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Alt 07.03.2013, 20:12
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Liebe Nina,

schon wieder so eine Gemeinsamkeit... Ich liebe diese "Mensch"-CD von Herbert Grönemeyer. Immer wenn ich "Mein Weg" höre, muss ich weinen. Früher schon und heute natürlich besonders... Und letztes Jahr im Juli war ich auf einem Konzert von Herbie und da hat er all diese Songs gespielt und ich habe auch weinen müssen. Bei "Mensch" und auch bei dem Weg...

Es ist gut, wenn du das zulassen kannst. Ich habe eigentlich auch immer nur weinen können, wenn ich mit mir allein war. Meistens abends oder wie du auf der Fahrt zur Arbeit. Manchmal habe ich mich auch über mich selbst gewundert, wie gut ich nach außen funktionierte, wie routiniert ich meine Arbeit erledigte. Abends saß ich dann oft hier und habe geweint, sehr viel gegrübelt und nachgedacht, meine Gedanken und mein ganzes Sein kreiste um meinen Vater und oft verspürte ich so starke Sehnsucht nach ihm, dass es fast körperlich schmerzte. Teilweise hatte ich auch Angst, in dem Strudel der Trauer zu versinken und nicht mehr auftauchen zu können. Aber ich wollte das alles möglichst bewusst wahrnehmen und zulassen. Aushalten, hindurchgehen... und wieder auftauchen.

Wir hatten auch eine Andacht der Palliativstation im Krankenhaus im April 2012. Die war wunderschön, die Andacht! Es hat so gut getan. Alles war so stimmunsgvoll und wir durften all diejenigen beim Namen nennen, um die wir trauerten. Ganz viele Kerzen brannten und die Texte, die verlesen wurden, waren sehr, sehr tröstlich. Ich denke, deiner Mama und dir wird das gut tun. Ich finde es so lieb von euch, dass ihr beiden euch so viele Gedanken macht um den Arzt und die Schwestern und wie ihr ihnen eine Freude bereiten könnt, obwohl ihr beiden doch selbst so am Boden seid...

Ja, die Krankheit deines Papas hat dich verändert und auch der Tod und der Abschied. Du hast deinen Papa in dieser schweren Zeit bedingungslos begleitet und das hat dein Leben sicherlich verändert und vor allem deinen Blick auf das Leben... Heute sehe ich das alles als eine Art Geschenk, da ich versuchte, einen Sinn in dem zu finden, was geschehen ist. Der Tod meines Papas hat mir gezeigt, wie tief meine Liebe und Verbundenheit zu meinen Eltern sind und was mir wirklich wichtig ist im Leben. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich versuche, das beizubehalten und ertappe mich zwar, dass ich bisweilen in alte Verhaltensmuster zurückfalle, doch dann sage ich mir, es hat keinen Wert sich über so banale Dinge aufzuregen oder an ihnen festzuhalten. Und dann besinne ich mich wieder auf das, was wirklich zählt.

Ganz liebe Grüße und schlaf schön
Miri
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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