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Alt 31.07.2008, 20:27
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Registriert seit: 06.02.2008
Beiträge: 884
Standard AW: 3 Monate und die Trauer fängt jetzt erst an

Liebe Petra.
Du fragst dich manchmal, was du schlimmes verbrochen hast, weil dir das widerfahren ist?
Ich kann dir keine Antwort darauf geben, aber ich glaube, dass diese Frage keine Berechtigung bei dir haben sollte.
Das Leben passiert einfach - mit seinen Höhen und Tiefen. Wir haben keine Wahl als es einfach anzunehmen und das Beste daraus zu machen.
Ich glaube, das ist uns bislang allen gut gelungen - wir alle hier können und konnten das Wichtigste, das was zählt, einem lieben Menschen geben und damit sollten wir zufrieden sein. Wir können diesen Zustand nicht ändern.

Was mir allerdings spontan einfiel, als ich deinen Satz las, war folgendes - mein Papa erzählte es mal:
Mein lieber Papa war aus erster Ehe verwitwet mit 4 kleinen Kindern. Der jüngste war grade 1,5 Jahre alt - die Älteste 11.
Als mein Papa (Prostestant, nicht gläubig) sich mit einem katholischen Pfarrer unterhielt und ihn fragte, was er denn verbrochen hätte, dass der liebe Gott ihm seine gute Frau und den Kindern die liebende Mutter genommen hätte, antwortete dieser: Jeder bekommt DAS aufgebürdet, von dem Gott glaubt, dass er es schafft.

Tja... ich war im ersten Moment sprachlos - mein Papa belächelte die Situation, die er damit beschrieb und sagte mir: In der Bibel steht auch "Du sollst glauben..." - das heißt, du sollst glauben, dass es so war, wie es dort steht.
Mir sind keine Beweise für die Existenz und das geführte Leben von Jesus bekannt, aber ich erkläre mir das alles so: die Menschen brauchen einen Glauben, dem sie sich anvertrauen können. Und da viele von ihnen seit Jahr und Tag fast von und mit der Bibel leben und erwachsen wurden, glauben sie das, was da geschrieben steht. Andere glauben an andere Dinge, die ihnen Halt geben.
Und trotzdem finde ich die Frage meines Papas an den Pfarrer nicht beantwortet. Zumal kaum ein Mensch diese Krankheit "schafft".

Du darfst dich niemals für irgendetwas schuldig fühlen, weil dein lieber Papa diese Bürde auf sich nahm.

Ich bin auch davon überzeugt, dass selbst bei mir die Phase der temporären unendlichen Trauer mal wiederkommt. Silvester jährt sich Papas Todestag. Obwohl es ein schreckliches Datum ist (wie jedes schreckliche Todesdatum), finde ich dieses Datum irgendwie magisch. Magisch für Papas letzte Reise.
Ich schrieb in meinem Erfahrungsbericht, dass Papa immer ein ordentlicher, korrekter und sehr gerechter Mann war, der uns mit viel Liebe erzogen hat.
Mit diesem Datum hat nicht nur das Jahr 2007 geendet - es hat auch Papas Leben geendet bzw. seine Reise hinter den Horizont begonnen. Sauber und korrekt schloss er das verdammte Jahr ab, damit seine Lieben in ein neues, freieres, glückliches und kraftvolles Leben starten können.
Was Mama und ich an diesem Jahrestag machen werden, weiß ich noch nicht... vielleicht mit ihr zusammen um 0.00 Uhr ein Feuerwerk zum Gedenken an unseren geliebten Papa anschauen, zahlreiche Tränen vergießen und ihm in die Sterne schicken, dass wir ihn unendlich lieben.

Wie begehst du, liebe Petra, den Todestag deines Vaters?
Gibt es Rituale für dich und/oder deine Familie?

Liebe Grüße und
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Alles Liebe.
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Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007

Geändert von Annika0211 (31.07.2008 um 20:34 Uhr)
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