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Alt 26.02.2014, 20:46
Caput Caput ist offline
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Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo,

auch ich habe meine geliebte Mama verloren. Meine Mutter starb im Juni 2012 im Alter von 61 Jahren an Eierstockkrebs, zu der Zeit stand ich kurz vor meinem 31. Geburtstag. Ich bin Einzelkind und so haben nur mein Vater und ich sie auf diesem letzten Weg begleitet. Meine Mutter lebte nach der Diagnose nur noch knapp 9 Wochen. Zeit um sich mit der Situation auseinanderzusetzen gab es da keine und so muss ich mir eingestehen, dass mich der Tod meiner Mutter auch heute noch sehr belastet.

Leider mochte meine Mutter nicht über ihre Krankheit oder den möglichen Tod sprechen. Ich hatte damals für diesen Sommer meine Hochzeit geplant und sie arbeitete nur daraufhin das noch mitzuerleben. Das durfte sie leider nicht mehr. Bei den letzten Besuchen lag es mir so oft auf den Lippen – ich hätte mich so gerne von ihr verabschiedet. Aber sie mochte sich nicht offen vor uns mit dem Tod auseinandersetzen, jedenfalls nicht zu Beginn ihrer Leidensgeschichte. Später gab es nicht wirklich mehr Gelegenheit dazu und ich glaube sie hat meinem Vater dieses Gespräch auch nicht zugetraut – er hatte mich auch gebeten, sie in seinem Beisein nicht darauf anzusprechen. Heute mache ich mir deswegen schwere Vorwürfe und nehme das Verhalten auch meinem Vater übel. Die erste Zeit nach dem Tod meiner Mutter verspürte ich so eine Art Erleichterung, ihr Leiden war vorbei und ich muss zugeben, dass mich die Zeit auch körperlich sehr mitgenommen hat und ich in der ersten Zeit nach dem Tod einfach wieder auftankte. Gefühlsmäßig fühlte ich mich völlig leer, so dass ich nach außen hin bestimmt wirkte, als ob ich das alles „gut wegstecke“. Nach 2-3 Monaten, als der Alltag wieder einkehrte, begann bei mir erst das richtige Trauern und Einsamfühlen, das war auch die Zeit in der die Selbstvorwürfe fast unerträglich stark wurden.

Ich habe dann zweimal von ihr geträumt. In meinem Traum hatte sie schon die Diagnose und stand kurz vor ihrer OP. Wir haben uns darüber unterhalten was alles passieren kann. Sie gab mir Instruktionen was in ihrem Sinne ist und wir haben uns verabschiedet. Als ich morgens aufwachte musste ich echt überlegen, ob das die Erinnerung an ein wirklich geführtes Gespräch war oder nur ein Traum – es wirkte so echt! Es war natürlich nur ein Traum, aber meine Selbstvorwürfe sind seitdem erträglicher.

Was mich noch interessieren würde, wie verhält sich bei euch der überlebende Partner, falls vorhanden? Wie ist euer Verhältnis zu diesem, bzw. was hat sich nach dem Tod in eurer Beziehung zu ihm verändert? Ich hing früher sehr stark an meinem Vater, was allerdings schon vor der Erkrankung meiner Mutter nachgelassen hatte. Seit dem Tod meiner Mutter ist mein Verhältnis zu ihm (und dem Rest der Familie) völlig zerrüttet, da ich ihm sein Verhalten während der Erkrankung meiner Mutter teilweise übel nehme und da er sich nach dem Tod meiner Mutter meines Erachtens sehr pietätlos verhalten hat. Eigentlich war ich immer stolz auf meine Familie und dachte, dass wir alle im Angesicht dieser Diagnose näher zusammenrücken würden – aber dem war nicht so. Wie ist das bei euch gelaufen?

Traurige aber dennoch liebe Grüße K.
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