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Alt 08.11.2012, 08:40
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Mein Mami ist tot

Meine liebe Anja,

ich finde es sehr schade, dass dich diese Fragen quälen... Denn du hast alles getan, du warst bei deiner Mami, an ihrer Seite und hast sie begleitet. Letzlich steckt hinter all deinen (und auch unseren Fragen) immer die große Frage: Warum konnte ich nicht verhindern, dass sie gestorben ist? Kann das sein, wenn du mal in dich hineinhorchst?

Und du weißt ja selbst, dass nichts die Krankheit und deren Verlauf hätte aufhalten können... Daher solltest du dich jetzt nicht mit deinen Fragen quälen. Ich kann mir gut vorstellen, was dich bewegt und auch ich kenne diese Fragen... Und ich bin mir sicher, dass wir alle der Ansicht sind, wir hätten mehr tun müssen für unsere Lieben, noch mehr Zeit mit ihne verbringen sollen, noch mehr organisieren müssen etc. Und hätten wir das geschafft und getan, liebe Anja, so würde uns das Ergebnis dennoch nicht reichen, denn auch das hätte nicht verhindert, dass unsere Lieben gehen mussten.

Kurz vor dem Tod meines Papas besuchte uns eine Dame vom Hospizverein, die sich vor allem an meine Mutter richtete. Meine Mama saß da, völlig übermüdet, erschöpft, tief traurig und als sie von ihrem Mann und all dem Leid erzählte, kullerten die Tränen. Auch meine Mutter meinte, sie würde zu wenig tun, wäre zu schwach und dafür würde sie sich schämen. Da sagte die Dame vom Hospiz: "Sie sind da! Sie halten die Hand Ihres Mannes und bleiben an seiner Seite und glauben Sie mir, das ist unheimlich viel. Auch wenn es Ihnen sehr wenig erscheinen mag... " Denk mal darüber nach... Mir kam das immer wieder in den Sinn, wenn ich mich marterte mit diesen "Warum hast du nicht?"-Fragen.

Anja, es ist, wie bereits Carlotta, Carla, Tine und HeikesFreundin geschrieben haben... Selbst wenn du jemals eine für dich gültige Antwort auf deine Fragen finden solltest, wird diese Antwort nichts daran ändern, dass deine geliebte Mami nicht mehr bei dir sein kann. Und könntest du deine Mami fragen, ich bin mir sicher, sie würde dir antworten: "Meine liebe Tochter, zerbrich dir nicht den Kopf. Alles ist gut, wie es ist. Ich bin froh, dass du bei mir warst. Das hat mich getröstet. Und vergissnie, dass ich dich liebe." Das oder etwas Ähnliches würde deine Mama dir sagen.

Ich knuddel dich
Miri
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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