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Alt 08.09.2004, 11:52
Gast
 
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Standard Trauerarbeit.....

Hallo Britta & Sonja,

vielen Dank für Eure Antworten. Ich danke Euch auch, dass ihr diese für Euch so private und wichtige Erinnerung aufgeschrieben habt.

Ich kann bei meinem Vater leider nur Vermutungen anstellen wie er sich gefühlt haben mag, denn er lag die letzten 9 Wochen und 4 Tage auf der Intensiv, war nur hin + wieder bei Bewusstsein (in welcher Form auch immer, mehr oder weniger...) und hat seit seiner OP am Anfang dieser Leidenszeit nie wieder gesprochen weil er erst im Koma lag und dann beatmet wurde. Also auch wenn er wach war konnte er nicht mit uns sprechen. Die letzten Tage vor seinem Tod war sein Bewusstsein durch verschiedene Medikamente (Morphium oder so) und das zunehmende Organversagen nicht mehr ansprechbar. Jetzt erst habe ich im Internet Informationen über die Wahrnehmungsbeeinträchtigung bei langem Intensiv-Aufenhalt und Langzeitbeatmung gefunden, vieles habe ich damals - wenn er mal "wach" war - nicht verstanden, es wurde uns wie ich jetzt erkennen kann auch nur unzureichend und mit lapidaren Kommentaren ("er ist bockig, macht nicht mit") erläutert. Ich denke jetzt die haben es sich auch sehr leicht gemacht. Aber ich muss lernen mich von diesen Gedanken zu lösen, auch die Wut auf Ärzte und unsensible Pfleger bringt ihn ja nicht zurück. Trotzdem wünschte ich, er hätte es noch in die Frühreha geschafft, vielleicht hätte man ihn noch wieder (geistig) zurückholen können, er hat sich sehr verschlossen im wahrsten Sinne des Wortes die Augen oft verschlossen, jetzt habe ich ja gelesen dass das ein bekanntes Phänomen ist und nicht "bockig".... Ach, ich fange schon wieder an damit zu hadern.... Und der Wunsch er hätte es noch länger geschafft ist ja auch egoistisch, vermutlich hätte er nur noch länger gelitten, seine Krebserkrankung war ja schon sehr fortgeschritten, auch wenn es die Komplikationen nach der OP (durch Lungenembolie) nicht gegeben hätte wäre er ja nicht wieder "gesund" geworden. Aber die Ungewissheit ist quälend, was er in all den Wochen erlitten hat, und ob er ruhig hinüber gehen konnte. Aber damit muss ich lernen zu leben. Ich kann nur hoffen dass die Medikamente ihm das gegeben haben was die Ärzte sagten, ein wohliges ganz entspanntes Empfinden, dass er hoffentlich kein allzu bedrohliches inneres Erleben in dieser Zeit und dann am Ende hatte.

Alles Gute für Euch
Kerstin
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