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Alt 23.01.2005, 08:56
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Standard Nierentumor und Metastasen in der Lunge

Liebe Alina,


auch ich bin Krankenschwester mit jahrelanger "Intensiv"-Erfahrung - und ich kann verstehen und nachvollziehen, in welches Loch Deine Mutter nach der Diagnose trotz ihres möglichen Wissens als Krankenschwester gefallen ist. Denn auch für eine "wissende Krankenschwester" (oder vielleicht gerade deshalb) gibt es nach einer solchen Diagnose erst einmal riesige Emotionen und Ängste, die aus dem hervorgerufen werden, was man in dem Beruf erlebt hat,und NICHT die Logik. Deshalb kann ich Dir nur empfehlen, Deiner Mutter bei diesen Emotionen beizustehen und auch ihre Ängste bezüglich einer Lungenmetastasierung ernst zu nehmen.

Sofern Du es möchtest, kann ich Dir anbieten, Deine Fragen außerhalb dieses Forums zu beantworten. Vielleicht kannst Du Dir über meine Art und Weise ein Bild verschaffen, indem Du vielleicht einfach einige meiner Beiträge aus der Vergangenheit nachliest. Die findest Du z.B. hauptsächlich unter "Niere raus-Tumor raus - was nun". Allerdings gibt es unter diesem Namen 2 Threads. Der, in dem ich am Meisten geschrieben habe, befindet sich unter Nierenkrebs auf Seite 4.

Solltest Du dann der Meinung sein, das meine Informationen für Dich hilfreich sein könnten, kannst Du mich unter incoCare@gmx.de direkt an-mailen.

Wenn Du Dich fragst, warum ich so reagiere, dann gibt es dafür den Grund, dass ich hier nicht WIEDER einmal eine Diskussion mit Rudolf ausfechten möchte.

Zu Deiner persönlichen Information möchte ich nur folgendes anmerken:

Ich halte es für absolut gefährlich, Rudolfs Informationen, man könne beim metastasierenden Nierenzellkarzinom noch durchaus 3 oder mehr Jahre leben, O H N E T H E R A P I E, wenn man nur W O L L E, zu folgen. Ich möchte davor warnen, diese Aussage ernst zu nehmen.

Es gibt aus der Schulmedizin statistische Mittelwerte, die ich hier nicht näher erläutern möchte, weil es evtl. wieder zu einer Diskussion führen könnte. Mir ist bekannt, dass diese Mittelwerte eine sehr hohe Spannbreite haben, wenngleich man bei diesen Werten das Gros der Patienten genommen hat. Und natürlich ist jede Statistik dazu da, sie zu schlagen.

Ich kann Euch nur dringend empfehlen, diese o.g.Aussage von Rudolf als absoluten Unsinn und absolut gefährlich zu betrachten.

Desgleichen die Aussage, dass man evtl. von diesen 3 oder mehr Jahren eine gewisse Zeitspanne abziehen könnte, wenn man nicht wolle. Ich glaube, es gibt (fast) KEINEN Patienten, der NICHT LEBEN will.


Welche Schuldgefühle können aufkommen bzw. bleiben, falls die Erkrankung einmal fortschreiten sollte.

Beim Patienten: Habe ich vielleicht nur nicht genug GEWOLLT ???

Beim Angehörigen: Habe ich ihn vielleicht nicht genug unterstützt, ermutigt etc. - zu WOLLEN ???

Natürlich ist eine positive Einstellung zur Erkrankung erforderlich, um ihren Verlauf evtl. günstig beeinflussen zu können. Aber über das, was Rudolf bislang immer geschrieben hat (z.B. ...."ich habe beschlossen, zu leben" ...)
und den WILLEN zu leben derart überbewertet hat, ist in der Psychologie der Onkologie sehr viel diskutiert worden. Man hat festgestellt, dass Patienten mit diesem Erwartungsdruck maßlos überfordert und teilweise maßlos unter Druck gesetzt wurden.

Liebe Alina,

vielleicht verunsichert Dich das, aber sei gewiß, dass es Möglichkeiten gibt, selbst bei einem metastasierten Nierenzellkarzinom das Leben Deiner Mutter über viele Jahre verlängern zu können. Es gibt Mittel und Wege. Vielleicht möchte auch Deine Mutter mit mir von Krankenschwester zu Krankenschwester kommunizieren (es gibt auch Telefon) - ich würde mich darüber freuen. Biete es ihr doch einfach an.

Ich hoffe, wir hören voneinander und wie gesagt:
Ich stehe Dir gerne für konkrete Fragen oder Ängste zur Verfügung.

Liebe Grüße

Ulrike


N.B.: Diskussionen über Rudolfs o.g. Aussage in seinem Beitrag vom 22.1.05, 10.02 h, möchte ich an dieser Stelle nicht führen, um Patienten, Angehörige, Mit-Lesende etc. nicht vom Krebskompass abzuschrecken, indem sie das Bild erhalten, es handele sich hier um ein "Streit-Forum", aus dem keine Hilfe bezüglich ihrer Fragen, Ängste, Informationssuche etc zu erwarten ist.
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