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Alt 03.11.2006, 14:50
thomue thomue ist offline
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Standard AW: Es sieht nicht gut aus ...

Ich danke Ihnen allen für die Reaktionen auf einen Thread, der eigentlich keine konkreten Fragestellungen oder Probleme aufwarf.

Die Zeilen entstanden im Anschluss an einen Krankenhausbesuch, der mich ziemlich aus der Bahn geworfen hat. Ich wurde in meinem Leben, ganz besonders während des Zivildienstes, bereits mit Situationen konfrontiert, die bedrückend waren und die Nerven strapazierten. Keine Frage.

Aber einem gleichaltrigen, jungen Mann in die leeren Augen zu schauen, die Angst vor dem was kommen wird deutlich zu spüren und die Hoffnungslosigkeit geradezu aufzusaugen, war definitiv eines der schlimmsten Erlebnisse überhaupt.

Und ich erlebe das nur MANCHMAL. Dann und wann, längst nicht jeden Tag.

Wie müssen sich erst die verzweifelten Eltern fühlen, die, das Ende des eigenen Sohnes vor Augen, permanent in dieser Situation stecken und emotional eine unvergleichbar dichtere Beziehung haben?

Lange Zeit haben sie versucht das scheinbar Unabwendbare zu ignorieren, zu hoffen, zu beten. Wie unendlich schwer muss es sein diese Fassade, dieses Streichholzgerüst kollabieren zu sehen? Jetzt, wo die Leber anschwillt und die Metastasen bereits oberflächlich tastbar sind.

Als Jugendlicher hatte ich keinen Zugang zu den Beschreibungen eines "gnadenvollen Todes". Das war in meinen Augen absurd, war doch der Tod, ob gnadenvoll oder nicht, immerhin das Endergebnis. Es gab also kein Happy-End, keinen Hollywood-Helden, der wagemutig das Schicksal zum Besseren wenden konnte. Wie naiv. Wie ignorant.

Heute gehört mein Herz all den Patienten, die von der Bestie angefallen wurden und all denjenigen, die mit ihren Forschungen, Therapien, Pflegekonzepten, Aufmunterungen und Lebenshilfen dafür Sorgen, dass Patienten und Angehörigen, dieser bittere Weg ein wenig erleichtert wird.

Den Scharlatan hätte ich gerne in mein Auto gesetzt und direkt zur nächstgelegenen Onkologie-Station gefahren. Dort hätte er in einer großen Versammlung, Patienten, Angehörigen, Schwestern, Pflegern und Ärzten, von den Vorzügen seines Produktes berichten können. Er hätte vermutlich noch am gleichen Tag seinen Job quittiert.

Naja, das war dann schon mein zweites Posting, das ausser Gefühlsduselei wenig Inhalt hatte. Aber der Krebs und seine Folgen wecken Gefühle und ich scheue mich nicht das einzuräumen.

Liebe Grüße,

thomue.
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