicht, weil das gesunde Leben ja immer so selbstverständlich ist.)

Wegen der "Familienkonferenz": Ah ja, die habt Ihr ja schon hinter Euch. Hat nicht so geklappt, hm? Naja, verstehe schon, dass Du es halt einfach so laufen lässt ("wer kommt, der kommt, wer nicht kommt, kommt halt nicht"). Bringt wohl auch nichts, sich da die Beine deswegen auszureissen. Es ist schade, aber vielleicht schafft es ja die ZEIT, dass sich da noch ein bisschen was ändert beim Rest Deiner Familie? - Aber schön ist's, dass wenigstens Ihr zu Rene hält. Das mit der Wohnung finde ich auch ganz super.

"Vorbelastungen" in der Familie. - Hm, manchmal grüble ich da auch darüber nach. Meine Mutter hatte Leukämie, weisst Du, und dann gab's da auch noch andere Krebsfälle, aber das ist schon zwei Generationen her. Ich kann mich persönlich nicht so hundertpro damit einverstanden erklären, dass bei Vorbelastungen in der Familie dann auch gleich so ein "Urteil" über all den nächsten nachfolgenden Familien-Generationen stehen soll. Ich denke, für Krebs gibt's noch viele andere Gründe, ... aber das ist wieder ein anderes Thema. Ich merke nur, dass in Deutschland offenbar mehr darauf geachtet wird, als bei uns in der Schweiz. Bei Euch gibt es sogar solche "Familien-Prüf-Statistiken" die man ausfüllen kann, um zu sehen, ob man selber für Krebs gefährdet ist. Die Ärzte geben diese raus. - Ich finde das nicht so gut, ehrlich gesagt. Warum sollte man sich in seinem gesunden Leben damit "belasten" und sich dann dauernd Sorgen machen ("Hilfe, ich bin höchst Krebsgefährdet! Wann kommt er? Wann kommt er?" - Genau so gut könnte man sich fragen: "Hilfe, ich bin Autofahrer! Wann habe ich den nächsten schlimmen Unfall?"). Besser ist, das gesunde Leben zu geniessen, man kann sich - du liebe Zeit! - um sich selber ja immernoch DANN genug Sorgen machen, wenn der Krebs dann auch wirklich DA ist!
Aber ich weiss, das ist alles Ansichtssache.

Lieber Frank, ich beende für heute meinen Eintrag. Das Frühstück wartet nämlich! - Carpe diem! Geniesse den Tag!
Ich wünsche Rene ganz, ganz viel Powerkraft. Und Dir und Deiner Familie ebenfalls, ja?
Ganz liebe Sonntagsgrüsse
von Brigitte
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