Einzelnen Beitrag anzeigen
  #3  
Alt 06.02.2005, 17:57
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Wie soll es weitergehen ?

Liebe Marion,
zunächst möchte ich Dir mein herzliches Beileid aussprechen. Es kommt ganz tief von Herzen, da ich sehr gut verstehe, was Du gerade durchmachst. Auch meine Mama (66) ist am 30.01.05 für immer eingeschlafen. Am 04.02.05 ist bereits die Urnenbeisetzung erfolgt. Ich sitze schon die ganze Woche täglich für einige Zeit am PC und weiß einfach nicht, was ich schreiben soll, obwohl ich es möchte, weil ich einfach keine Worte finde. Dein Bericht und auch was ich sonst so im Forum lese, hilft irgendwie ein bischen. Kurios, oder? Bei meiner Mutter wurde vor ca. 15 Monaten Eierstockkrebs diagnostiziert. Anschließend große Operation, Chemo, Reha, "geheilt". Nach ca. 3 Monaten der große Schock: es geht wieder los. Erneute Chemo wurde angefangen, konnte sie nicht vertragen. Ihr Zustand wurde zusehends rapide schlechter, aber sie hat nie die Hoffnung aufgegeben, wollte leben. Sie war letztendlich mit allen Einschränkungen einverstanden. Hauptsache leben. Ständige Chemos wären ihr egal wenn sie helfen, hat sie gesagt. Eine ständige Drainage zum Abfluss des Bauchwassers, dass sich immens bildete, war ihr egal. Zum Schluss konnte sie nicht mehr gehen wegen ihrer dicken Beine; der ganze Körper füllte sich mit Wasser; man konnte sie nur ganz sanft berühren, weil man den Eindruck hatte -was auch lt. Arzt hätte passieren können-, dass die Körperstelle platzt. Es war entsetzlich zuzusehen. Vor Weihnachten wollte sie dann ins Hospiz und uns "das alles" nicht mehr zumuten. Sie kam jedoch wieder ins Krankenkaus wegen des extremen Wassers und hat nochmals eine andere Chemo, diesmal mit Tabletten, versucht. Ging aber nur 2 Tage, da es ihr zusehends schlechter ging. Danach wollten wir sie zu Hause pflegen. Hat auch nur 2 Tage geklappt. Dann wieder Krankenhaus. Übrigens wurde das bei der Krankenhausentlassung bei der Krankenkasse beantragte Sauerstoffgerät, was ihren Zustand sehr erleichterte, nach ca. 10 Tagen (!) genehmigt. Im Krankenhaus wurde die Pflegestúfe 1 (!) durch den mediz.Dienst ca. Mitte Januar festgestellt. Kaum 14 Tage später ist sie schon nicht mehr da ...

Am 25.01.05 ist sie dann ins Hospiz verlegt worden, wo sie eigentlich friedlich eingeschlafen ist. Die wenigen Minuten, wor sie während der Körperpflege aufgewacht ist, waren jedoch entsetzlich. Wir waren alle bei ihr, haben sie gestreichelt und mir ihr gesprochen. Ich wünsche mir, dass auch sie das gespürt hat und wir ihr vielleicht etwas Angst genommen und geholfen haben. Die Schwestern meinen, dass wäre wahrscheinlich so. Aber letztendlich kann es uns niemand bestätigen ...

Ich hoffe, ich habe Dich jetzt nicht zu sehr mit meinen Problemen vollgelabbert. Auch ich muss mehrmals täglich weinen, weil ich sie so sehr vermisse. Aber am schlimmsten ist für mich, dass ich meinen Vater so leiden sehe. Diese unsagbare Traurigkeit in seinen Augen... Ich habe mir soeben ein Buch bestellt, um die Trauer vielleicht besser verarbeiten zu können und vielleicht meinem Vater "Tips" zu geben. Hört sich blöd an, weiß ich. Auch will ich versuchen, mich auch auf das Urteil der anderen Leute zu verlassen, dass es mit der Zeit besser wird. Das sagen alle. Ich wünsche mir und hoffe, dass sie tatsächlich Recht haben und auch wir, unsere Angehörigen und alle Betroffenen wieder lachen können und das eine Leben, was wir vielleicht oder wahrscheinlich nur haben, auch leben können.

Liebe Grüße und Kopf hoch (ist zwar nicht originell, aber ich glaub es geht nicht anders).
Ira
Mit Zitat antworten