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Alt 29.09.2006, 12:07
Kerstin13.06.80 Kerstin13.06.80 ist offline
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Standard AW: Magersucht...bin am Ende

Liebe "BlackStill" und ihr lieben anderen, die mir hier wieder Mut zusprechen wollen: ein dickes Dankeschön!!!

Leider habe ich schon seit 13 Jahren Magersucht, hatte mein Gewicht aber lange Zeiten immer wieder im Griff, d.h. im untersten Normalbereich. Nach so langer Zeit ist die Essstörung leider chronisch und nicht mehr heilbar, und jedes Essen war für mich eine Quälerei.
Jetzt fehlt mir die Kraft, mich neben den ganzen anderen Problemen auch noch zum Essen zu zwingen... ich weiss einfach nicht, wie ich das schaffen soll. So oft vergeht ein Tag, und wenn ich im Bett liege bemerke ich erst, dass ich wieder den ganzen Tag nix gegessen habe. Wenigstens trinke ich diese Multivitamin/Multimineral-Brausetabletten, deswegen bin ich noch nicht ganz zusammengeklappt.

Ich wiege inzwischen 39,6kg bei einer Grösse von 1,60m (das wollte gerne jemand in einer Privatmail wissen, aber ich kann und möchte auch "öffentlich" über mein Problem reden- solange hier kein Arzt das liest , der würde das Grausen kriegen) und das ist gar nicht mehr schön (optisch). Aber mit dem Körper werden irgendwie auch die Gedanken leichter, ich meine manchmal, zu meiner Mutter fliegen zu können. Gleichzeitig hege ich ja seit längerem einen unterbewussten Todeswunsch, in der Hoffnung, meine Mutter wirklich irgendwie wiederzusehen im Jenseits. Doch durch die Magersucht will ich nicht sterben!!!
Zu einem Arzt kann ich in diesem Zustand aber auch nicht gehen, denn dann würde ich eventuell sofort eingewiesen- und dass ich zuhause unentbehrlich bin und mir auch weitere Verzögerungen im Studium auf keinen Fall leisten kann, wissen ja alle von Euch, die schon andere Beiträge von mir gelesen habe.
Andererseits wäre ja auch ein Attest über meine Krankheit nützlich, um Langzeitsstudiengebüren zu entgehen, die mit ja bald drohen, nachdem ich schon so viel Zeit für die Pflege damals aufgewendet habe. Ach, ich bin hin und her gerissen, zum Arzt zu gehen oder nicht. Und gerade brauche ich die Magersucht dringend als Stütze, denn in meiner derzeitigen schlimmen Lage brauche ich auch den Trost, wenigstens noch ein bisschen abgenommen zu haben und dass ich die Jeans aus der Kinderabteilung heute morgen zumachen konnte! Auch hört mein Vater langsam auf, so viel von mir zu fordern, wenn er sieht, dass ich vor Schwäche hinfalle...

Ihr seht also, dieses (lebens-)gefährliche Verhalten hat auch viele Vorteile, die die Nachteile im Moment noch für mich aufwiegen...aber in 2 Wochen fängt die Uni wieder an, wie soll ich da bloss in das 5. Stockwerk Treppen steigen?!? Unmöglich. Und der Lift ist immer kaputt.
Wie soll ich auf den Hörsaalbänken aus blossen Holz sitzen? Ich werde mir wohl ein Kissen mitnehmen müssen.

Warum tu ich mir das bloss an?!? Ach, die Antwort habe ich mir selbst ja schon weiter oben gegeben*seufz*. Was für eine Zwickmühle. Soll ich wieder mehr essen? Wahrscheinlich hätte ich sogar genug Disziplin, dass auch zu tun und die Gewichtszunahme zu ertragen...aber dann wäre mein Leben wieder unerträglich.
Alleine die Vorfreude auf einen Joghurt, nachdem man zwei Tage nix gegessen hat, ist so himmlisch und das essen selber dann das Paradies- mein mir selbst geschaffenes Paradies! Kann man das verstehen, wenn man es selbst noch nie erlebt hat? Und (fast) jeden Morgen auf der Waage ein neuer Erfolg, Glücksgefühle, Selbstbestätigung, alles was ich in meinem "normalen" Leben zur Zeit nicht bekommen könnte. Mein derzeitiges Leben ist trist, depressiv und voller Trauer, nicht nur über die Mutter, meine Oma starb ja genau 3 Monate nach ihr. Im Studium stehe ich kurz totalen Versagen (jetzt 15. Semester!!!), weil ich nicht lernen kann (Konzentrationsstörungen) und auch wegen Schlafstörungen oft nicht fit bin zu den Vorlesungen. Doch das Lernen wird besser, seit ich wieder hungere- lenkt prima vom Magenknurren ab; wieder ein Pluspunkt für die Magersucht

Aber dann das Frieren, die blauen Flecke am Po vom normalen Sitzen, die blau angelaufenen Finger und Füsse, der Haarausfall (und ich hatte so eine tolle blonde Mähne- jetzt kommen die Haare beim Kämmen oder waschen büschelweise mit raus ).

Danke das ihr es bis hierhin gelesen habt- ich musste mir dieses Problem mal von der Seele schreiben und mit Leuten darüber reden, die einfühlsam sind und mir immer, seit ich hier bin, geholfen haben

Nur im Moment bin ich wirklich komplett am Ende und ratlos...

-eine (ver-?)hungernde Kerstin
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Man sagt, das Leben geht weiter- stimmt nicht!
Mein Leben steht still, seit meine Mutter ging.
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