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Alt 08.04.2007, 14:06
principium principium ist offline
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Standard Tipps aus unserer Erfahrung!

Mein Vater ist am Samstag vor einer Woche nach 4 1/2 Jahren Kampf friedlich eingeschlafen.
Seine Diagnose September 2002 war ein Adenokarzinom 2b ohne Metastasen. Ihm wurde der rechte obere Lungenlappen entfernt. Leider kam es nach der OP zu Problemen und Komplikationen. Begonnen hatte es mit einer Pneumonie, er wurde dann in ein künstliches Koma gelegt, Beatmung, Magensonde, Aspriation der Sondenkost und viele weitere Komplikationen. Insgesamt 4 Monate Intensivstation mit allen Höhen und Tiefen. In dieser Zeit habe ich hier viel gelesen und manchmal auch geschrieben. Wir haben uns informiert und recherchiert. Doch leider blieben viele Fragen unbeantwortet und die Ärzte waren auch nicht immer in der Lage uns genau Auskunft zu geben.
Nach der Verlegung kurz vor Weihnachten in eine Frührehaklinik, haben wir es geschafft Ihn zu Weihnachten 2002 nach Hause zu holen. Es hat Ihn motiviert und 3 Monate später hat er wieder gearbeitet, was alle Ärzte nicht glauben konnten, weil Sie Ihn schon abgeschrieben hatten.

Wir meinten es geschafft zu haben. Doch leider wurde Dezember 2004 eine Metastase an der Nebenniere entdeckt. Es folgte eine OP, die gut verlief. Im Herbst 2005 hatte er dann Schmerzen im LWS Bereich bekommen, die über den Bauch ausstrahlten. Untersuchung folgte Untersuchung und nichts war zu finden. Im Sommer 2006 wurden die Schmerzen so stark, dass er 120mg Morphin pro Tag bekam. Schließlich entdeckte man den Übeltäter einen metastasierten Lymphknoten, der die Bauchaorta umwachsen hatte und gegen den Nervenkanal an der Wirbelsäule drückte. Eine OP war aussichtslos, viel zu geschwächt durch die Schmerzen. Schließlich wurde eine Bestrahlung plus Chemo durchgeführt insgesamt über 6 Wochen. Zwei Wochen nach Beendigung stellte sich auch ein Erfolg ein, die Schmerzen waren auf ein erträgliches Maß reduziert worden. Leider sollte dies nur eine Verschnaufpause sein, denn im Dezember 2006 fingen die gleichen Schmerzen wieder an. Der Tumor war noch da, aber angeblich nicht aktiv. Die Schmerzen wurden stärker und stärker.
Vor ca. 4 Wochen bekam er Herzrhythmusstörungen und hatte teilweise Atemnot. Es wurde wieder ein CT und ein PET gemacht und es sind neue Metastasen aufgetaucht. Einer an der Leiste und einer zwischen den Lungenflügeln, beide noch klein und unbedeutend. Das Herz, Wasser in der Lunge sowie die Schmerzen waren das große Problem. Wenig Schmerzmittel gut fürs Herz aber starke Schmerzen, viel Schmerzmittel schlecht fürs Herz. Er musste Entwässerungstabletten nehmen für die Lunge und sein Magen verkraftete die Schmerzmittel nicht mehr. Er verlor immer mehr Gewicht. Schließlich haben Ihn die Ärzte aufgegeben. Wir sollen im Juni zur Nachsorge kommen, dies hatte ein Arzt zu uns gesagt welch Hohn. Da er immer schwächer wurde und sich immer häufiger übergeben musste, war unsere letzte Hoffnung einen Morphin-Zugang über die Hauptschlagader in einer Schmerzklinik, um ein Leben mit wenig Schmerzen für die nächsten Monate zu ermöglichen. Dazu kam es leider nicht mehr, seine Ängste in Bezug auf Krankenhäuser und Ärzte, machten Ihn so unruhig, dass man Ihn schließlich sedieren musste. Die Kombination mit Morphin und Schlafmittel ließen Ihn am Samstagmorgen friedlich einschlafen. Gekämpft hat er bis zum Schluss, gelitten haben wir mit Ihm und verloren haben wir Ihn schließlich doch. Er wollte noch nicht sterben, deshalb mag ich Sätze „es war eine Erlösung für Ihn“ oder so gar nicht hören. Wir trauern nun um Ihn.

Wir haben in 4 1/2 Jahren viel gelernt und schmerzliche Erfahrungen gemacht. Häufig wurden unsere Fragen nicht beantwortet. Wir haben nicht Medizin studiert und können deshalb auch keine Beratung leisten. Wir können lediglich Tipps aus unserer Erfahrung weitergegeben an Betroffene und Angehörige.
Wir wünschen allen viel Kraft sei es Betroffene oder Angehörige.

Viele Grüße
Christoph

Geändert von gitti2002 (31.05.2015 um 22:19 Uhr) Grund: Private Daten gelöscht
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